Was hat schon seit grauen Jahren
Unser Roll im Polzental geseh’n?
Der Hussiten trotzig wilde Scharen
Sah er kommen, kämpfen und – vergeh’n.
Doch die deutschen Gau’n
In der Polzenau’n
Blieben fest im Wettersturm bestehen!
Das Lied vom Roll, J.L.Haase
Eine der eindrucksvollsten Berge um Wartenberg (Straz pod Ralskem) und Niemes (Mimon) ist der 696 Meter hohe Rollberg oder Roll (Ralsko), ein ehemaliger tertiärer Vulkan, dessen Schlot die unterliegende kreidezeitliche Sandsteinplatte durchstoßen und einen noch heute mächtigen Kegel aus Phonolith aufgebaut hat. An seinem unmittelbaren Fuß finden wir den Ort Neuland am Roll (Noviny pod Ralskem) sowie das kleine Rabendörfel (Vranov) unterhalb der Juliushöhe. Beide eignen sich als Ausgangspunkte für eine Besteigung des Rollbergs.
Was diesen Berg besonders interessant macht, sind die steinernen Reste einer der ältesten Burgen Böhmens, die seinen Gipfel zieren. Über ihr wird noch Einiges zu berichten sein.
Für den Aufstieg bieten sich zwei Wege an. Entweder direkt vom Rabendörfel (Vranov) aus (der Weg beginnt am sogenannten Molkenkrug, einem schlanken alleinstehenden Sandsteinfelsen) oder von Neuland (Noviny pod Ralskem) kommend von der Verbindungsstraße aus über den neu markierten Wanderweg. Er folgt in etwa dem klassischen Aufstieg, den einst auch die Erbauer der Burg und die Burgbesatzung nehmen mußten. Er beginnt recht flach, führt an einem einzelnen Bunker der Schöberlinie vorbei um dann steil durch einen herrlichen Buchenwald (der stellenweise durch den Orkan Kyrill stark gelitten hat) stetig bergauf zu führen. Im oberen Drittel biegt er in einen ringförmigen Pfad um den Gipfel ein der dahingehend bemerkenswert ist, da er teilweise noch auf einem relativ breiten, mit Tephritgeröll befestigten Weg verläuft. Über ihn muß man einst die riesigen und schweren Sandsteinblöcke transportiert haben, die man heute noch als Bestandteile der Burgruine sehen kann.
An der höchsten Stelle dieses Ringweges geht dann rechtwinklig und sehr steil der eigentliche Weg zum Gipfel ab. Folgt man dagegen den Weg geradeaus, dann geht es wieder den Berg herab und man gelangt direkt ins Rabendörfel (Vranov). Dieser Weg kann natürlich auch alternativ als Aufstieg benutzt werden. Aber wir wollen hier den Aufstieg zum Gipfel wählen. Auf der linken Seite des Weges neigen sich eindrucksvoll die ausgedehnten Geröllfelder – auch steinerne Meere genannt – die Bergflanke herab. Sie prägen das Bild des Roll, wenn man ihn z.B. von Niemes (Mimon) aus betrachtet. Am Ende dieses steilen Aufstiegs, der uneben über Steine und Wurzeln alter Bäume verläuft, gelangt man an die Gipfelfelsenwand, an deren Durchbruch sich eine kleine, aber feine Aussichtsplatform befindet. Von hier aus hat man bei guter Sicht einen wunderschönen Blick auf die Stadt Niemes (Mimon) mit seiner Kirche St. Peter und Paul, auf die beiden Bösige sowie über die Wälder bei Hühnerwasser und des ehemaligen militärischen Sperrgebietes, welches sich noch vor wenigen Jahrzehnten zwischen Oschitz und dem Kummergebirge erstreckte.
