Mittwoch, 19. Januar 2022

Überraschungstour zum Schöber

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Was fängt man mit einem Januartage an, an dem der Nebel wie ein Leichentuch ausgebreitet über der Landschaft liegt? Man möchte keine Tour verballern, die für schönere Tage reserviert ist. Eine Idee wäre es zum Beispiel, sich einmal die neue Touristenbrücke über den Schöberpass anzusehen, die im Herbst 2021 fertiggestellt wurde. Die Passstraße, die den Kamm des Lausitzer Gebirges zwischen Finkenkoppe (Pěnkavčí vrch) und dem Schöber "Šébr" quert und die bereits in den Jahren 1794-1797 als Reichsstraße zwischen Böhmisch Leipa (Česká Lípa) und Rumburg (Rumburk) angelegt wurde, passiert täglich eine immense Fahrzeuglawine. Für Fahrradfahrer und Wanderer, die auf dem Kammweg (Hřebenovka), der vom Lausitzer Gebirge ins Altvatergebirge führt, unterwegs sind war die Überquerung der Straße an dieser unübersichtlichen Stelle nicht ganz gefahrlos, so dass schon lange Planungen für einen sicheren Übergang bestanden. Im Oktober letzten Jahres wurde die Brücke in Betrieb genommen.

Wir beginnen unsere Wanderung in Waltersdorf am Pflegeheim „Lazarus“. Straße und Wege sind vereist, das kann ja heiter werden! Ab Ottoberg allerdings liegt eine geschlossene Schneedecke, die an Mächtigkeit während des weiteren Anstieges zum „Schwarzen Tor“ zunimmt. Trotzdem herrscht gedämpfte Stimmung, denn im Nebel zu Laufen macht nun wirklich keinen Spaß. Wir passieren unterhalb des Gipfels die Finkenkoppe

„...an der Grenze des Rumburger Bezirkes, erhebt sich die breite Haube der Finkenkoppe fast zur gleichen Höhe wie die Lausche (789). Der höchste Gipfel mit feinen unförmlichen Felsblöcken von sturmzerzausten Tannen und Buchen bestanden, sieht wild genug aus. Nur von der niederen Terrasse hat man einen lohnenden Blick nach Osten; oben ist alles bewaldet.“ (Heimatkunde der Gerichtsbezirke Deutsch Gabel und Zwickau i.B., 1925)

Im Jahre 1909 wurde am Gipfel eine Schutzhütte eröffnet, von der aber heute nichts mehr zu sehen ist. Die Höhenangaben zu Lausche (793) und Finkenkoppe (792) wurden inzwischen angepasst.

Der überwiegende Teil der Gruppe lehnt des Wetters wegen den kurzen Aufstieg zum Gipfel ab. Das war ein Fehler, denn innerhalb weniger Minuten reißt der Nebel auf, das Blaue tritt hervor und wir erleben einen märchenhaften Winterwald. Das Wetter hält an und beschert uns für den Rest des Tages großartige Stunden. Vorbei geht es am Fünfkirchenstein (Pětikostelní kámen) zum Schöberpass. Wir bewundern das stabile Brückenbauwerk über die Straße, welches wir sogleich einmal testen. Wir sind uns auch gleich einig, dass wir das Stück bis zur Sophienaussicht (Vyhlídka Sofie) am Schöber noch zurücklegen wollen, denn von diesem kleinen Nebengipfel gibt es herrliche Aussichten auf die umliegende Bergwelt, vor allem auf die Finkenkoppe und den Friedrichsberg (Bourny).

Dem einen oder anderen wird der Begriff „Schöberlinie“ schon einmal begegnet sein, deren Namensgebung auf den ansonsten unspektakulären Schöber zurück geht. Es handelt sich dabei um den Teil des Tschechoslowakischen Verteidigungswalles, der sich von Herrnskretschen (Hřensko) bis Pankratz (Jitrava) im Lausitzer Gebirge erstreckt und dessen Bunker zahlreich in den hiesigen Wäldern anzutreffen sind. Näheres dazu erfährt man hier.

Auf dem Rückweg geht es noch einmal über die Brücke, weiter vorbei am Friedrichsberg (Bouřný) zum Lauschkamm. Durch die großen Kahlschläge öffnet sich der Blick auf die zauberhafte Winterlandschaft, die durch die Lausche gekrönt wird. Zurück auf deutscher Seite überwältigt uns sofort der Eindruck, dass wir wieder einmal alles richtig gemacht haben, denn hier hängt immer noch etwas Nebel über dem Land.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Am Ottoberg


Auf dem Weg zur Finkenkoppe




Am Gipfel der Finkenkoppe. Schlagartig ändert sich das Wetter










Der Fünfkirchenstein



Das neue Bauwerk



An der Sophienaussicht













Blick zum Tannenberg (Jedlova)





Das langgezogene Massiv der Finkenkoppe



Der Nesselberg (Kopřivnice)


Die Lausche


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