Sonntag, 30. Juni 2024

Die Triangulationssäule auf dem Gickelsberg

 Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf


Auf dem 569 Meter hohen Gickelsberg (tschechisch Výhledy, polnisch Guślarz) befindet sich dieses Technische Denkmal: Eine Triangulationssäule der Königlich-Sächsischen Triangulirung.
 

Man fährt vom Grenzübergang Friedensstraße in Zittau über Grottau (Hrádek nad Nisou), Kratzau (Chrastava) nach Ober Wittig. Vom Parkplatz in der Nähe der Kirche gelangt man über den gelben und grünen Wanderweg zum Ziel.
Die zweite Möglichkeit geht vom Grenzübergang Chopinstraße in Zittau über Reichenau (Bogatynia) nach Lichtenberg (Jasna Gora). Vom Parkplatz am Waldrand gelangt man auf einem Waldweg zum Gipfel.
 

Mit dem Gickelsberg (früher auch Gückelsberg) wählte man einen Standort an der damaligen sächsisch-böhmischen Grenze, der eine hervorragende Rundumsicht bot. Die nördliche Seite des Berges, die heute in Polen liegt, besteht aus Granit, während horizontal gelagerte Basaltsäulen den auf tschechischem Gebiet gelegenen Gipfel bilden.
Der Gickelsberg (Výhledy, 569 Meter) heute von Südwesten gesehen.
 

Für die Königlich-Sächsische Triangulirung wurde ein Dreiecksnetz 1. Ordnung aus 36 Stationen angelegt, die jeweils etwa 50–60 Kilometer voneinander entfernt waren. Zusätzlich wurde gleichzeitig ein engmaschigeres Netz 2. Ordnung mit 122 Festpunkten festgelegt, die etwa 20 Kilometer voneinander entfernt waren.
 

Die Station Gückelsberg ist die Station 2. Ordnung mit der Nummer 38. Sie wurde im April 1865 errichtet. Der Stein mit der Jahreszahl war bereits vorgefertigt. Auf einem 1,10 Meter tiefen Fundament ruht ein Quader aus Herwigsdorfer Granit mit 42 Zentimeter Kantenlänge. Die Baukosten betrugen damals 181 Mark.
 

Nach 1945 wurde der Stein umgestoßen und lag beschädigt und unbeachtet für Jahrzehnte im Wald. Er wurde 2001 aufgefunden, ausgebessert und am 7.11.2003 wieder aufgestellt.
Foto von 2014
 

In der Zwischenzeit wurde der Stein restauriert. 
Die Seite mit TP auf dem Sockel gibt die Südrichtung an.
 

Das Dreieck auf dem Sockel zeigt immer nach Norden.
 

Auf der Oberseite wurden die Instrumente angeschraubt. Die Abdeckplatte darüber ist leider nicht mehr vorhanden.
 

Einige Ansichtskarten vom Gickelsberg mit der Triangulirungssäule 
Alte Postkarte von 1910
 

Das über die Säule gebaute hölzerne Hochsignal
Alte Postkarte von 1910
 

Alte Postkarte von 1925
 

Die Stange neben dem Hochsignal ist ein exzentrisches Zusatzziel.
Alte Postkarte von 1913
 

Die Gaststätte erfreute sich auch wegen der Aussicht großer Beliebtheit.
Alte Postkarte von 1897
 

Von dem Gebäude sind heute nur noch einige Steinplatten übrig geblieben.
 

Früher mussten die Triangulationssäulen von allen Seiten sichtbar sein. Statt auf einem kahlen Berggipfel steht die Säule heute mitten im Wald.
 

Über dem Basaltstock mit horizontaler Säulenbildung wurde 2014 eine vier Meter hohe Beobachtungsplattform gebaut. Die Aussicht ist aber auf einen Sektor von rund 90 Grad beschränkt.
 

Im Südosten: Das Isergebirge
 

Im Süden: Der Jeschkenkamm (Ještědský hřbet)
 

Mit dem Langeberg (Dłużec, 867 Meter) und dem Kalkberg (Vápenný vrch, 790 Meter) – beide durch die Bäume hindurch – endet der einsehbare Bereich.
 

