Auch in der Astronomie gilt – wer viel liest, ist klar im
Vorteil. Und heute, im Zeitalter des Internets, ist nichts leichter, als an
Informationen zu gelangen, für deren Erlangung man früher mühselig
Universitätsbibliotheken aufsuchen mußte. Heute reicht es vielfach, den
heimischen Computer einzuschalten und eine Verbindung mit dem weltweiten Netz
herzustellen. Das ersetzt natürlich nicht ein systematisches Lernen von Dingen,
die man beherrschen möchte. Für zukünftige „Astronomen“ betrifft das Mathematik,
Physik und die englische Sprache. Und auch für den ernsthaften
Liebhaberastronomen ist es von Vorteil, wenn man von diesen Fächern einige
Grundlagen verinnerlicht hat.
Der Umgang mit dem World Wide Web stellt mittlerweile eine
eigene Kulturtechnik dar, die gerade junge Leute meist recht gut beherrschen.
Nutzt man sie mit Verstand, dann kann man sehr viel über die Welt erfahren und
auch viel dabei lernen.
In diesem Beitrag können nur ein paar wenige Anregungen gegeben
werden. Zu groß ist das Angebot an Webseiten mit astronomischem Inhalt. Aber
wer die genannten „Kulturtechniken“ kennt, wird mit Google und Co. meist die
Informationen finden, die er gerade benötigt.
Wer gern rechnet oder viel rechnen muß und dafür Ausgangsdaten
benötigt, sollte sich unbedingt die etwas außergewöhnliche „Wissensmaschine“
Wolfram Alpha anschauen:
Es lohnt sich auf jeden Fall, die in dessen Hilfe
aufgelisteten Beispiele durchzugehen, um das Prinzip und die Leistungsfähigkeit
dieses Werkzeuges zu erkennen und um es effektiv nutzen zu können. Besonders
auch die Fähigkeit der Umrechnung von physikalischen Einheiten ist oft eine
große Hilfe. Wer ein Tablet-PC besitzt, sollte einen Blick auf die
Wolfram-Alpha-Apps werfen. Sie kosten nur wenige Euro und erlauben einen
komfortablen Zugriff auf die Kapazitäten dieser faktenbasierten
„Wissensmaschine“. Für „Erklärungen“ in epischer Form ist jedoch Wolfram-Alpha
weniger geeignet. Trotz Schwächen ist die Wikipedia (in der deutschen und
englischen Ausgabe, die man immer zusammen benutzen sollte) dafür weitaus
besser geeignet.
Das Wissen der Menschheit steckt in Büchern. Google hat
damit begonnen, diesen Schatz zu heben (zu digitalisieren) und (zumindest die,
welche mittlerweile gemeinfrei sind) für jedermann über das Internet zugänglich
zu machen. Ein Blick in Google Books lohnt sich immer:
(neuerdings auch über die Hauptsuchseite von Google über die
linke Randfunktion „Bücher“ erreichbar).
Beachten Sie, daß auch viele neue Bücher bereits
digitalisiert vorliegen, aber in Google Books nur teilweise angezeigt werden
(Modus „Vorschau und vollständige Ansicht“). Vielfach reichen die angezeigten
Seiten aus, um das momentane Informationsbedürfnis zu stillen oder um die
Entscheidung über die Zweckmäßigkeit eines Erwerbs über den Buchhandel voranzubringen.
Und wie gesagt, Google Books enthält wahre Perlen - insbesondere für den an
Astronomiegeschichte interessierten Leser. Geben Sie einfach einmal "Johannes
Kepler" in das Suchfeld ein und wählen Sie vollständige Ansicht. Die hier
aufgelisteten Bücher können Sie nicht nur am Bildschirm lesen, sondern auch als
PDF’s herunterladen und ausdrucken...
Wenn wir gerade bei Google sind, darf auf keinem Fall Google
Scholar vergessen werden:
Damit können mühelos wissenschaftliche Artikel (zumindest jedoch
deren Abstracts) gefunden werden. Von vielen gibt es PDF-Dokumente, die man
herunterladen und ausdrucken kann. Die hier zugängliche Informationsfülle ist
atemberaubend und erspart einen oftmals den Gang in eine gut ausgestattete
Universitätsbibliothek.
