Donnerstag, 31. Januar 2019

Wanderung zum Kamnitzer Schlossberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die Gegend um Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) ist reich an bewaldeten Kuppen, zwischen denen sich ausgedehntes Grünland ausbreitet. Von deren Hanglagen nimmt man die wunderbarsten Landschaftsbilder wahr. Davon möchten wir heute einmal erzählen. Unser erstes Ziel ist der Kamnitzer Schlossberg (Zámecký vrch), ein Ausläufer des Sonnebergrückens.

Er bildet einen an der Spitze stark abgestumpften Kegel aus Basaltgestein, das nach unten zu plattenförmig. oben aber mehr in Säulen abgesondert ist, die sich nach verschiedenen Weltgegenden hin neigen. Zur Zeit, als die Steinburg ,,Kempnitz" hier oben stand, schützten zwei feste, mit einer hohen gezackten Ringmauer verbundene Thore den Aufgang. Von allen diesen Befestigungen ist keine Spur mehr vorhanden. Die einzigen Burgreste haben sich aus dem höchsten Felsgrate erhalten, nämlich eine durch eine Quermauer getheilte, längl. 4eck. Ruine aus Stein in der Höhe zweier Stockwerke mit unregelmäßigen Fensteröffnungen, s. u. ö. davon noch Spuren von Ringmauern. In diese Ruine hat der Kamnitzer Anpfl.- u. Versch.-V. einen hölzernen Aussichtsthurm bis zur Höhe von 16 m einbauen u. gleichzeitig an der Ruine selbst die nöthigen Ausbesserungen vornehmen lassen; außerdem hat er später einen Keller u. Unterkunftsschupfen zu Zwecken einer Sommerrestauration herrichten lassen, die im Thurme selbst untergebracht ist. … Die Aussicht ist eine vortreffliche. Jedoch ö. u. . durch die dominirenden Höhen von Blottendorf u. Sonneberg eingeschränkt.(Franz Hantschel, S. 156).

Wir begeben uns von der Nordseite auf den Berg, wo der Wald offenbar nach beträchtlichen Sturmschäden gerade beräumt wird.

„Von der Stadt aus läuft südwärts ein Pfad zwischen Aeckern und Rasenplätzen sanft bergan und leitet den Pilger in den Nadelwald, der die schroffen Abfälle des Schloßberges auf allen Seiten bedeckt. Hier schlängelt sich an der Morgenseite der Höhe ein bequemer Fahrweg steil aufwärts, und sich in Schneckenform um den Felsgipfel windend, leitet er den Besucher zu den Burgtrümmern empor, die an der obersten Spitze des klippigen Basaltgesteins lagern.

Aus einem Kranze von Tannen, Fichten und Hainbuchen erhebt sich das fahlgelbe Gemäuer am schroffen Felsriffe, und eine für den Felsengrund üppige Vegetation bedeckt die umherliegenden sparsamen Trümmer. Vielfache Bäumchen, zum Theil schon wieder abgestorben, haben ihre Wurzeln in das zerrissene Gemäuer geschlagen; aus dem Fensterbogen blickt der Ahorn herab, und an den Wandgesimsen grünt freundliches Gesträuch. Dicht am Fuße der südlichen Burgfläche haben uralte und neuere Bergstürze schwindelnde Abgründe erzeugt, aus deren Wänden hin und wieder das Gerippe des Urgebirgs hervorstarrt, spärlich nur durch verkümmertes Strauchwerk verhüllt.“ (Heber, Franz Alexander, 'Böhmens Burgen, Vesten und Bergschlösser', Bd.II)

Der Aussichtsturm, der sich aus der Burgruine heraus erhebt, ist saniert und damit begehbar, von einer Restauration gibt es allerdings keine Spur (wer soll die auch betreiben?) und die Sicht gen Blottendorfer Kamm ist auch durch die Höhe der umstehenden Bäume eingeschränkt. Dafür besticht der stolze Rosenberg (Růžovský vrch), der nordwestlich die Blicke unweigerlich auf sich zieht und den Übergang zur Böhmisch-Sächsischen Schweiz ankündigt. Außerdem erhält man einen guten Überblick über die sanfte fein gegliederte Berglandschaft, die den Anschluss zum Böhmischen Mittelgebirge findet.

Beim Abstieg vom Schlossberges gerät der südöstlich gelegene unscheinbare Forstberg ins Blickfeld, dem wir uns nun zuwenden. In der Senkung zwischen Schlossberg und Forstberg verläuft eine alte Bahnstrecke, die im Niederort Steinschönau endet und noch als Museumsbahn betrieben wird. Früher wandte sich die Bahntrasse um den Steinschönauer Berg (Šenovský vrch) bis hinauf nach Steinschönau Oberort, wo sie ihren Anschluss nach Böhmisch Leipa (Česká Lípa) fand. Diese Strecken sind heute stillgelegt. Am Steinschönauer Berg findet man noch das alte Schotterbett und den Bahnhof von Oberpreschkau (Horní Prysk), der jetzt Wohnzwecken dient. Der Abschnitt bis Böhmisch Leipa ist heute als Fahrradtrasse ausgebaut. Ein Fahrt auf dieser Strecke gilt Radlern als ausgesprochen genussreich.

