Dienstag, 14. Juni 2022

Wanderung zum Polzen-Wasserfall

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Das Schöne an unserer Gegend ist, dass man immer wieder Neues kennenlernt an Stellen, an denen man es nicht vermutet. Es mag auch sein, dass es daran liegt, dass man nirgendwo entsprechende Hinweise darauf findet. Zweimal erlebten wir das auf unserer heutigen Wanderung.

Eigentlich wäre der Jahresbesuch am Silberstein (Stříbrník) fällig. Das will aber heute aufgrund der Länge der Tour nicht so richtig passen. Wir starten in Seifersdorf (Žibřidice) unmittelbar unterhalb des Silbersteins und lassen diesen aber links (also heute rechts) liegen, tröstlich, dass noch ein wenig Dunst über der Landschaft liegt. Erstes Ziel ist Audishorn (Útěchovice), überraschend hier die alte sanierte Papiermühle, die ursprünglich als Getreidemühle diente; erbaut wurde sie in den 1780er Jahren. Das barocke Gebäude ist als technisches Denkmal geschützt. Audishorn ist heute Ortsteil von Hammer am See (Hamr na Jezeře), bis 1945 ein beliebter Kurort, in dem so manche üppige Villa entstand. Kein Wunder, so wie der Ort malerisch am See gelegen ist, umgeben von den markanten Hügeln des Dewin (Devin), des Spitzberges (Hamerský Špičák), des Krassaberges (Chrastenský vrch). Am Horizont erhebt sich malerisch der Jeschken. Für eine Einkehr ist es eigentlich noch zu früh, aber dem werbenden Winken des Wirtes vom Hotel „Pacifik“ können wir dann doch nicht widerstehen und wer weiß, was der Tag noch bringt? Es soll heiß werden und da kann die Auffüllung von Flüssigkeit nicht schaden.

Ein Aufstieg zu den mächtigen Resten der Burg Dewin ist heute eigentlich nicht geplant, aber da einige Wanderfreunde die alte Veste noch nicht kennen, legen wir kurz entschlossen einen Abstecher dahin ein, immerhin soll es eine der schönsten Burgen Nordböhmens gewesen sein. Der Burgvorhof mit eingeschränkter Aussicht auf den Hammer Teich ist nun gleich wieder Anlass, ein paar Vorräte aufzubrauchen, Flüssigkeiten vor allem schleppt man ungern durch die Gegend. Die Neulinge besichtigen währenddessen das Burggelände.

Nun aber ist das Ziel unserer Wanderung nicht mehr weit. Ein wenig bin ich mir unsicher, ob das überhaupt so ohne weiteres erreichbar ist. Man muss nämlich den Polzen (Ploučnice) überqueren, findet auf der Karte aber keine markierten Wege. Zu unserer Überraschung löst sich das Problem ganz einfach. Der Polzen, der normalerweise ziemlich eben seine Bahn zieht, durchfließt hier ein zauberhaftes kleines Waldtal und der Weg ist sogar markiert. Man sollte aber nicht davon ausgehen, dass dies zu jeder Zeit möglich ist. Nämlich dann, wenn das Flüsschen nach der Schneeschmelze oder bei Regen hohes Wasser führt, dürfte der Weg nicht passierbar sein. Eindrücklich erkennt man das an einer Stelle, an welcher der Polzen einen mächtigen Mäander ausgewaschen hat. Ein Stück davon entfernt kommt uns das Wasser über einen kleinen Wasserfall entgegengeschossen und fällt etwa 2 Meter in die Tiefe, ein unerwartetes, hübsches natürliches Kleinod in der Landschaft. Nicht mehr weit ist es von hier bis zum Krassa Teich (Chrastenský rybník), der ebenfalls mit dem Jeschkenmassiv im Hintergrund ein wundervolles Panorama abgibt. Gastronomie haben wir hier leider noch nie erlebt, nur zwei alte Kioske künden davon, dass es vielleicht zumindest in der Ferienzeit ein bescheidenes Angebot gibt.

Es wird nun Zeit, an den Rückweg zu denken. Wir nehmen zunächst Kurs auf den Krassaberg, der mit seinen steilen Flanken so aussieht, als sei er unbegehbar. Ist er nicht, wir waren schon oben. Vorbei an den ersten Grundstücken von Merzdorf (Břevniště) schlagen wir den langen (bedauerlicherweise dauernd ansteigenden) Weg zur Goldene Anhöhe (Zlatá výšina) ein. Auf dem letzten Stück werden die Wegverhältnisse etwas undurchschaubar, aber man muss da durch, will man den herrlichen Weg über die ausladenden Wiesen hinunter nach Seifersdorf treffen. Und das lohnt sich. Sobald man den Wald verlassen hat, entfaltet sich ein liebliches Panorama mit dem Johnswald (Janovický les) und dem Höhenzug des Lausitzer Gebirges. Den Silberstein erblicken wir nun einmal aus einer ganz neuen Perspektive. Das Landschaftsbild ist so schön, dass die Mannschaft sich ganz spontan zu einer längeren letzten Rast niederlässt. Den restlichen Weg hinab nach Seifersdorf kann man in vollen Zügen genießen. Man überblickt dann noch das Tal des Jeschkenbaches (Ještědský potok) bis hin zum Jeschken (Ještěd).


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Unterwegs zwischen Seifersdorf und Audishorn













Papierteich und Papiermühle in Audishorn



Hotel Pacific


Der Hammer Teich





Rundgang durch die Ruinen der Burg Dewin








Der spitzige Hammer Spitzberg


Der Kunze Teich


Der Krassa Berg



Das Polzental mit Wasserfall






Am Krassa Teich




Hinauf zur Goldenen Anhöhe





Über weite Wiesen zurück nach Seifersdorf







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