Vielen ist unbekannt, daß es für eine Anzahl von
Fachzeitschriften sogenannte Nationallizenzen gibt, auf die man auf Antrag
Zugriff auf ältere Jahrgänge erhält. In unserem Zusammenhang betrifft das z.B.
die Zeitschrift „Nature“, in der viele Review- und Forschungsartikel zu
astronomischen und astrophysikalischen Themen veröffentlicht sind. Deutsche
Staatsangehörige können über diese Webseite
einen (ansonsten kostenlosen) Zugriff darauf beantragen.
Fast jedes Fachjournal hat mittlerweile eine eigene
Webseite, wo ausgewählte Artikel gelesen werden können und wo zusätzliches Informationsmaterial
zur Verfügung gestellt wird. An dieser Stelle sollen nur ein paar wenige
Beispiele genannt werden, die insbesondere für Liebhaberastronomen von
Interesse sein könnten:
Sterne und Weltraum
Spektrum der Wissenschaft
und ihr amerikanischer Pendant Scientific American
Sky and Telescope
Bei dieser Zeitschrift sollte man sich auf jeden Fall den
Newsletter bestellen, wenn man zeitnah über neue astronomische Ereignisse und
Entdeckungen per E-Mail informiert werden möchte.
Kostenlos als PDF-Zeitschrift erhält man den ESO-Messenger
Sehr interessant sind auch folgende Zeitschriften, in deren
Archiven einzelne Artikel frei zugänglich sind:
Mercury
Astronomy now
Interstellarum – Die Zeitschrift für praktische Astronomie
Möchte man Astronomie auf hohem fachlichem Niveau verstehen
oder sogar betreiben, dann kommt man nicht umhin, wissenschaftliche
Fachpublikationen zu studieren. Für viele Zwecke helfen oftmals schon Abstracts
(d.h. kurze Zusammenfassungen) weiter. Ein wichtiger Ausgangspunkt zur
Recherche ist der Journal Query Page for
the Astronomy database des ADS
Abstract Services:
Und wenn man sich ganz aktuell über neueste Entwicklungen in
der astronomischen (oder physikalischen oder mathematischen) Forschung im
Laufenden halten möchte (noch bevor diese Erkenntnisse in internationale Fachpublikationen
eingeflossen sind), dann kommt man um arXiv.org
nicht herum. Für diejenigen, die ein Tablet-PC ihr Eigen
nennen, gibt es spezielle Apps (z.B. arXiv Droid für Android-Tablets) für den Zugriff.
Aber Achtung. Jeden Tag kommen Hunderte neue Artikel hinzu. Ein Kurs für
„Rationelles Lesen“ kann zur Bewältigung der Informationsflut von Nutzen sein:
Und hier querbeet noch ein paar Links auf Seiten, die in
Form von blogähnlichen Einträgen täglich über neue Forschungsergebnisse auf
mehr populärwissenschaftlichem Niveau berichten:
Scienceticker
Astro
Space Daily
Scinexx
Es gibt natürlich noch viel mehr. Aber wofür gibt es Google?
