Montag, 22. Juli 2013

Im Stollen des Heiligen Evangelista in St. Georgental (Schleinitzer Ländchen, Nordböhmen)


Sankt Georgental ist ein 1554 von Georg von Schleinitz gegründetes und nach sächsischen Vorbild erbautes Bergstädtchen am Fuße der noch viel älteren Burg Tollenstein. Hier siedelte er die seinerzeit im Erzgebirge sowie im Zittauer Gebiet (Sonneberg) arbeitslos gewordene Bergleute an. Sie sollten die mit der sogenannten Lausitzer Überschiebung im Zusammenhang stehende Silber-Erzgänge in der unmittelbaren Umgebung der Stadt abbauen. Aus dieser Zeit haben sich noch einige umfangreiche Stollensysteme erhalten (insbesondere auch im Kohlhautal, wo bereits ab 1474 geschürft wurde), wobei die Stollen an der Flanke des Kreuzberges von Sankt Georgental seit einigen Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Das betrifft insbesondere den "Stollen des Heiligen Evangelista" gleich an der Straße hinter dem Ortsausgang in Richtung Teichstatt (der Parkplatz befindet sich hinter dem letzten verfallenen Gebäude der ehemaligen "Schmelze" auf der linken Seite genau an der Auffahrt Richtung Tannendorf (Jedlova)). Das Schaubergwerk ist meist zwischen 10 und 16 Uhr geöffnet, wobei Führungen (in tschechisch) immer die volle Stunde stattfinden und rund 45 Minuten dauern.


Der Eingang, den man nur mit Helm (ganz wichtig!) überschreiten darf, ist neueren Datums (1992). Das alte, etwa 30 m entfernt liegende "originale" Mundloch von 1781 ist Anfang der 70ziger Jahre gesprengt worden und nicht mehr zugänglich. 

Der ca. 1.5 m breite und meist knapp 2 m hohe Stollen besitzt eine Länge von 640 m, von denen rund 460 m begangen werden können. Er geht zuerst völlig geradeaus und ebenerdig in den Berg hinein, macht an einer tektonischen Störung eine leichte Biegung und teilt sich an der sogenannten "Kapelle" in zwei Teilstollen auf.

Die ersten paar Meter sind noch eingeschalt. Danach kann man plattiges dunkles schieferartiges Gestein erkennen, welches der Fachmann sofort als phyllitische Grauwacke aus dem Präkambrium (650 Millionen Jahre alt) identifiziert (Grauwacken sind feinschliffige Tiefseeablagerungen). 


Es ist hier im Tertär angehoben und gebrochen worden, wobei sich in den dabei entstandenen Klüften hydrothermale Quarzgänge und Quarzadern mit mehr oder weniger starken Vererzungen gebildet haben. 



Diese Vererzungen enthalten gerade noch abbauwürdige Vorkommen von Silber, Blei (Bleiglanz, Galenit), Kupfer (Kupferkies, Chalkopyrit), Zink (Zinkblende, Sphalerit) sowie von giftigen Arsenopyrit. Auch kann man an einigen Stellen Überzüge aus Manganit erkennen. Im Vergleich zu den Erzadern im Erzgebirge war die Ausbeute jedoch nur gering. Sie reichte aber aus, um dem Bergstädtchen für zwei Jahrhunderte ein bescheidenes Auskommen  zu gewähren und der Silbermünze in Görlitz Arbeit zu geben.

Da sich die Erzgänge durch ihre Färbung und ihre Quarzeinfassungen sehr gut von der Grauwacke abheben, kann man sie im Licht der Schachtbeleuchtung recht gut erkennen.


Die Temperaturen im Stollen liegen bei gleichmäßigen 5° C im Kontrast zur sommerlichen Außentemperatur...


Dort, wo Quarz mit Chalkopyrit durchsetzt ist, erkennt man grüne Verfärbungen ...


Dunkle Manganverkrustungen im Bereich der "Kapelle"...


Noch mehr Details über den Bergbau in St. Georgenthal finden Sie hier...
Ich jedoch radle erst mal weiter zum "Alten Schöber" - auf ein böhmisches Bier...


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