Früher hatte man eine ungehinderte Rundum-Sicht.
Alte Postkarte von 1916
 

Beim Abstieg kann man vom Waldrand aus erahnen, wie die Aussicht früher einmal war.
Rechts vom Jeschken (Ještěd, 1012 Meter): der Kleine Jeschken (Malý Ještěd, 754 Meter)
 

Langeberg (Dłużec, 867 Meter), Kalkberg (Vápenný vrch, 790 Meter) und Schwammberg (Jítravský vrch, 651 Meter) 
 

Zwischen Schwammberg (Jítravský vrch, 651 Meter) und Trögelsberg (Vysoká, 545 Meter) ist der Tölzberg (Tlustec, 591 Meter) zu sehen.
 

Zwischen den Windrädern liegt das Zittauer Gebirge.

Kleis (Klíč, 759 Meter), Hochwald (749 Meter), Plissenberg (Plešivec, 658 Meter), Lausche (793 Meter), Tannenberg (Jedlová, 774 Meter) und Weberberg (710 Meter)

Bei einem Ausflug zur kulturhistorisch interessanten Triangulationssäule auf dem Gickelsberg wird man mit einer weiten Aussicht belohnt - Wenn auch nicht immer vom Gipfel aus!


Freitag, 28. Juni 2024

Nur ein paar Fotos mit meinem Mini-Riesenteleskop APO50/250 aus China

 










Von der Rabensteiner Höhe zur Hundorfer Beile

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

                

Am Eingang zur Biberklamm befindet sich an der Ortsgrenze zu Schönau (Loučky) ein Parkplatz, von wo aus wir unsere heutige Unternehmung starten. Nach dem Regen des letzten Tages ist die Aussicht durch aufsteigende Talnebel anfangs noch etwas getrübt, trotzdem wandern wir zunächst hinauf zur Rabensteiner Höhe, weil wir nach dem Tschaschelstein suchen möchten, den wir bisher noch nicht aufgefunden haben. Zwar finden wir am Wege zum Mertendorfer Hutberg beachtliche Felsgebilde im Wald, aber ob es sich dabei wirklich um den Tschaschelstein handelt, auf dem früher die Jugend auf dem Hosenboden zu Tal „getschaschelt“ ist, wissen wir nicht.

Wir gehen den Weg zurück Richtung Biberklamm und folgen dann aber bald rechts einem Wiesenweg auf die Höhen am Steinhübel (Loučný). Vor uns taucht in der Ferne Wernstadt (Vernerice) auf, umgeben von der Hochfläche zwischen Reichen (Rychnov) und Munker (Mukařov). Auf den Höhen der Aussichtsturm auf Zimmers Beile (Víťova vyhlidka) und dem Fernsehturm auf dem Zinkenstein (Buková hora). In Wernstadt wendet sich unsere Tour und wir treten den Rückweg an über die Hundorfer Beile/Beule (Pohorský vrch) zur Biberklamm. Es ist wie verhext: wenn ich schon einmal eine schöne Beschreibung für eine Wegstrecke finde, wandert der Berichterstatter meistens genau in die entgegengesetzte Richtung. Sei es d‘rum, also bitte beim Lesen umdenken:

Wir befinden uns am Eingange der Bieberklamm, einer wildromantische Schlucht, durch welche der Bach sich tosend hindurch presst. Am Ende der Schlucht gelangt man alsbald in eine Lichtung mit einem anmuthigen Ausblick in den Thalgrund. Nach rechts biegend, bemerken wir einen prächtigen Wasserfall, der etwa haushoch über den „Antenstein" herabstürzt.

Der Wasserfall wird durch ein Bächlein gespeist, an welchem einige unbedeutende Überreste, insbesondere ein Stück Mauer der Sage nach den Ort bezeichnen, woselbst die sogenannte Teufelsmühle einst erbaut werden sollte.