Auch sogenannte Blogs haben sich zu einer gern genutzten Informationsquelle
entwickelt. Und jeder ist eingeladen, selbst einen Blog zu betreiben (Wordpress
und Blogspot machen es einfach). Hier sollen nur exemplarisch die Blogs, die unter
„KosmoLogs“ gelistet sind, genannt werden. Sie werden in der Regel von Fachwissenschaftlern,
Doktoranden oder Wissenschaftsjournalisten betrieben und erfreuen sich einer großen
Publizität:
Und hier noch ein paar Beispiele:
Astrodicticum
simplex des Astrophysikers Prof. Freistetter
Bad Astronomy
PhysikBlog
Auch der Autor betreibt einen Blog, in dem u.a. regelmäßig auch
astronomische Beiträge erscheinen:
Auf Google Blogs kann man übrigens gezielt nach Beiträgen suchen:
Um sich schnell in ein Wissensgebiet einzuarbeiten, werden
an Universitäten und Hochschulen seit alters her Vorlesungen und Kolloquien
angeboten. Wenn man sich dafür interessiert (und sich aus vielerlei Gründen
nicht an einer Hochschule einschreiben kann), dann bietet auch hier das
Internet unerschöpfliches Material. Mit ein wenig Suchen findet man von vielen
Vorlesungen Skripte, die frei zugänglich sind, z.B. im SkriptWeb:
Aber auch Vorlesungen selbst, aufgenommen mit Videokameras,
tauchen immer mehr im Netz auf. Insbesondere die großen amerikanischen
Universitäten wie Stanford oder MIT sind in dieser Hinsicht als vorbildlich zu
benennen. Sie belegen jeweils eigene Kanäle in Youtube, wo man sich Vorlesungen
zu allen möglichen Wissensgebieten ansehen und anhören kann. Wo hat man sonst
Gelegenheit, von solchen Koryphäen wie Leonhard Susskind Physik zu lernen?
(Die mitgeschnittenen Vorlesungen finden Sie unter
Playlists).
Die frei zugänglichen Vorlesungen, die am MIT gehalten
wurden, finden Sie hier (auch unter Playlists):
Aber auch deutsche Universitäten veröffentlichen mehr und
mehr ihre Vorlesungen. Ein Vorreiter ist die Universität Tübingen, die auf
ihrem „Tübinger Multimedia-Server“ TIMMS schon eine sehr große Sammlung
zusammengetragen hat:
In Bezug auf Astronomie sei hier besonders die Einführungsvorlesung
des Winter- und Sommersemesters 2008/2009 empfohlen, die man im Verzeichnis der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät (Menüpunkt „Browsen“) findet. Unter „Themen“ bekommt man u.a. Zugriff auf die Ringvorlesung
„Die Enträtselung des Universums“ im Rahmen des Studium Generale (2007/2008). Und
auch die Keplervorlesung von 2008, gehalten von Riccardo Giacconi (Nobelpreisträger
2002) sollte man sich nicht entgehen lassen. Und als meinen Geheimtip möchte ich noch sehr die Vorlesungen der
Kinderuniversität empfehlen - auch wenn sie nicht von Astronomie handeln.
Ein weiteres, internationales Projekt, Wissen für jedermann zugänglich
zu machen, verfolgt Free University Lectures, in dem sie entsprechende Ressourcen
(Videos, Skripte, Tonmitschnitte) ins Netz stellt. Darunter auich viel Material
zu physikalischen und astronomischen Themen:
Kommen wir jetzt von den „Wissensquellen“ zu den „Ressourcen“,
also zu den Webseiten, auf denen man Bilder, Beobachtungsdaten,
Zusammenstellungen, Kataloge und Zahlenmaterial finden kann.
Eine der größten Astronomischen Datensammlungen gibt es im Centre de Donnees astronomiques de
Strasbourg:
Das ist eine der ultimativen Datenquellen für den
ernsthaften (Liebhaber-) Astronomen. Hinter der bescheidenen Nutzeroberfläche
verbergen sich so mächtige Werkzeuge wie die Datenbank für astronomische
Objekte Simbad oder der interaktiven Sternatlas Aladin. Dazu eine riesige Zahl
von Katalogen und Datenbanken (z.B. dem General Catalogue of Variable Stars).
Auch auf eine Vielzahl von Literaturquellen kann von dieser Seite aus zugegriffen
werden. So z.B. auf die für Veränderlichenbeobachter nicht uninteressanten
BAV-Rundbriefe (BAV – Berliner Arbeitsgemeinschaft der
Veränderlichenbeobachter). Aber schauen Sie selbst. Eine Einarbeitung in die
angebotenen Tools kann sich durchaus auszahlen.
