Mittwoch, 31. Januar 2018

System Erde (67) - Einführung in die Historische Geologie (37)



Die Vorlesungsfolien (pdf) können durch Klick auf das obige Bild heruntergeladen werden (public domain)...

Dienstag, 30. Januar 2018

Wanderung von der Koitsche zum Hochwald (Zittauer Gebirge)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Man kann ihn schön sehen von der Koitsche, den Hochwald. Zwischen Töpfer und Ameisenberg ragt der Bergkörper mit seinem markanten Aussichtsturm am Nordgipfel empor. Wie schon bei unseren Wanderungen zum Finkenhübel und zur Lausche führt der Weg auf den ersten Kilometern über die weiten Felder hinüber an den Rand des Zittauer Gebirges. Die Aussichten auf das schöne Oberlausitzer Hügelland, das Zittauer Becken und das nahe Gebirge beflügeln unseren Schritt. Schnell sind wir uns wieder einmal darüber einig, in welch herrlicher Gegend wir zu Hause sind und bedauern jene, die Sand und nichts als Sand und Kiefern unter den Füßen haben, wenn sie vor die Hütte treten, vielleicht sogar noch ein paar Fabrikschlote, Abraumhalden oder Supermärkte vor Augen. Wenigstens einen Vorteil muss es doch haben, in einem abgehängten Landesteil zu leben.

Eine schöne Route haben wir uns ausgedacht durch die Felsenwelt am Töpfer, zum Scharfenstein, durch die Felsengasse hinüber an den Hochwald heran. Doch Schockschwerenot - gleich beim Zugang in den Flügelweg, der um den Töpfer herum führt, kündet ein großer Holzstapel davon, welch Reichtümer der teutsche Wald noch birgt, selbst hier im Zittauer Gebirge. Und die werden gnadenlos heraus geholt, ausschließlich zum Wohl des Waldes, wie wir aus der Sächsischen Zeitung vom 08.12.2017 einmal mehr lernen. Denn der Wald will umgebaut sein, Ungleichgewichte wollen korrigiert werden. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber schwer verständlich ist, warum das Gesamtbild des Waldes ein paar Kilometer hinter der Grenze ein anderes ist, ein besseres - selbst dort, wo Wald verjüngt wurde - und dass im Großen und Ganzen die Wege durch das Gebirge sich dort nicht in einem so katastrophalen Zustand befinden, wie hier in der Urlaubsregion ‚Naturpark Zittauer Gebirge‘. Auf die großen Maßnahmen zur Wegeinstandsetzung 2018 darf man gespannt sein, vor allem, was man mit T€ 100 laut Budget erreichen kann. Hoffentlich hat man bei den Planungen die Beseitigung der Schäden an dem Weg nicht vergessen, der hinauf zur ‚Krieche‘ führt, über die man von Norden her die Töpferbaude erreicht.

Und damit wären wir wieder bei unserer Wanderung. Es ist noch zu erwähnen, dass die Töpferbaude, mittwochs, also heute, Ruhetag hat. Also geht es weiter über die Kleine Felsengasse zum Scharfenstein, weiter durch die große Felsengasse mit schöner Panoramaaussicht von der Mönchskanzel. Bevor wir nun den Hochwald erreichen, man ahnt es schon, müssen wir uns noch den halsbrecherischen Weg durch einen Forsteinschlag beim Hotel ‚Zum Hochwaldblick‘ bahnen.
Endlich beginnt der Aufstieg zum Hochwald. Wer würde widersprechen, dass es sich bei diesem Berg mit seinem Aussichtsplateau und der urigen Baude um den Kultberg des Zittauer Gebirges handelt? Das hatte auch schon Christian Adolph Pescheck (1787-1859) entdeckt, der uns folgende Schilderung hinterließ

Wer einen ganzen Tag auf die Oybiner Reise wenden kann, die Übermüdung nicht scheut und gutes Wetter trifft, besteige auch den Hochwald bei Oybin, (den man freilich nicht mit vielen anderen Bergen dieses Namens verwechseln muß) am liebsten früh, ehe die Sonne zu sehr brennt. Die Reise belohnt sich durch herrliche Bergaussichten; besonders auf den nördlichen, gebirgigen Theil von Böhmen; die meisten ziehn diese Aussicht jener von der Lausche vor. Wer sonst nicht Gelegenheit hat, von Böhmen etwas zu sehn, benutze diese! Da der Hochwald 2299 Pariser Fuß (nach v. Gersdorf) seinen Gipfel über die Meeresfläche hebt, so läßt sich weite Aussicht gleich vermuthen. Auch Frauen besteigen ihn oft.
Um ihn zu besteigen, welches gewöhnlich von der nordwestlichen Seite geschieht, bestellt man sich in der Oybiner Schule einen Boten, theils um durch die Waldung den Weg auf den höchsten von den zwei Gipfeln dieses sattelförmigen mit Schwarzholz und Buchen bewachsenen, seinen Fuß weithinstreckenden Berges zu finden; theils um etwas zur Erfrischung hinauf zu tragen. Nebst dem Verweilen und dem Rückwege braucht man etwa drei Stunden zum Besteigen.
Bei der schönen Aussicht nach Böhmen, welche der Hochwald gewährt, könnten manche Reisenden Lust bekommen, Einiges in der Nähe zu betrachten, und wohl auch Unabhängige unter ihnen diesen Wunsch realisiren wollen.‘

