Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Wanderung auf dem Goldenen Burgensteig (Zlatá stezka Zemí hradů),
Nachdem dem wir die historischen Trassen Kegelweg (Kuželovka), Rautenweg (Diamantka), Kammweg (Hřebenovka) und Matoweg (Stezka Josef Matouschek) in den nordböhmischen Gefilden mit Begeisterung bewandert haben und nun dachten, die Möglichkeiten wären damit erschöpft, stießen wir rein zufällig auf das Projekt „Goldener Burgensteig“ (Zlatá stezka Zemí hradů). Also raffen wir uns auf und setzen die alternden Knochen noch einmal in Bewegung. Diese Wanderung, aufgeteilt in 4 Etappen, verbindet die interessanten Burgen und Burgruinen im westlichen Teil des Böhmischen Mittelgebirges, also linksseitig der Elbe. Wir durchwandern dabei eine atemberaubende Landschaft. Die Historie der jeweiligen Burgen mögen wir hier nicht thematisieren. Wir könnten das auch nur abschreiben, so dass wir den geneigten Leser auf die jeweiligen Links verweisen.
Erster Tag
Bei der Anreise zum Böhmischen Mittelgebirge gingen zunächst Sturzbäche auf uns nieder. Das versprach nichts Gutes. In Budin, wo wir unsere Wanderung starten, hat der Regen zunächst einmal aufgehört, so dass wir die Schutzkleidung im Rucksack verstaut lassen können, ein paar Stunden später erleben wir einen goldigen Herbsttag. Mit einer Ausnahme ist es eine reine Flachetappe, die an der Wasserburg Budin (Burg Budyně) beginnt und uns zunächst zu dem an der Eger gelegenen Schloss Liboch (Liběchov) bringt. An Montagen, wie heute, sind die meisten tschechischen Schlösser geschlossen. Das trifft uns besonders an der Hasenburg (Hazmburk), jene unübersehbare Landmarke, die aus der Ebene herausragt und in ihrer Erscheinung ein wenig an die Ruine Trosky (Trosky) erinnert. Es ist ein langer, nicht all zu schwerer Anstieg zu dem alten Gemäuer. Der Himmel hat sich unterdessen abgeräumt, so dass sich von den Hängen um die Burg schönste Aussichten auf die Kegelberge des Böhmischen Mittelgebirges bieten. Wir übernachten in der Penzion Klášter in Töplei (Teplá). Wir finden in Töplei und Umgebung kein Restaurant für das Abendessen und fahren schon einmal vor nach Kotzauer (Kocourov) in die gleichnamige Pension (Penzion Kocourov), in der wir am nächsten Abend übernachten werden. Die Zimmer weisen einen einfachen Standard auf, aber das Restaurant bietet ein Angebot auf hohem Niveau, was allabendlich ein volles Haus und gute Stimmung garantiert.
Den GPS-Track zur ersten Etappe findet man hier.
2. Tag
In der Nacht hat es geregnet. Im Laufe des Vormittags zieht die Regenfront ab. Die Wege sind infolgedessen ziemlich glitschig, so dass es manch einen zu Boden streckt. Als wir die Burgruine Kostial (Košťál) erreichen, kommt die Sonne heraus, so dass sich ein gewaltiges Panorama völlig entfalten kann. Die Laubfärbung tut ihr Übriges dazu. Der weitere Weg beschert uns ein ziemliches Auf und Ab an diesem Tage. Zunächst geht es hinunter nach Watislaw (Vlastislav). Dort erwartet uns die Burgruine Skalken (Skalka), deren Turm – obwohl im Tale stehend – weithin sichtbar ist. Von Kostial aus war in der Ferne ebenfalls schon die Ruine der Burg Woltarschik (Oltářík) zu sehen, die kühn auf einem Basalthügel thront. Von Watislaw geht es nun in langem Anstieg zu dieser hinauf. Unter der Burg breitet sich wieder die romantische, vulkanische Hügellandschaft aus. Eigentlich meinen wir nun, am heutigen Tage alles gesehen zu haben, was wichtig ist, gesehen zu werden. Allerdings liegt am Wege noch der Berg Horst, auch Hora genannt (Lipská hora), der von unten gesehen sein drohendes Profil erscheinen lässt. Die Begehung möchten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Beim Einstieg haben wir allerdings nicht geahnt, dass uns ein knüppelharter Steig erwartet, der wohl zu den steilsten in unserer Region gezählt werden darf. Dafür bietet sich oben ein grandioser Ausblick, auch zu den ferneren Bergen Rannayer (Raná), Hoblik (Oblík) und Borschen (Bořeň). Mit innerer Zufriedenheit lassen wir uns für die letzten Kilometer nach Kotzauer gehörig Zeit und genießen die herrlichen Aussichten zurück auf die vulkanische Bergkette, über die wir heute gewandert sind.