Bilder über astronomische Objekte gibt es im Internet in
großer Zahl. Hier soll nur das Hubble Heritage Project Erwähnung finden:
Und natürlich darf das „Bild des Tages“ nicht vergessen
werden:
Wer sich für die Sonne und für „Weltraumwetter“
interessiert, für denjenigen ist die Seite
einfach ein Muß. Hier kann man auch an einem verregneten Tag
nachschauen, ob es Flecken auf der Sonne gibt oder nicht.
Kommen wir jetzt zu Sternatlanten. Auch in dieser Beziehung
hat das Web einige echte Perlen zu bieten. Bei Google Earth, welches man sich
von folgender Seite herunterladen kann
kann man seit einiger Zeit nicht nur auf die Erde, sondern
auch in den Kosmos „zoomen“. Einfach mal ausprobieren.
Das Konkurrenzprodukt dazu ist Windows WorldWide Telescope, welches man sowohl im Browser als auch als standalone-Variante nutzen kann. Die
entsprechenden Clients können von folgender Seite heruntergeladen werden:
Es stellt quasi ein Virtuelles Observatorium at home dar. Es lohnt sich vorher die
auf der Webseite zugänglichen Demos (Tour's)
anzuschauen, um einen kleinen Eindruck von diesem großartigen Stück Software zu
erhalten.
Digitale Bilder mit wissenschaftlichem Anspruch können auf
der Seite
per Dialog gewonnen und als Bild im GIF- oder dem in der
Astronomie üblichen FITS-Format heruntergeladen werden. Dabei sind
Bildausschnitte von maximal einem Quadratgrad möglich. Unter anderem steht hier
der berühmte, mit dem Oschin-Schmidtspiegel in verschiedenen Spektralbereichen
aufgenommene und nun digitalisiert vorliegende Mount Palomar Sky Survey (POOS) der Allgemeinheit zur Verfügung.
Unmengen von Bildern und Meßwerten haben Raumsonden gewonnen.
Fast alle sind mittlerweile irgendwie über das World Wide Web zugänglich gemacht worden (soweit es um amerikanische
und z.T. europäische Sonden handelt). Legendär ist die vollständige Erfassung
der Marsoberfläche durch die beiden Viking-Orbiter Ende der Siebziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts. Die damals gewonnenen Aufnahmen hat Google zu einem
großartigen interaktiven Marsatlas verarbeitet:
Damit kann man nun von zu Hause aus selbst Marsforschung betreiben.
Wenn man wissen möchte, was die Satelliten und Rover Tag für Tag so auf dem Mars
treiben, dann gibt es auch dafür neben den Homepages der einzelnen Marsmissionen
spezielle Webseiten wie z.B.
Die größte Ressource an Bildmaterial von Raumsonden und Weltraumteleskopen
stellt die NASA Image-Bibliothek zur Verfügung:
Dort werden nicht nur „Bilder“ gezeigt, sondern auch gleich ausführliche
Erklärungen darüber mitgeliefert, was darauf zu sehen ist. Wer für eine Veröffentlichung
oder für einen Vortrag astronomisches Bildmaterial benötigt, wird hier mit Sicherheit
fündig.
Zum Abschluß soll noch auf eine weitere Form der Kommunikation
unter Gleichgesinnten hingewiesen werden, die uns das Internet-Zeitalter beschert
hat – die sogenannten Diskussionsforen. Hier kann man Fragen stellen und auf Antworten
hoffen oder selbst Antworten geben. Hier können sich ganze Diskussionsstränge entwickeln,
die zu neuen Einsichten verhelfen und einen anregen sich mit Fragen zu beschäftigen,
auf die man selbst nie gekommen wäre. Auch kann man an diesen Stellen seine Beobachtungen
und die dabei erbrachten Ergebnisse, seien es Himmelsaufnahmen, Lichtkurven von
Veränderlichen oder andere interessante Dinge mit anderen Menschen, die die gleichen
Interessen frönen, teilen. Auch dazu ein paar wenige Links:
Diskussionsforen auf Astronomie.de
AstroNews
NetPhysik
www.wincontact32.de WINcontact 32 - Blog
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