Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf
Auf dem 569 Meter hohen Gickelsberg (tschechisch Výhledy, polnisch
Guślarz) befindet sich dieses Technische Denkmal: Eine
Triangulationssäule der Königlich-Sächsischen Triangulirung.
Man fährt vom Grenzübergang Friedensstraße in Zittau über Grottau
(Hrádek nad Nisou), Kratzau (Chrastava) nach Ober Wittig. Vom Parkplatz
in der Nähe der Kirche gelangt man über den gelben und grünen Wanderweg
zum Ziel.
Die zweite Möglichkeit geht vom Grenzübergang Chopinstraße in Zittau
über Reichenau (Bogatynia) nach Lichtenberg (Jasna Gora). Vom Parkplatz
am Waldrand gelangt man auf einem Waldweg zum Gipfel.
Mit dem Gickelsberg (früher auch Gückelsberg) wählte man einen
Standort an der damaligen sächsisch-böhmischen Grenze, der eine
hervorragende Rundumsicht bot. Die nördliche Seite des Berges, die heute
in Polen liegt, besteht aus Granit, während horizontal gelagerte
Basaltsäulen den auf tschechischem Gebiet gelegenen Gipfel bilden.
Der Gickelsberg (Výhledy, 569 Meter) heute von Südwesten gesehen.
Für die Königlich-Sächsische Triangulirung wurde ein Dreiecksnetz
1. Ordnung aus 36 Stationen angelegt, die jeweils etwa 50–60 Kilometer
voneinander entfernt waren. Zusätzlich wurde gleichzeitig ein
engmaschigeres Netz 2. Ordnung mit 122 Festpunkten festgelegt, die etwa
20 Kilometer voneinander entfernt waren.
Die Station Gückelsberg ist die Station 2. Ordnung mit der Nummer
38. Sie wurde im April 1865 errichtet. Der Stein mit der Jahreszahl war
bereits vorgefertigt. Auf einem 1,10 Meter tiefen Fundament ruht ein
Quader aus Herwigsdorfer Granit mit 42 Zentimeter Kantenlänge. Die
Baukosten betrugen damals 181 Mark.
Nach 1945 wurde der Stein umgestoßen und lag beschädigt und
unbeachtet für Jahrzehnte im Wald. Er wurde 2001 aufgefunden,
ausgebessert und am 7.11.2003 wieder aufgestellt.
Foto von 2014
In der Zwischenzeit wurde der Stein restauriert.
Die Seite mit TP auf dem Sockel gibt die Südrichtung an.
Das Dreieck auf dem Sockel zeigt immer nach Norden.
Auf der Oberseite wurden die Instrumente angeschraubt. Die Abdeckplatte darüber ist leider nicht mehr vorhanden.
Einige Ansichtskarten vom Gickelsberg mit der Triangulirungssäule
Alte Postkarte von 1910
Das über die Säule gebaute hölzerne Hochsignal
Alte Postkarte von 1910
Alte Postkarte von 1925
Die Stange neben dem Hochsignal ist ein exzentrisches Zusatzziel.
Alte Postkarte von 1913
Die Gaststätte erfreute sich auch wegen der Aussicht großer Beliebtheit.
Alte Postkarte von 1897
Von dem Gebäude sind heute nur noch einige Steinplatten übrig geblieben.
Früher mussten die Triangulationssäulen von allen Seiten sichtbar
sein. Statt auf einem kahlen Berggipfel steht die Säule heute mitten im
Wald.
Über dem Basaltstock mit horizontaler Säulenbildung wurde 2014 eine
vier Meter hohe Beobachtungsplattform gebaut. Die Aussicht ist aber auf
einen Sektor von rund 90 Grad beschränkt.
Im Südosten: Das Isergebirge
Im Süden: Der Jeschkenkamm (Ještědský hřbet)
Mit dem Langeberg (Dłużec, 867 Meter) und dem Kalkberg (Vápenný
vrch, 790 Meter) – beide durch die Bäume hindurch – endet der einsehbare
Bereich.
Früher hatte man eine ungehinderte Rundum-Sicht.
Alte Postkarte von 1916
Beim Abstieg kann man vom Waldrand aus erahnen, wie die Aussicht früher einmal war.
Rechts vom Jeschken (Ještěd, 1012 Meter): der Kleine Jeschken (Malý Ještěd, 754 Meter)
Langeberg (Dłużec, 867 Meter), Kalkberg (Vápenný vrch, 790 Meter) und Schwammberg (Jítravský vrch, 651 Meter)
Zwischen Schwammberg (Jítravský vrch, 651 Meter) und Trögelsberg
(Vysoká, 545 Meter) ist der Tölzberg (Tlustec, 591 Meter) zu sehen.
Zwischen den Windrädern liegt das Zittauer Gebirge.
Kleis (Klíč, 759 Meter), Hochwald (749 Meter), Plissenberg
(Plešivec, 658 Meter), Lausche (793 Meter), Tannenberg (Jedlová, 774
Meter) und Weberberg (710 Meter)
Bei
einem Ausflug zur kulturhistorisch interessanten Triangulationssäule
auf dem Gickelsberg wird man mit einer weiten Aussicht belohnt - Wenn
auch nicht immer vom Gipfel aus!