Den GPS-Track zur zweiten Etappe findet man hier.
3.Tag
Zum Goldenen Burgensteig gehörend wird die Burg Kostenblatt (Kostomlaty) genannt. Wie sich die strategischen Planer des Steiges die Erreichbarkeit dieser Burg gedacht haben, bleibt deren Geheimnis, es sei denn, man mutet dem Wanderer eine Gewaltetappe zu. Wir entscheiden uns für eine Rundwanderung von Kotzauer aus und kehren am Abend dahin zurück. So lässt sich auch der Milleschauer (Milešovka) Berg in die Tour mit einbinden. Bedauerlicherweise regnet es gerade jetzt aus dichtem Nebel heraus. Das am Wege liegende Schloss von Milleschau (Milešov), erbaut auf den Resten einer alten Burg, dient heute als Seniorenheim. Am Gipfel des Milleschauer angekommen, zeigt im Berggasthof (in dem wir glücklicherweise 5 Plätze ergattern können) das Thermometer 3,8°C. Das hält harte Naturen – Männlein als auch Weiblein (ob Diverse auch darunter waren, ließ sich nicht ohne weiteres feststellen) - nicht davon ab, an diesem Tage einen 17 km langen Berglauf zum Gipfel zu absolvieren. Frierend und durchnässt erstürmen die Kämpen den Gipfel. Auf unserem weiteren Weg nach Kostenblatt hört es auf zu regnen. Gerade zur rechten Zeit, als wir die Ruine erreichen, erscheint die Sonne. Die Ruine wurde saniert, der Turm ist begehbar, tolle Aussicht von hier oben. Während des Rückweges entschädigen uns schöne Blicke auf Kostial, Woltarschik und Horst in der abendlichen Sonne für das anfänglich schlechte Wetter.
Den GPS-Track zur dritten Etappe findet man hier.
4. Tag
Der letzte Tag ist angebrochen, noch warten zwei Burgen auf uns. Zuerst die Burg Scharfenstein auf dem Wostrey (Ostrý), unweit von Kotzauer. Kaum sind noch Reste von ihr zu finden, denn sie wurde zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen. Das ehemalige Burgareal, umgeben von aufragenden Phonolithsäulen, sorgt für ein abenteuerliches Ambiente. Wir sind in Kotzauer bei dichtem Nebel gestartet, der sich im Tal weiter hält. Über der Nebelschicht erheben sich Milleschauer, Kletschen (Kletečná) und Horst. Jetzt, Anfang Oktober blüht hier am Gipfel des Wostrey eine Kastanie, gleichzeitig trägt sie ihre Früchte. Man möchte noch gerne hier verweilen, aber auf uns wartet noch die Wopparner (Opárno) Burg, deren Reste auf einer Anhöhe ruhen, von der man einst den Zugang zum Wopparner Tal kontrollieren konnte. Final erfolgt der Schlussanstieg zum Lobosch (Lovoš), der von Westen relativ leicht zu erklimmen ist. Statt der früher bewirtschafteten Bergbaude erwartet uns ein unromantischer Getränkeautomat. Der Ausblick auf die hinter uns liegende Bergwelt ruft die schönen Erlebnisse der letzten Tage noch einmal wach, aber die unter uns liegende uncharmante Industriestadt Lobositz (Lovosice) nebst Elbgestade lässt uns jedoch den Abschied von der Tour leicht fallen.
Man könnte die Wanderung jenseits der Elbe fortsetzen, von Groß Tschernosek führt der Weg über die Burg Kamaik (Kamyk) bis zur Ruine der Rohnburg (Ronov). Er folgt in etwa dem Verlauf des Kegelweges, den wir bereits begangen haben, so dass wir uns wahrscheinlich auf dieser Trasse nicht wiedersehen werden. Insgesamt haben wir ca. 80 km auf dem Goldenen Burgensteig zurückgelegt und knapp 3.000 Höhenmeter eingesammelt. Es ging uns doch noch ganz gut dabei.
Leider ist die Beschreibung des 4. Tages nicht angekommen. Bitte noch nachtragen. Björn
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