An der höchsten Stelle dieses Ringweges geht dann rechtwinklig und sehr steil der eigentliche Weg zum Gipfel ab. Folgt man dagegen den Weg geradeaus, dann geht es wieder den Berg herab und man gelangt direkt ins Rabendörfel (Vranov). Dieser Weg kann natürlich auch alternativ als Aufstieg benutzt werden. Aber wir wollen hier den Aufstieg zum Gipfel wählen. Auf der linken Seite des Weges neigen sich eindrucksvoll die ausgedehnten Geröllfelder – auch steinerne Meere genannt – die Bergflanke herab. Sie prägen das Bild des Roll, wenn man ihn z.B. von Niemes (Mimon) aus betrachtet. Am Ende dieses steilen Aufstiegs, der uneben über Steine und Wurzeln alter Bäume verläuft, gelangt man an die Gipfelfelsenwand, an deren Durchbruch sich eine kleine, aber feine Aussichtsplatform befindet. Von hier aus hat man bei guter Sicht einen wunderschönen Blick auf die Stadt Niemes (Mimon) mit seiner Kirche St. Peter und Paul, auf die beiden Bösige sowie über die Wälder bei Hühnerwasser und des ehemaligen militärischen Sperrgebietes, welches sich noch vor wenigen Jahrzehnten zwischen Oschitz und dem Kummergebirge erstreckte.
Jetzt sind es nur noch wenige dutzend Meter, um den Gipfelpunkt mit der uralten gotischen Burgruine zu erreichen. Der schmale Pfad führt an einer Felsenenge vorbei, über der sich in schwindelnder Höhe die Reste des kleineren der beiden Wohntürme erheben. Es dauert dann nicht mehr lange, und man steht vor der erstaunlich kleinen, mit behauenem Sandstein eingefaßten Eingangspforte zur Burg. Was nach ihrem durchschreiten sofort auffällt, ist der bis auf die erste Etage eingefallene Wartturm linkerhand sowie der mächtige, noch relativ gut erhaltene große und mächtige Wohnturm. Zu ihm führt ein schmaler Pfad an der kaum noch vorhandenen Mauerkante der ehemaligen, die Burg umgebenden Ringmauer, hin. Dabei kommt man kurz hinter dem Eingang an der ehemaligen Burgzisterne vorbei, die aber leider nur noch ein mit Wasserlinsen und Plasteflaschen bedecktes und ansonsten verschüttetes unförmiges Wasserloch darstellt.
Der Wohnturm, das Hauptgebäude der ehemaligen Ritterburg, ist ein Gebäude von unerschütterlicher Festigkeit mit fast zwei Meter dicken Mauern, an deren Kanten große Sandsteinblöcke eingearbeitet sind. Sie fallen durch ihre feine Bearbeitung und helle Färbung auf. Da es auf dem Roll keinen Sandstein gibt, mußten diese z.T. mehrere Zentner schweren Blöcke einst von Menschen, deren Schicksal längst im Dunkel der Geschichte vergessen ist, mit großer Mühe auf den Berg gebracht worden sein.
Auf der Westseite befindet sich das gut zwei Meter hohe und anderthalb Meter breite Eingangstor, welches heute eine verwitterte Holzbrettertür enthält. Da es keine Treppe mehr gibt, muß man etwas klettern, um in das Innere der Hauptburg zu gelangen. Wenn das geglückt ist, wundert man sich als Erstes darüber, daß die Hälfte des unteren Raumes durch einen schräg nach oben ragenden natürlichen Felsen gebildet wird, der einst bis zum ersten Stock reichte und den nutzbaren Innenraum damit maßgeblich verkleinerte. Natürlich war zu den Zeiten, als die Burg bewohnt war, das Innere des Wohnturms mittels Holzkonstruktionen in mehrere, wahrscheinlich drei Etagen untergliedert, die mehr oder weniger wohnlich eingerichtet waren. Die Wohnfläche jeder Etage betrug dabei ungefähr 38 Quadratmeter. Hier lebten die Mitglieder der Dynastien, denen einst die Burg gehörte. Man erkennt heute noch, daß sich im ersten Stockwerk zwei große Bogenfenster befanden, von denen eins in Richtung Nordosten und das andere in Richtung Südosten zeigte, jedes 4 Meter breit und zwei Meter hoch, worin einige steinerne Sitzbänke angebracht waren.
