Freitag, 8. März 2013

Das Schillerdenkmal auf dem Tannenberg bei Sankt Georgenthal



Auf den Bergen ist Freiheit! Der Hauch der Grüfte
steigt nicht hinauf in die reinen Lüfte.

Friedrich Schiller (1759-1805)

Im 19. Jahrhundert genossen die großen Nationaldichter überall im Volk ein hohes Ansehen und sie zu ehren und zu gedenken wurden viele exponierte Stellen mit ihren Namen oder mit Denkmalen geweiht. Ein solcher Dichter ist Friedrich Schiller, an dem auch heute noch viele Lokalitäten in Nordböhmen erinnern. Ich denke dabei an den Schillerstein bei Oschitz, an die Schillerquelle bei Morgenthau, die Schillerwarte am Grünberg bei Böhmisch Zwickau, an das Schillerwäldchen bei Kreibitz und nicht zuletzt an das Schillerdenkmal auf dem Tannenberg bei Sankt Georgenthal. Und über die Geschichte dieses Denkmals möchte ich nun ein klein wenig erzählen.

Am 3. Juli 1993 weilte ich auf dem Tannenberg - als Anlaß der Wiedereröffnung des gerade renovierten Tannebergturms. Zu diesem Zeitpunkt lag die Bergbaude noch in Trümmern und von dem gegenüberliegenden Schillerdenkmal waren nur zerbrochene Reste mit ein paar deutschen Ortsnamen zu erkennen. 

Der Tannenberg mit seinem 774 m  Höhe ist ohne Zweifel eine Dominante des böhmischen Teils des Lausitzer Gebirges. In der Zeit der Romantik wurde er bereits oft besucht und die Fernsicht, die man von ihm geniesen konnte, gewürdigt. Der Tannenberg "wetteifert an Lieblichkeit mit jenen im Mittelgebirge, an Erhabenheit kommt er einem Alpenpanorama gleich und besitzt dabei die Waldromantik des Böhmerwaldes", konnte man z.B. in der Zeitschrift "Aus Deutschen Bergen" des Jahrgangs 1891 lesen. Das ist das gleiche Jahr, in dem der 1885 in Schönlinde gegründete "Gebirgsverein für das nördliche Böhmen" den steinernen Aussichtsturm auf dem Gipfelplateau errichtete. Am Tag seiner Eröffnung war am Eingang des Festplatzes ein kleines Ehrentor errichtet worden, über dem der Satz "Auf den Bergen ist Freiheit" aus Schillers "Braut von Messina" prankte.

Neben dem Turm wurde kurze Zeit später - finanziert von dem damaligen Grundherrn der "Herrschaft Tollenstein", Fürst Ferdinand Kinsky, eine Bergbaude mit Übernachtung und Ausschank errichtet. Sie war immer gut besucht und wurde insbesondere von Wanderern zur Übernachtung genutzt, die am frühen Morgen vom Turm aus einen romantischen Sonnenaufgang erleben wollten. Auch wurden im Sommer auf dem Tannenberggipfel  ab 1893 regelmäßig viel besuchte Sonnenwendfeiern abgehalten. 

Als sich am 9. Mai 1905 der hundertste Todestag von Friedrich Schiller jährte, nutzte das der Gebirgsverein, um gegenüber der Bergbaude ein Schillerdenkmal zu errichten. Die feierliche Einweihung erfolgte am 25. Juni  1905 um 15 Uhr. Der Ausklang bildete die traditionelle Sonnenwendfeier.


Das Denkmal, im Volksmund kurz "Schillerstein" genannt, bestand aus einem großen Steinblock aus Schluckenau, in welcher ein Schillerporträt sowie eine bronzene Widmungsplatte eingelassen war. Daneben hatten die einzelnen Abteilungen des Gebirgsvereins jeweils einen für ihr Gebiet typischen Stein mit einem Ortsnamen niedergelegt. Im Einzelnen konnte man folgende Namen lesen: Wolfsberg-Gärten, Khaa, Alt-Ehrenberg, Schanzendorf, Ober-Preschkau, Zeidler, Niedergrund, Hainspach, Zwickau in Böhmen, St. Georgenthal, Krombach, Rumburg, Warnsdorf, Schluckenau, Zeidler, Schönau und Hainspach. So gesehen ist dieses Denkmal auch für jeden geologisch interessierten interessant. 

Den ersten und den zweiten Weltkrieg  hat das Schillerdenkmal  unbeschadet überstanden - die Zeit danach nicht mehr. Um 1950 entfernte man das Schillerporträt und danach zerschlug und verwüstete man das ganze Denkmal. Nur ein Haufen Steine, wo man mit etwas Mühe noch einige deutsche Ortsnamen lesen konnte, blieb übrig. Auch die Baude zerfiel zusehends zu einer Ruine. Am Ende standen nur noch die Außenwände. Doch dann kam die "Wende" auch in Böhmen. Man erinnerte sich wieder an die Menschen, die und deren Vorfahren hier jahrhundertelang gelebt hatten und die 1946 - 49 ihre Heimat verloren. Zuerst wurde die Bergbaude wieder instand gesetzt und danach der "Schillerstein" renoviert. Die Gemeinde St. Georgenthal beschaffte ein Medaillon mit Schillers Porträt und stiftete eine Marmorplatte, auf der nun - in tschechischer Sprache - wieder zu lesen war "Friedrich Schiller - Dichter (1759 - 1805) - gewidmet vom Gebirgsverein f. d. nördlichste Böhmen". Die Einweihung fand am 21. September 1996 statt. 


Friedrich Schiller hat zwar mehrfach Böhmen besucht (und da z.B. in Dux Casanova getroffen), war aber selbst nie auf dem Tannenberg. Das zu den Gerüchten, die man heute ab und an noch hört. Auf jeden Fall ist es schön, daß dieses Denkmal wieder steht und man sich an diese große Persönlichkeit der Weimarer Klassik auch in Tschechien erinnert...

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