Wir lassen unterdessen von den Wiesen an der Ostflanke des Forstberges die herrliche Herbststimmung auf uns wirken, dabei blicken wir hinüber zum Steinschönauer Berg), der uns souverän daran erinnert, dass er an Höhe etwas überlegen ist. Getrennt durch einen breiten Sattel erhebt sich unweit in südöstlicher Richtung ein Basalthügel, Sustrich (Rozsocha) genannt, der früher mit einer Aussichtsplattform versehen war und wo eine Sommergasstätte ihre Gäste bewirtete. Die gute Aussicht zum Böhmischen Mittelgebirge wird hervorgehoben.

Ringsum ist das abgerollte Gestein in Form einer Mauer aufgeschichtet; Olivinknollen als Einschlüsse sind darin nicht selten. Auf der n. Seite führt der Weg zw. Haselgesträuch empor zur Gipfelfläche, die seit 1890 eine Schutzhütte trägt u. zum Teil terrassiert u. mit Bäumchen bepflanzt ist. zum Teil aus den Köpfen verwitternder Basaltsäulen bienenwabenartig sich zusammensetzt u. mit sprossender Hauswurz dicht überzogen ist. Auf einer Einsenkung zw. zwei Felszacken am ö. Rand steht ein Triangulierungsstein. Nö. unter dem Gipfel hat der Besitzer (ein Insasse aus Ullrichstal) zw. dem Basaltgestein einen Kellerraum für die Gastw. hergerichtet. Die Aussicht ist nur ö. gegen den bewaldeten Sonnebergcken aufgehalten, sonst aber eine ungemein befriedigende,(Dr. Hantschel)

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Abtragung des Felsenam Sustrich zur Schottergewinnung vorgesehen. Dies konnte glücklicherweise verhindert werden.

Jenseits der Straße von Böhmisch Kamnitz nach Sandau (Zandov) erhebt sich eine weitere basaltische Kuppe, der Heidelberg oder auch Henne genannt (Hana). So rar an Pfaden, die vom Forstberg in das dazwischen liegende Tal führen, ist auch das Angebot an Wegen zum Gipfel des Heidelberg. Man muss schon einen ganz schönen Anlauf nehmen, um das ausgedehnte, von Wiesen überzogene Gipfelplateau zu erreichen. Den Steilaufstieg querfeldein zum Gipfel haben wir jedoch gern in Kauf genommen, denn beim folgenden Abstieg auf der Westseite des Berges werden wir mit einer anrührenden Aussicht belohnt, die uns zu einem willkommenen Verweilen einlädt. Unterhalb vor uns hingestreckt liegt der Sattelberg (Sedlo), links davon Rosenberg und Huttenberg (Strážiště), rechterhand die Felspartien der Böhmischen Schweiz. Wir erleben ein herbstliches Idyll, von welchem wir auf dem Rückweg nach Böhmisch Kamnitz noch eine ganze Weile zehren.

Am Ende der Tour belohnen wir uns noch mit einem frisch gezapften Bier und einem Imbiss in der Privatbrauerei von Böhmisch Kamnitz. Es ist unglaublich, wie viele derartige Brauereien in der näheren Umgebung aus dem Boden geschossen sind, die offenbar alle gut existieren können (wie machen die das?). Derzeit sind uns (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) in unserer Wanderregion nachfolgend angeführte Bräuen bekannt: Böhmisch Kamnitz, Schönlinde, Friedland, Warnsdorf, Böhmisch Zwickau, Rohozec (Turnau), Swijan, Kloster an der Iser, Lobesch, Maffersdorf, Großpriesen – und alle verstehen sich auf die Herstellung eines süffigen Gerstensaftes. Darauf ein kräftiges Prosit!

Die GPD-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Auf dem Schlossberg







Im Umfeld des Heidelberges

















Mittwoch, 30. Januar 2019

Erwachende Wissenschaft - Teil 23


Die Vorlesungsfolien (pdf) können wie immer durch Anklicken des Bildes heruntergeladen werden.



Winter am Jeschken (Teil 1)

Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf

Der Parkplatz an der Zufahrt zum Jeschken auf 930 Meter Höhe 


Tief verschneite Orientierungstafel



Schild am Weg zu den Skiliften am Jeschkenkamm


Der Funkmast unweit vom Parkplatz



Blick zum Gipfel 


Bergbaude Jestedka


Eiszapfen an der Baude


Der Weg nach oben führt von dieser Baude einmal um den Berg herum zum Turm.


Winteridyll am Wegrand








Immer wieder gibt es Durchblicke zum Jeschkenturm.




Bizarres Eis





Hat hier der Ampelmann Modell gestanden?


Die Bäume tragen einen dicken Eispanzer.





Zwischen den Bäumen erkennt man den Berg Roll (Ralsko).



Auf dem markanten 696 Meter hohe Kegelberg befinden sich die Ruinen der Rollburg.


Noch weiter in der Ferne ist ein Doppelgipfel erkennbar – die Bösige.


Auch auf dem 604 Meter hohen Großen Bösig (Bezdez) gibt es eine Burgruine.


Auf der Westseite vom Jeschken


Was will uns dieses Schild sagen?


Unter der vereisten Leitplanke sieht man den Schatten vom Jeschkenturm.


Das polnische Kohlekraftwerk in Turow.


Davor die Windkraftanlagen auf dem 400 Meter hohem tschechischen Steinberg


Der Jeschkenturm im Gegenlicht

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