Hier sollte man einmal kurz innehalten und sich versuchen vorzustellen, welche Kraftanstrengung es bedeutete, auf dieser unebenen felsigen Bergkuppe mit seinen rechts und links steil abfallenden Flanken einen solchen mächtigen Turm zu errichten.
Begeben wir uns nun wieder zurück in dem nicht ganz so gut erhaltenen Ostteil der Burgruine. Sie wird durch einen stärker zerstörten kleineren Wartturm dominiert, in dem wahrscheinlich einst das Gesinde und das Wehrvolk untergebracht waren. Dazwischen kann man noch einen beide Türme verbindenden Gebäudekomplex erahnen, von dem außer einem Teil der Seitenmauern nicht viel erhalten geblieben ist. Davor, ungefähr in Höhe der Burgpforte, befand sich der Burg- oder Versammlungsplatz, der heute aber durch die eingestürzten und verfüllten Keller und Gewölbe sehr uneben erscheint. Von ihm aus sind sehr schön die Reste der 2 Meter breiten Außenmauer, die vielleicht einmal einen hölzernen Wehrgang getragen hat, deutlich zu erkennen.
Im Vergleich zum Oybin, dem Dewin oder dem Bösig war die Rollburg nicht besonders groß. Durch ihre steile und abgelegene Lage stellte sie trotzdem für ihre Besitzer eine sichere Feste dar, die mit den Mitteln der Kriegskunst des Mittelalters kaum einzunehmen war. Hier lohnt es sich, etwas über die Geschichte dieser Burg und ihrer Besitzer zu erzählen, die bis weit in das 13. Jahrhunderts zurück reicht und die eine der ersten Burgen in Böhmen war, die nach deutscher Art aus Stein erbaut wurde.
Ihr Ursprung ist zugleich auch der Ursprung des einst mächtigen Adelsgeschlechts der Wartenberger, welches wiederum aus dem Geschlecht der noch älteren Markwartinger hervorgegangen ist. Viele Mitglieder dieser Familie haben in oftmals rühmlicher, manchmal aber auch unrühmlicher Weise ihre Spuren in der böhmischen Geschichte und der Geschichte der Oberlausitz hinterlassen, bis sie mit Johann Georg Wartenberg im Jahre 1625 erloschen ist. Der Name Wartenberg („Wart am Berg“) bezieht sich auf eine alte Feste am Fuße des Rolls im Bereich der heutigen Stadt Wartenberg (Straz pod Ralskem) am Rande des vor über 800 Jahren noch kaum zugänglichen Grenzgebirge zur Lausitz und zu Schlesien, wo der Familienclan seinen Anfang nahm.
Hermann von Ralsko wird bereits in den Jahren 1175 bis 1197 erstmalig urkundlich erwähnt. Aus der wahrscheinlich zuerst überwiegend aus Holz erbauten Burganlage entstand zu dieser Zeit eine feste steinerne Burg, die noch viele Jahrhunderte im Besitz der Wartenberger bleiben sollte. Viele Mitglieder dieser Familie sind den Geschichtsschreibern des alten Böhmens durchaus bekannt, obwohl Daten aus ihrem Leben oft nur bruchstückhaft überliefert sind. Auch wenn sie ab und an die Burg von Vasallen verwalten ließen, haben sie ihrem Namen immer „von Ralsko“ nachgestellt. So ist bekannt, das Johann von Wartenberg, Herr auf Ralsko, im Jahre 1380 seinem Dienstmann Hermann (der sich übrigens dann auch „von Ralsko“ nannte) das Dorf Medney samt umliegender Waldung unter Vorbehalt auf Lebenszeit zum Lehen gab. Zehn Jahre später übten die Brüder Johann, Wenzel und Peter von Ralsko, wahrscheinlich die Söhne des 1360 erwähnten Wanko von Wartenberg, das Patronatsrecht über die Kirche von Niemes aus. Was aus Wenzel und Peter von Ralsko geworden ist, weiß man nicht. Lediglich Johann taucht 1405 wieder als Burgherr, als „Johann Chudoba von Wartenberg auf Ralsko“ in Erscheinung. Es wird berichtet, daß er der Pfarrkirche zu Wartenberg zu Fronleichnam einen neuen Altar sowie eine beachtliche jährliche Rente gestiftet hat. Außerdem muß er sich mehrmals mit seinem König Wenzel (des IV, 1361-1419) überworfen haben. Gründe waren Besitzansprüche an der Stadt Weißwasser am Bösig, die in den Jahren 1406 und 1418 sogar zu ernsten kriegerischen Auseinandersetzungen führten.
