Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Die Erinnerung an eine schöne Frühlingswanderung vor ein paar Jahren in den Vorbergen des Isergebirges noch im Kopfe habend, wollen wir nun noch ein paar weiße Flecken auf der Karte tilgen und einige neue Wege um die alte Trasse herum erkunden, zumal von den Höhen um Bad Liebwerda (Lázně Libverda) und Haindorf (Hejnice) schöne Aussichten auf die umgebenden, noch schneebedeckten Iserberge zu erwarten sind. Zwar haben wir gerade auf Sommerzeit umgestellt, aber die düstere Stimmung am Morgen ist darauf nicht zurückzuführen. Vielmehr hat sich über Nacht wieder zäher Dunst über das Land gelegt, also genau das Richtige für eine Bergpartie.
Vom Bahnhof Mildeneichen (Lužec) wandern wir zunächst am Waldrand des Höllberges (Pekelský vrch) nach Karolinthal (Peklo). Hinter den Rinderställen führt ein Weg hinauf auf die Höhen. Die Rinder versammeln sich derzeit noch erwartungsvoll in und um ihre Stallungen, später werden sie auf den Koppeln unterwegs sein, die wir jetzt noch ungestört durchwandern können. Ein aussichtsreicher Weg führt hinüber nach Überschar (Přebytek), Gelegenheit also, den Wanderfreunden einmal zu erklären, welche Berge hinter dem Dunstschleier jetzt zu sehen wären, beispielsweise Tafelfichte (Smrk) oder Käuliger Berg (Klínový vrch). Beim kleinen Riesenfass (Obří sud) sieht auch alles sehr mau aus, es öffnet für Gäste erst im April. Aber siehe da, in dem keinen Kiosk daneben wartet ein älterer Herr auf Kundschaft und so gibt es, je nach Gusto, heiße oder kalte Getränke, Oblaten, Landkarten etc. Im Tal liegt Bad Liebwerda . Das Tal wird auf der gegenüberliegenden Seite von einem Seitenkamm des Isergebirges begrenzt, der von den Katzensteinen (Kočičí kameny) kommend sich zu Tale zieht. Auch von diesem Bergrücken sind normalerweise schöne Aussichten über das Wittigtal hinweg zum Nordkamm des Isergebirges zu erwarten, wo sich Wittigberg (Smědavská hora), Friedländer Zinne (Frydlantske Cimburi), Taubenhaus (Holubnik) und die Hemmrichgruppe mit dem Buschullersdorger Spitzberg (Špičák) an einander reihen. Das eigentliche Ziel unserer Wanderung ist aber ein unscheinbarer Berg zwischen Mildeneichen und Haindorf, der Niederbauersberg (Na Chatkach).
„Wie die Ortsgeschichte von Haindorf meldet, war der Niederbauersberg schon in alter Zeit ein vielbesuchter Punkt. Damals hausten hier durch Jahrhunderte Eremiten, die die Wallfahrer in Maria Heimsuchung empfingen u. hinaus begleiteten und hier auf dem weitschauenden Berge, beim Einsiedelsteine, ihre Klause hatten. Der herrliche Rundblick von hier aus zieht jahraus jahrein ungezählte Fremde, Touristen u. Sonntagswanderer an. Die Errichtung einer Labestation daselbst wäre ein dringendes Bedürfnis und sollte eine Forderung der Hebung des Fremdenverkehres sein, der man mit allem Nachdrucke zum Durchbruche verhülfe. Oft und oft hört man von Besuchern den Mangel. Als im Jahre 1914 hinter dem Einsiedelsteine eine Freilichtbühne errichtet wurde, erstand daselbst auch eine Schankstätte, die leider beim Abbruche des Waldtheaters mit verschwand. Kurze Zeit unterhielt hier der Hotelier Herr Alfred Maier eine Labestation, die aber auch eingestellt worden ist, was vielfach Befremden unter den Naturfreunden hervorgerufen hat.“ (Friedländer Zeitung, 41, 1935)
Lange Zeit war der Niederbauersberg in Vergessenheit geraten. Im Jahre 2018 wurde der Zugang zu dem am Gipfel befindlichen Granitfelsen wieder hergerichtet. Seitdem genießt man einen schönen Panoramablick über das Haindorfer Tal hin zu den umgebenden Bergen des Isergebirges, unten zentral im Dorf gelegen die Haindorfer Wallfahrtskirche. Nur die Einrichtung einer Labestation hat man wieder einmal vergessen.
Unterhalb des Niederbauersberges liegt Ferdinandsthal (Ferdinandov), hier rauschen der Weiße (Bílý Štolpich) und der Schwarze Stolpichbach (Černý Štolpich) schön mäandernd zu Tale. Sie vereinigen sich in der Nähe der hübschen Pension Hubert. Am Ende der Tour wandern wir noch ein kleines Stück auf dem „Alten Pilgerweg“, an welchem einige schön restaurierte Bildstöcke zu bewundern sind.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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