Sonntag, 23. Juni 2024

Wanderung in die Gegend der Teufelsmauer

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich,  Zittau-Hörnitz


Vor längerer Zeit wanderten wir zur Teufelsmauer und waren völlig überrascht, als wir bei dieser Gelegenheit auf den Sabertberg (Zábrdský kopec) stießen. Es ist die richtige Jahreszeit, dieser Gegend wieder einmal einen Besuch abzustatten.

Hinter den Toren von Oschitz (Osečná) verbirgt sich eines der ältesten Kurbäder Tschechiens. Bad Kunersdorf/Kunnersdorf (Lázně Kundratice) besteht bereits seit 1881. Hier werden Anwendungen zur Heilung des Bewegungsapparates angeboten. Der große Parkplatz des Kurbades ist der geeignete Ausgangspunkt für unsere Tour. Früher war Bad Kunersdorf von Moor umgeben, durch welches später mit Holzbohlen gesicherte Wanderwege gelegt wurden. Brüssel hat dafür Geld gegeben. Aber leider eben nicht für die weiter erforderliche Instandhaltung. So sehen die Wege dann auch aus. Bedauerlicherweise erkannte ich das zu spät, so dass der Belag unter mir einbrach und ich unsanft zu Boden ging, bevor die Tour so richtig begonnen hatte. Beim Weitergehen lässt der verursachte Schmerz dann so langsam wieder nach.

Der Aufstieg zum Sabertberg muss wieder einmal improvisiert werden, der ursprünglich noch sichtbare Pfad verliert sich alsbald, so dass es durchs Gelände geht, immer nach oben, wo man den (Doppel) Gipfel vermutet. Oben angekommen, umgeben den Gipfel sanfte Hänge, die heute von Wiesen bedeckt sind, früher gab es hier offenbar Felder, die über die steile Schneise am Nordhang erreichbar waren, wie der Autor folgender Zeilen schildert:

So sind wir an unser Ziel gekommen, zum Sabertberge. Wir halten uns an den Waldsaum rechts, zur Linken ist der Wald verschwunden, erst oben neben der berasten Klippe der Nordseite engt er die Feldersbreiten wieder ein. Zur Rechten Sandsteinbrocken und eisenschüssige Scherben, aber vom letzten Felde ab geht die Heide auf die Nordseite hinüber zur Kiefer, an die sie gewohnt ist, und macht alledem Platz, was aus den Wiesen hinaufgestiegen ist. Da sitzt der lichte Augentrost bis in den Herbst hinein, die Vogelwicke mit den blauvioletten Blütenträublein und wieder der rötliche Wiesenklee, tiefrot der verwilderte Bergklee neben dem gemeinen, mit Füßen getretenen weissen Köpfchen seines Kameraden, das doldige Blütentöpfchen des Schotenklees und die verdächtigen rotweißen Dolden der Kronwicke wie gesäet, Fingerkraut und Habichtstkraut, weiße Dolden und blaue Glocken, kleine und große, die Weidenröschen stehen beisammen wie ein purpurnes, leuchtendes Ährenfeld und hinauf bis auf die von Basaltgeröll überschüttete Platte, wo die Brombeersträucher sich drängen und der Boden von wuchernden Erdbeerblättern bedeckt ist, hat sich das Johanniskraut und das Leinkraut gedrängt, während hart daneben gegen Süden hin der magere Kiefernwald den Boden verrät, auf dem er steht, wo am Rande die silbrige Eberwurz sitzt, die Heidelbeere grünt und das Heidekraut in breitem Streifen sich um die Kuppe legt.“ („Vor Schlot und Gang“, Robert Müller, 1921)

Auch wenn die Ursprünglichkeit durch die Bewirtschaftung der Bergkuppe etwas verloren ging, so erlebt man ein Idyll mit weiten Aussichten in fast alle Richtung. Man möchte eigentlich an den weiteren Weg gar nicht denken. Unterhalb des Berges wurden große Johannisbeerfelder angelegt, die in diesem Jahr infolge des Spätfrostes keine Früchte tragen. Wir erwandern einen kleinen Höhenrücken, über welchen früher ein Strang der Teufelsmauer (Čertova zeď) verlief. Ich habe ein wenig Hoffnung, dass man hier noch Reste des sogenannten Teufelstores findet, welches am Weg zwischen Sabert (Zábrdí) und Smrschow (Smržov) stand. Aber nichts davon, die Steinbrecher haben früher ganze Arbeit geleistet. Der Basalt-Schotter befindet sich heute als Unterbau auf den Straßen der Umgebung.

Die Höhe einmal erreicht, wandert es sich gemütlich über Dechtar (Dehtáry) hinunter ins Tal des Kleiniserbaches (Zábrdka) bei Dolanken (Dolánky), den heftigen Gegenanstieg immer vor Augen. Dieser traversiert, im oberen Abschnitt weglos, an einem Steilhang jenseits des Kleiniserbaches hinauf auf die Hochfläche um Nahlau (Nalov). Nahlau ist für wahr kein Ort, der zu längerem Verweilen einlädt, ist aber traumhaft gelegen am Rand des ehemaligen Militärsperrgebietes um den Roll (Ralsko), in welchem alle alten Dörfer zerstört wurden. Trotzdem konnten wir heute für Nahlau ein paar Sympathiepunkte vergeben, denn das Auswanderermuseum (Krajanské muzeum vystěhovalectví do Brazílie) hatte geöffnet, wo tatsächlich Trinkbares erhältlich war. Hinter Nahlau breiten sich nun die zauberhaften Hochflächen aus, wo nur noch die Seelen der einstigen Bewohner herumgeistern. Über die Fluren des ehemaligen Dorfes Hultschken (Holičky) wandern wir hinauf auf die Kühtaler (Podvrší) Berge und von da alsbald hinab nach Bad Kunersdorf.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Auf Oschitzer Fluren





Am Gipfel des Sabertberges










Der Sabertberg, von Süden gesehen


Historische Abbildung der Teufelsmauer





Zwischen Dechtar und Dolanken















Mühsamer, wegloser Aufstieg nach Nahlau



Auswanderermuseum und Kapelle in Nahlau



Auf Nahlauer Fluren
 




Kurbad Kunnersdorf



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