In jener Zeit begann immer mehr das Hussitenunwesen in den Ländern der böhmischen Krone Fuß zu fassen. Die Hussittenbewegung, die als Reaktion auf die Verbrennung des Prager Professors, Theologen und Reformators Jan Hus (um 1370-1415) entstanden war und auf die der erste Prager Fenstersturz von 1419 zurückgeht, sollte schnell zu einer politischen und militärischen Kraft werden, welche die Mitte Europas in eine fast zwei Jahrzehnte anhaltende Krise stürzte.
Johann Chudoba war alles andere als ein Hussitenfreund. Im Dienste der Witwe Sophie des kurz nach dem Prager Fenstersturz verstorbenen Königs Wenzel ging er mit seinem Kriegsvolk gegen die Aufständischen vor und besetzte im Frühjahr 1420 die Prager Burg. Dort wurde er kurze Zeit später von seinen eigenen Vettern, die dem neuen böhmischen König Sigismund (1368-1437) untreu geworden sind, samt seinen Hauptleuten gefangen gesetzt. Aber bereits ein Jahr darauf, so berichten die alten Aufzeichnungen, kämpfte er wieder auf kaiserlicher Seite gegen die Hussiten, die zu diesem Zeitpunkt bereits einen großen Teil Böhmens und Mährens unter ihren unheilvollen Einfluß gebracht hatten.
Ab dem Jahre 1426 begannen hussitische Armeen auch die Oberlausitz zu bedrohen, die in mehreren Wellen das Land und die Orte des Sechsstädtebundes heimsuchten. Daß sie da auch der Burg auf dem Rollberg einen Besuch abstatteten, ist dabei nicht verwunderlich, denn immerhin saß da oben einer ihrer ärgsten Feinde. Dieser „Besuch“ geschah in den letzten Apriltagen des Jahres 1426, nachdem die Hussiten die Stadt Niemes zerstört und völlig niedergebrannt hatten. Nur zu ihrem Pech war die Burgbesatzung auf der Hut und die Bestürmung der Felsenburg ging völlig schief und viele Hussiten blieben tot oder verletzt auf den umliegenden Felsen liegen. Johann Choduba von Ralsko hat über diese Begebenheit selbst in einen Brief an die Besatzung der Burg Landeskrone bei Görlitz berichtet: „und auf den Abend sy sich derhuben in den Pergk Rol und wolden sich versucht haben vorbas zu dem Haws, hoben Schaden genommen also sy von der meynen sint myt Schaden abgetrieben“.
Noch im gleichen Jahr änderten sich die Besitzverhältnisse an der Burg und ein anderer „Johann“ von Wartenberg, der diesmal den Hussiten freundlich gesinnt war und sich ihnen sogar anschloß, zog in die Feste ein. Da die Loyalitätsverhältnisse der Mitglieder des Hauses Wartenberg gegenüber ihren König Sigismund unterschiedlich ausgeprägt waren, kam es oft vor, daß sich die Verwandten gegenseitig bekriegten. So mußte z.B. Sigmund von Wartenberg eine zeitlang als Gefangener seines Vetters Johann des Älteren in einem Turm der Rollburg ausharren.
