Eine der eher unbekannten Burgreste im Lausitzer Grenzgebirge stellt die Burg Roimund, oder deutsch „Roynungen“ dar, da sie etwas abseits von oft begangenen Wanderrouten verläuft und von ihr bis auf ein kleines Stück einer mächtigen Mauer nichts mehr viel übrig ist. Trotzdem lohnt sich ein Besuch, da der sie auf einer Seite umgebende und auch heute noch deutlich sichtbare Burggraben doch von einer einst ansehnlichen Anlage zeugt.
Der Aufstieg erfolgt am günstigsten über die sogenannte Hirschwiese. Um sie zu erreichen, fährt man, kommend von Ringelshain (Rynoltice) in Richtung Reichenberg (Liberec) über den vom Kalkberg gebildeten Paß (Freudenhöhe, Jitravské sedlo), bis man vor sich die über die Straße gebaute Fußgängerüberquerung erblickt. Kurz davor findet man sicherlich am Straßenrand einen geeigneten Platz zum parken. Gleich rechts davon geht ein Waldweg ab, den wir die folgende halbe Stunde bergauf folgen, bis wir den vom Kalkberg kommenden Wanderweg erreichen. Im unteren Teil des Weges befindet sich eine langsam zuwachsende und etwas feuchte Waldwiese, die man in der Vergangenheit als „Hirschwiese“ bezeichnet hat. Bereits auf halber Höhe des Weges lohnt sich schon einmal ein Blick auf die linke Bergflanke des Schwammberges (Jítravský vrch). Mit etwas Glück (d.h. wenn die voll belaubten Buchen am Berghang nicht bereits völlig die Sicht verdecken) kann man bereits die Reste der Außenmauer der Burgruine erkennen.
Nachdem wir links auf den vom Kalkberg kommenden Wanderweg abgebogen sind (gelbe Markierung), ist es nicht mehr weit, bis ein Schild auf „hrad roimund“ hinweist. Um sie zu erreichen, muß man nur noch einen schmalen, dann aber sehr steil ansteigenden Pfad folgen, der auf dem südliche Gipfelplateau des Schwammberges endet. Dabei durchsteigt man den einst mächtigen und ehemals von hohen Palisaden begrenzten Wehrgraben.
Von der Burg selbst zeugt nur noch ein kümmerlicher Rest von einer aus vielen unterschiedlich gefärbten Gesteinsbrocken aufgebauten und mit Mörtel verfestigten Mauer mit über einem Meter Stärke. Im Zentrum des Plateaus ist noch eine Vertiefung zu erkennen, über der sich einst der Wohnturm der Burg erhob.
Der Außengraben, der auf der Südseite die Burganlage umgab, ist noch sehr deutlich erkennbar. In ihm findet man auch noch einige größere Mauerreste.
Über die Geschichte der Burg Roynungen haben sich nur noch ein paar Eckdaten überliefert. Da unweit von dem Standort die Lausitzer Verwerfung verläuft, in der man im 13. Jahrhundert einige, wenn auch relativ unergiebige Erzgänge entdeckt hatte, entstand unweit von Weißkirchen (Bílý Kostel nad Nisou) um 1256 die kleine Bergbausiedlung Frauenberg (Panenská Hůrka). Auch über ihre Geschichte ist nicht mehr bekannt als daß die ersten Bergleute aus Meißen stammen sollen. Zumindest wurde überliefert, daß neben Blei, Kupfer und Eisenerz eine gewisse Menge Silber geschürft wurde, aus denen man in den Münzstätten der Lausitz Silbermünzen geprägt hat. Zur ungefähr der gleichen Zeit erhielt der Adelige Heinrich von Dohna die Burg Grafenstein (bei Grottau, Hradek) von König Přemysl Ottokar II (1232-1278) als Lehen zuerkannt (aus dem Geschlecht der Dohna stammt übrigens auch die erste Äbtissin des Klosters St. Mariental in Ostritz, Adelheid von Dohna, gestorben um 1267). Mit der Teilung der Herrschaft Grafenstein in jeweils einen Teil rechts und links der Lausitzer Neisse ließ im Jahre 1347 Hans I von Dohna unweit von Frauenberg die Burg Roynungen errichten. 1414 erwarb Johann von Wartenberg aus dem Geschlecht der Markwartinger die Burg. Da sie sich wahrscheinlich zu einem Raubnest entwickelte oder bei lokalen Fehden eine unrühmliche Rolle spielte, wurde sie bereits 1447 von Truppen des Sechsstädtebundes zerstört. Ein Dokument aus dem Jahre 1460 bezeichnet sie als wüst und auch später wurden ihre Reste höchstens als Steinbruch genutzt.
Blick in die Reste des Wehrgrabens, der vor mehr als 660 Jahren ein wichtiger Teil der Befestigungsanlagen der Burg Roynungen darstellte.
Vom Burgberg aus kann man bei schönem Wetter eine sehr wunderbare Panoramasicht ausgehend vom Gickelsberg (Výhledy) bis hinüber zu Lausche und Hochwald genießen. In den Buchenwäldern rings um den Burghügel leben Schwarzspechte und im Frühsommer lassen sich zwischen den Buchen reiche Bestände von Christophskraut (Actaea spicata) erspähen.
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