Nach dem Schwedenkriege beabsichtigte ein Müller aus dem nahen Schönau, in der Schlucht ober dem Wasserfalle eine Mühle zu erbauen. In dem stillen, entlegenen Thale hoffte er nach erlebten Drangsalen ruhig sein Gewerbe ausüben und unbehelligt leben zu können. Doch über dem Unternehmen waltete kein glücklicher Stern. Was die Arbeiter bei Tage gebaut hatten, wurde von ruchlosen Händen in der folgenden Nacht zerstört, und zwar von niemand anderen, als dem ehemaligen Besitzer der Weishauptmühle in Schönau, welcher sich in schrecklicher Teufelsmaske nachts der Stätte näherte. Der damals herrschende Aberglaube kam ihm bei seinem lichtscheuen Unternehmen gut zu statten. Der Müller aber wurde ihm ein herzhafter Gegner, welcher „Blaulippe", so hieß der Weishauptmüller infolge einer schlechtverheilten Wundstelle an der Unterlippe, überwand, entlarvte und dem peinlichen Gerichte in Wernstadt überantwortete. „Blaulippe" endete am Galgen. Die Mühle bei dem Wasserfalle wurde nicht fertig gebaut.

Am Thalhange aufwärts gelangt man zu einem nach Schönau gehörigen Bauernhause „beim Förster" und weiter zu dem Dörfchen Sorge (10 Häuser),

Von da auf der Hochebene in 20 Minuten zur Hundorfer Beile (598 m), deren Aussichtsgallerie mit Schutzraum (im Jahre 1891 vom Tetschner Gebirgs-Vereine errichtet) man vor sich sieht. Bei halbwegs reiner Luft kann man daselbst einen prachtvollen Fernblick genießen : Südwestlich: Geltsch; südlich: Auschaer Thal mit Auscha, rechts davon Straschnitz und Molschen, im Hintergrunde der Georgsberg; gerade über Auscha hin Liboch, links von Auscha die Kirchtürme von Neuland, Zebus und Melnik hintereinander; südöstlich: Ron, Wilsch und Ruine Altperstein hintereinander, rechts davon Schloss Hauska, links die Bösige; östlich: die Teichniederung von Drum bis Habstein, mit dem Roll und dem Jeschkengebirge im Hintergrunde.

Von der Hundorfer Beile führt ein Weg in 40 Minuten nach Wernstadt, das am Endpunkte der neuerbanten Eisenbahnlinie Großpriesen-Wernstadt (eröffnet am 18. August 1890) liegt und 240 Häuser mit 2065 Einwohnern zählt. Die freundliche Stadt kann mit Rücksicht auf die Billigkeit von Unterkunft und Verpflegnng und auf die ringsumher befindlichen, zahlreichen touristischen Punkte als Standquartier für Touristen angelegentlichst empfohlen werden.“ („Der Hutberg bei Mertendorf und dessen Umgebung: Touristisches, Geschichtliches und Heiteres aus dem Hutberggebiete“, Emil Perthen,Hans K. Kreibich, 1896)

Korrigierend muss man leider festhalten, dass Wernstadt zur Zeit keinen freundlichen Eindruck mehr hinterlässt. Durch Deindustrialisierung ist der Ort unter die Räder gekommen (aber ein Bier und eine warme Mahlzeit bekommen wir). Was wir dann aber erleben, ist von unbeschreiblicher Schönheit. Beim langsamen Anstieg lassen wir Wernstadt hinter uns und nähern uns der Hundorfer Beile. Die weitläufigen Wiesen sind von einem Blütenmeer bunter Sommerblumen überzogen. Die Aussicht vom Berge (siehe oben) ist umwerfend.

Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt steigen wir noch zum Wasserfall in der Biberklamm ab und erleben einen krassen Kontrast zum eben Gesehenen. Zwar schießt das Wasser über die Basaltwand wie eh und je zu Tal, aber unten am Biberbach (Bobří soutěska) sieht es grauenvoll aus. Der Wald ist total zusammengebrochen, die Baumleichen liegen kreuz und quer und haben auch beim Fallen die Brücken getroffen. Am Parkplatz oben weist ein Wanderzeichen den Weg in die Schlucht, aber nur bis zum Wasserfall, die ehemals grüne Wegmarkierung durch die Klamm fehlt. Der Weg verläuft scheinbar jetzt außerhalb der Schlucht. Sehr Schade.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Von Groß Jober auf die Rabensteiner Höhe







Haben wir hier den Tschaschelstein gefunden?




Am Steinhübel mit Durchblick zum Geltsch




Abgang nach Wernstadt











In Wernstadt







Über blühende Sommerwiesen zur Hundorfer Beile; Zimmers Beile und den Zinkenstein immer im Blickfeld






Auf der Hundorfer Beile





Auf dem Weg zur Biberklamm











In der Biberklamm









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