Dieser „Johann“ beteiligte sich der Sitte der Zeit folgend zusammen mit den Hussiten auch maßgeblich an der Verwüstung der Lausitz und vielleicht sogar an der erfolglosen Belagerung des Oybins im Jahre 1429. Aus dem gleichen Jahr existiert noch eine Notiz, daß er zusammen mit seinem Bruder Marquard die nahegelegene Burg Dewin seinem Verwandten Benesch von Wartenberg vermachte und daß er bei der Veräußerung der Burg Struhanken an die Herren von Waldstein im Jahre 1432 als Zeuge aufgetreten ist. Unter welchen Bedingungen und warum diese Burgen verkauft wurden, wissen wir nicht, da sich darüber die Quellen ausschweigen.
Bekannt ist jedoch, daß um das Jahr 1434 herum die Rollburg genauso wie das Schloß Wartenberg an seinem nördlichen Fuß und der Grafenstein bei Grottau (Hradek) den Wartenbergern verlustig ging. Was die Rollburg betrifft, so soll sie ein gewisser Czapek von San übernommen und zu einem üblen Raubnest gemacht haben. Ein Beschwerdebrief der Sechsstädter Bürger an den Kaiser Sigismund vom 28. März 1435 weist auf die nicht mehr hinnehmbaren Schäden hin, welche die Raubritter in der Umgebung verursachten. Allein sein Mitkumpane Steffan Tlach mit seinen mehreren dutzend Reitern, die sich auf Burg Grafenstein eingenistet hatte, war ein von Zittau bis Görlitz weithin gefürchteter Raubritter, von denen es in dem Brief heißt, daß seine Leute „reyten, börnen, heeren, morden, fohen die lute und legen H. Reichs Strasse gar darnieder“.
Bereits 1433 begannen eine Reihe von Feindseligkeiten gegen den Sechsstädtebund, an denen viele Mitglieder der Familie Wartenberg, insbesondere aber Sigismund I von Wartenberg und seine Söhne, direkt beteiligt waren und die sich fast ein Jahrzehnt hinzogen. Grund war die Hinrichtung eines von Wartenberg auf Ralsko in Zittau am 21. Dezember 1433. Dieser war vom damaligen Lausitzer Landvogt Thimo von Kolditz festgesetzt worden, nach dem bei einer vereinbarten Übernahme der Burg Grafenstein durch die Zittauer 8 von ihnen erschlagen und 26 gefangen genommen worden sind, obwohl Zittau den Kaufpreis von 400 Schock Prager Groschen vereinbarungsgemäß bezahlt hatte. So gesehen war der Landvogt durchaus im Recht. Der kurze Prozeß gegen einen Wartenberger sollte aber für Zittau und für die anderen oberlausitzer Städte noch ein furchtbares Nachspiel haben, welches als „Wartenberger Fehde“ in die Geschichte eingegangen ist. Johann der Ältere von Wartenberg auf Ralsko und mit ihm seine ganze Sippe schworen nämlich blutige Rache für seinen Sohn, der in Zittau nach einem kurzen Prozeß nach einigen Quellen enthauptet und nach anderen zu Tode geschliffen und gevierteilt wurde und setzte sie auch in die Tat um. Besonders tragisch für Zittau war, daß im Jahre 1436 die Grenzfeste Karlsfried am Gabler Paß durch kaiserliche Schenkung an die Herren von Ralsko kam, die sie dann zu permanenten Raubzügen zu den Dörfern und Städten am Fuße des Gebirges nutzten. Außerdem kam auf diese Weise der Handel über die wichtige Gabler Paßstraße nach Böhmen fast völlig zum erliegen, was besonders den Zittauern große finanzielle Schaden zufügte. Aber auch vom Tollenstein und vom Dewin machten sich immer wieder bewaffnete Reiterscharen auf, um das Gebiet der Oberlausitz zu überfallen und zu berauben. Man sagt sogar, daß diese zehnjährige Fehde dem Sechsstädtebund mehr Schaden zufügte als alle Hussiteneinfälle zusammen. Der am 25. Juli 1440 unterzeichnete Landfriedensvertrag sollte eigentlich dem Rauben und Brandschatzen ein Ende setzen. Aber trotz dieser Vereinbarung setzen die Wartenberger ihre Fehde fort, so daß sich im darauffolgenden Jahr die Oberlausitzer zusammen mit ihren Meissner Verbündeten auf den Weg nach Böhmen machten, um die Burgen der Wartenberger ein für allemal zu schleifen und um sie so zum Frieden zu zwingen. Im Ergebnis dieses Waffengangs mußten die Wartenberger schließlich die Grenzfeste Karlsfried und die Burg Winterstein im Elbsandsteingebirge förmlich verkaufen. Karlsfried wurde im Folgejahr 1442 von Zittauer Bauleuten unbewohnbar gemacht und auch dem Winterstein (dessen Name „Hinteres Raubschloß“ noch an jene Tage erinnert) ereilte das gleiche Schicksal.