Die Aussicht vom Hochwald ist klassisch schön, egal bei welchem Wetter (außer Nebel). Tief gestaffelt breitet sich die Landschaft vor dem Auge des Beschauers aus vom Isergebirge über das Jeschkenland, die Daubaer Schweiz und Lausitzer Gebirge bis zu den markanten Kegeln des Böhmischen Mittelgebirges. In der Ferne sind die Türme der Ruine Trosky im Böhmischen Paradies erkennbar. Heute leider nicht, denn es herrscht eine Inversionswetterlage und all die Höhenzüge erscheinen in einem geheimnisvoll diffusen Licht. Sehr romantisch, aber leider schlecht für fotografische Aufnahmen.

Auf den von Pescheck bestellten Boten kann man zwecks Anlieferung von Erfrischungen getrost verzichten, denn noch immer hat die urige Hochwaldbaude allen Widrigkeiten getrotzt und bewirtet nach wie vor ihre Gäste. Es ist aber noch zu erwähnen, dass die Hochwaldbaude wegen Ausfall des elektrischen Stromes heute geschlossen hat. Nun gibt es ja noch die Kleine Turmbaude. Ich glaube, es ist überflüssig zu erwähnen, dass diese heute geschlossen hat. Also runter vom Berg hin zur Kammbaude. Leider muss erwähnt werden, dass die heute Ruhetag hat. Verzweifelt eilen wir mit trockenem Hals noch zu dem Bus, der gerade hält und uns nach Zittau bringen soll und können während der Fahrt gerade noch erkennen, dass im Gasthof Klette und im Forsthaus ebenfalls die Lampen aus sind. Versorgungstechnisch gesehen war es eine sehr harte Tour.


Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.



Zwischen Ameisenberg und Töpfer steht das Tagesziel: der Hochwald


Unterwegs auf Bertsdorfer Fluren



Bertsdorf von der einen Seite


... und von der anderen Seite


 Im Vordergrund der unscheinbare, aber aussichtsreiche Pocheberg



Nicht tot zu kriegen: die 'Bimmelbahn' ins Zittauer Gebirge


Herrlich gepflegte Waldwege um den Töpfer herum



Über die Krieche zum Töpfer hinauf



 Aussichtsfelsen und Gipfelkreuz auf dem Töpfer



Blick vom Scharfenstein zum Hochwald


Aussichten von der Mönchskanzel auf die Umgebung






       Vererzungen im Sandstein: der Muschelsaal




Herrlich kraftvolle Technik bei der Waldpflege


Aufstieg über den Grenzweg zum Hochwald



Hochwaldturm und Hochwaldbaude



Witterungsbedingt eingeschränkte Sicht vom Hochwald ins Böhmische



Mein Lieblingsmotiv: ertragreiche Holzausbeute


  Johannisstein mit Jonsberg

Mittwoch, 24. Januar 2018

System Erde (66) - Einführung in die Historische Geologie (36)


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Wanderung von der Koitsche über den Pocheberg zur Sängerhöhe (Zittauer Gebirge)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz)


Als Winterwanderung, die wir in diesem Jahr unter dem Sammelbegriff Koitschetouren zusammenfassen möchten, wollen wir heute von der Koitsche hin zur Lausche gehen. Der zwischen trüben Herbsttagen angekündigte Sonnenschein verleitet geradezu zu einen Aufstieg. Die Lausche verkörpert als höchster Berg des Lausitzer Gebirges für den Einheimischen ohne wenn und aber das Heimatsymbol schlechthin. Johannes Brussig fand für sie liebevolle Worte

Sei mir gegrüßt, mein Berg! Hab wohl ein gutes Recht, sie so zu nennen, die liebe, schöngeformte Lausche! Sie ragt hinein in die Träume meiner Kindheit; denn in unser Fenster grüßte sie, blau und schön, wohl erhaben über den stinkenden Qualm der Fabriken, im Winter glänzend weiß, im Frühjahr blau und weiß, auf den beiden Lauschewiesen ihr Hemdlein bleichend. Sie war des lieben Vaters ganzer Schwarm; jedem fremden Gast zeigte er sie durchs Fenster seiner Studierstube mit wahrem Besitzerstolz: „Mein Berg!“. Lange, lange konnte er in Musestunden in seinem Stuhl sitzen, Rauchwolken aus der langen Pfeife blasen und seine verehrte Lausche anhimmeln; er war sichtlich in sie verliebt!