1444 flammten die Feindseligkeiten zwischen dem Sechsstädtebund und Johann von Ralsko, der jetzt in Tetschen residierte, wieder auf. Dabei wurde die Burg auf dem Dewin einer langen, aber weitgehend erfolglosen Belagerung unterzogen und das oberlausitzer Heer mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen. An der als uneinnehmbar geltenden Rollburg scheinen sie dagegen eine Belagerung gar nicht erst versucht zu haben.
1444 flammten die Feindseligkeiten zwischen dem Sechsstädtebund und Johann von Ralsko, der jetzt in Tetschen residierte, wieder auf. Dabei wurde die Burg auf dem Dewin einer langen, aber weitgehend erfolglosen Belagerung unterzogen und das oberlausitzer Heer mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen. An der als uneinnehmbar geltenden Rollburg scheinen sie dagegen eine Belagerung gar nicht erst versucht zu haben.
In der Folgezeit wechselte die Burg mehrfach ihre Besitzer, was nicht ohne Streitereien abgegangen ist. Auf jeden Fall weiß man, daß Johann von Wartenberg am 31. August 1457 die Burg zurück bekam.
Johann von Wartenberg wurde ein begeisterter Anhänger des böhmischen Königs Georg von Podiebrad (1420-1471), dessen Mutter Anna selbst eine geborene Wartenberg war. Da er an der Königswahl zu Gunsten Georgs 1458 direkt mitwirkte, erhielt er 1460 das erbliche Amt des Mundschenks des Königs. Außerdem wurde er zum Landvogt der Lausitz ernannt. 1664 verstarb er betagt in Bautzen und wurde mit großen Ehren in der Kirche des Barfüßerordens begraben.
Nach seinem Tod erbte einer seiner Söhne, Christoph von Wartenberg neben dem Tollenstein, dem Habichtsstein und der Feste Dewin auch die Rollburg. Sein Bruder Sigismund dagegen weilte in Prag und übte dort das für die Versorgung des königlichen Hofs wichtige Amt des Mundschenks aus (oder besser, ließ es ausüben, denn der „Mundschenk“ war genaugenommen wie der Marschall oder Truchsess ein erbliches Ehrenamt am königlichen Hof).
Als es im Jahre 1467 wieder zu Feindseligkeiten zwischen den Wartenbergern und dem Sechsstädtebund kam, begann auch der Anfang vom Ende der stolzen Burg auf dem Roll. Von diesem „Ende“ geben im Wesentlichen zwei Quellen Auskunft. Einmal findet diese Begebenheit in einem Nebensatz in Carpzovs Chronik Erwähnung. Etwas ausführlicher beschreibt sie Peter Eschenloher in seiner Geschichte der Stadt Breslau, weshalb seine Textstelle hier zitiert werden soll:
„1468 umb Martini erstiegen 12 Trabanten aus der Stadt Zittaw das hohe feste Schloß Rol genannt, Meilen von der Zittau, bei Niemes, und schlugen dabei zu Tode den Herrn mit allem seinem Gesinde und funden dabei viel Güter, die die umbliegenden Ketzer umbs Frieden willen geführet hatten. Es war eine ungeheuer ritterliche That. Die Zittawer besetzten das Schloß wohl.“
Dieses als „ungeheuerliche ritterliche Tat“ eingeschätzte Unternehmen, an dem auch der Landvogt der Oberlausitz, Jaroslaw von Sternberg, beteiligt gewesen sein soll, muß zu seiner Zeit viel Aufsehen in der nahen und ferneren Umgebung hervorgerufen haben, denn noch viele Jahrhunderte danach erzählte man sich von Mund zu Mund eine Sage darüber. Danach sollen die Zittauer am 10. November 1468 den Roll bestiegen und sich über eine List Einlaß in das „feste Schloß“ verschafft haben. Die Sage erzählt, daß sie, nachdem sie den Viehhirten erschlagen hatten, in der Abenddämmerung zusammen mit dem Vieh in den Burghof gelangten. „Der Thorwächter öffnete bei dem ihm wohlbekannten Klange der Herdenglocken, nichts ahnend, das Einlaßpförtchen. Er wurde ebenso wie die in Schrecken versetzte Besatzung übermannt. „
Der Feuerschein der brennenden Burg verkündete die Verwüstung der zu einem Raubnest verkommenden Stammburg der mächtigen Wartenberger. Von diesem Schlag hat sich die Rollburg nie wieder erholt. Sie wurde zwar kurz danach wieder in einen bewohnbaren Zustand versetzt. Die Wartenberger suchten sich aber eine bequemere Bleibe und nur eine Burgbesatzung verblieb auf dem nur schwer zugänglichen Felsen. Die Beziehungen zu den Sechsstädten scheinen sich auch dramatisch verbessert zu haben, denn der Magistrat von Zittau verfügte 1479, daß ein „halbes Fuder Bier“ der Burgbesatzung zum Geschenk gemacht werden soll.
Die restliche Geschichte der Burg ist eine Geschichte des Abstiegs und des Zerfalls. Am 10. Dezember 1481 wurde sie von Christoph von Wartenberg samt Meierhof und einem öden Dorf an seinem Fuße an Hans Zedlitz von Zedlitz verkauft, der aber damit auch nicht viel anfangen konnte. So wurde sie wieder zeitweise ein Ausgangspunkt von Räuberbanden, welche die Umgebung heimsuchten. Später wechselte die Burg noch öfters ihren Besitzer. Sie kam abwechselnd an die Herren von Waldstein, von Bieberstein und an andere, heute weitgehend unbekannte Herrschaften, was sich aber nicht zu ihrem Vorteil entwickelte. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war sie dann endgültig eine verlassene Ruine und völlig unbewohnbar geworden.
Das edle Geschlecht der Wartenberger verabschiedete sich aus der Geschichte Böhmens an dem Tag, als im Jahre 1625 Heinrich Otto von Wartenberg zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern auf dem Schloß Rothenhof von rebellischen Bauern grausam erschlagen wurde.
Denken sie an die wechselvolle Geschichte der Feste Roll, wenn Sie vom Schauenstein aus ihren Blick über die Landschaft schweifen lassen, so wie es einst auch Herrmann von Ralsko tat.
Denken sie an die wechselvolle Geschichte der Feste Roll, wenn Sie vom Schauenstein aus ihren Blick über die Landschaft schweifen lassen, so wie es einst auch Herrmann von Ralsko tat.
Wunderbar umfassende Recherche, herzlichen Dank. Würde gern den Bericht kopieren, um diesen später nochmals mit meinem Sohn gemeinsam zu lesen. Wir freuen uns auf weitere herrliche Nachrichten. Wir werden demnächst die Schwojkaer Schweiz besuchen. LG. Peter.
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