Und zu jeder Jahreszeit war die Lausche schön! Im zeitigen Frühling: Drunten der Lenz, droben der scheidende Winter mit seiner ganzen Höhenklarheit, im Mai das Buchengrün, zart, golden, die sonnenleuchtende Bergwohlverleihwiese; im Sommer die Bergfrische über der brütenden Hitze des Tales oder des Gewitters Majestät, in der Höhe tausendmal herrlicher als im Tal, im Herbst Farbenlust am Tag, Sternengefunkel in der Nacht, im Winter schweigender Märchenglanz von Rauhreif und Schnee beim Aufstieg; jauchzende Schlittenlust bei der Talfahrt. Herrlich, herrlich, herrlich, oft zum Schreien schön!‘ (Grenzlandfahrten, 1931)

Ja, und früher gab es ein Gasthaus auf dem Berg. Das stattliche Objekt wurde nach dem 2. Weltkrieg durch Brandstiftung ein Opfer der Flammen. Ein nachhaltiger Frevel, denn unter den heutigen Verhältnissen ist ein Neubau – unabhängig von der Finanzierung - undenkbar. Selbst die angestrebte Errichtung eines einfachen Rastplatzes unter Einbeziehung der Funkeinrichtung zu Aussichtszwecken scheitert schon an den Genehmigungen. Auch Brussig erinnert sich an das Gasthaus, welches sowohl auf deutschem wie auch auf österreichischem (später tschechischem) Territorium erbaut war.



Ein erhebendes Gefühl stellt sich ein, wenn man auf dem Platz vor dem Berghaus den großen Grenzstein besteigt und oben Platz nimmt. Das politische Fluidum, das dann durch die beiden hier deutsch, hier tschechisch sitzenden Rückenfortsatzhälften einströmt, ruft im Inneren bei unruhigen Menschen ein merkwürdiges Gefühl von politischem Hin- und Hergeschaukeltsein hervor, bei ruhigen Persönlichkeiten das Gefühl wahren Besitzerstolzes, was in beiden Fällen meist dazu führt, noch einen zu genehmigen.‘ (Also, fast wie heute, bloß aus dem Rucksack.)

Machen wir uns also auf den Weg von der Koitsche hinüber an den Fuß des Breiteberges und weiter zum Pocheberg. 

Vom Hieronymusstein in Jonsdorf schwingt sich ein Höhenzug über Pocheberg, Breiteberg zum Scheibenberg in nördlicher Richtung. Er trennt das Seifhennersdorf-Varnsdorf-Großschönauer Becken von dem Zittauer Becken. Der Höhenzug stellt eine Aufwölbung des Untergrundes dar, denn am Pocheberg erscheint der Granit bei 430 m über NN an der Oberfläche.‘ (Geographische Berichte, 1965). 

Von diesem Höhenzug, besonders vom Kamm des Pocheberges, wird uns ein weiträumiger Blick über diese Senken gewahr, westlich umrahmt vom Höhenzug des Lausitzer Gebirges, östlich zu den Höhen des Isergebirges. Bei guter Sicht konnte ich vor Jahren im Frühling den gleißenden, noch verschneiten Kamm des Riesengebirges sehen – eine famose Kulisse. Wie ich schon gelegentlich betonte, gehören solche Anhöhen (z.B. Pferdeberg, Lindeberg, Oderwitzer Spitzberg, Scheiber Spitzberg etc.) zu den schönsten Gefilden der Oberlausitz. Den Wegwarten und Förderern des Fremdenverkehrs scheint das weniger bekannt zu sein, denn keine Broschüre verrät ihren Gästen solcherart Geheimnisse. 

Wir wandern indes weiter entlang der schönen Felsformation der Zeisigsteine und durch die Sinti- und Roma-Stuben (volksmundartlich, jedoch nicht ganz korrekt Zigeunerstuben genannt) zum Nonnenfelsen, ersteigen die Aussichtsplattform und erfreuen uns an dem vollkommenen Panorama. Weiter geht es nun zur Lausche. Bald wird uns klar, dass wir trotz des schönen Wetters nicht zum Lauschegipfel aufsteigen werden, denn die Wege sind vereist und die Knochen kann man sich auch zu Hause brechen, wie man so beiläufig sagt. Es ist zwar schade angesichts der Fernsicht heute, aber nicht ganz so dramatisch, weil jedem von uns der Berg vertraut ist. Einstimmig wird beschlossen, den Rückweg über Schwarzes Tor, Eisgasse und Sängerhöhe hin zur nächsten Bushaltestelle zwecks Rückfahrt anzutreten. Ein letzter Blick von der Sängerhöhe über Waltersdorf hin zu Breite- und Pocheberg lässt uns mental über den verpassten Lauscheaufstieg hinweg kommen.

Übrigens lohnt es, hier und da die Augen offen zu halten. Dann entdeckt man so manch lustige Devotionalie am Wege (siehe unten). 

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Auf dem Weg von der Koitsche zum Pocheberg










 Ausblicke am Pocheberg




An den Zeisigsteinen




Durch die Zigeunerstuben





Auf der Aussichtsplattform am Nonnenfelsen







Devotionalien



 Blick vom Ottoberg zu Sängerhöhe und Breiteberg



Basaltfels an der Sängerhöhe



Die Reste einer deutschen Bank


Waltersdorf mit Lausche


 Abstieg nach Waltersdorf mit Breiteberg im Hintergrund



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