Mittwoch, 9. Oktober 2013

Wanderungen am Riesengebirgskamm – Teil 1

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

'Nach dem unermesslichen Theater der Alpen zwischen Deutschland, Italien und Frankreich ist kein anderes Gebirge im mittleren Europa in neueren Zeiten so häufig besucht, so vielfältig und um Theile so gut beschrieben worden, als die hohe Kette der Sudeten zwischen Böhmen und Schlesien; aber auch kein anderes Gebirge von den beschneiten Gipfeln der Pyreneen bis zu den rauen Spitzen der Karpathen besitzt vielleicht einen in jeder Rücksicht so verdienten Ruf, als unser böhmisch-schlesisches Riesengebirge. Seine Lage, zwischen Böhmen, Schlesien und der Lausitz - drei der gesegnetsten Provinzen Europas - deren vorzüglichere Hälften man von seinem Rücken aus beinahe mit zwei Blicken übersehen kann: seine Form und beträchtliche Höhe, die, obgleich untergeordnet der majestätischen Größe und Erhabenheit der Alpen, dennoch in dieser Hinsicht wieder alle anderen Gebirge im nördlichen Europa um ein Bedeutendes hinter sich lässt; die überraschende Menge und Größe seiner Manufaktur- und gewerbereichen Ortschaften, über denen der heitre Genius einer ewigregen Betriebsamkeit schwebt; die erstaunliche Bevölkerung dieser Thäler endlich, die nur in wenigen Gegenden dieses Welttheils ihres Gleichen findet, und die vielseitig interessanten Zustände und Verhältnisse dieses Volkes untereinander: über alles dieses aber die Fülle einer herrlichen Gebirgsnatur, die im ergreifenden Contraste mit den überall sichtbaren Spuren menschlicher Kultur und Betriebsamkeit, im Raume weniger Quadratmeilen einen vorher gar nicht geahnten Reichthum an großen, die Seele erhebenden Szenen vor den Blicken des Beschauers entfaltet – alle diese Vorzüge geben dem Riesengebirge vor anderen Bergketten Deutschlands, insofern dieselben nicht mehr als unmittelbare Theile der Alpen angesehen werden können, unstreitig den ersten Rang.'

Was will uns Dr. Jos. Carl E. Hofer, Verfasser des Traktats 'Das Riesengebirge und seine Bewohner', Prag 1841, damit sagen ? Das Riesengebirge bot nicht nur seit dem Mittelalter den Siedlern, wenn auch raue, so doch lebensfähige Existenzbedingungen durch Bergbau, Wald- und Landwirtschaft oder manufakturelle Gewerbe in den Tälern, es gehörte auch seit Beginn des sich in Europa entwickelnden Fremdenverkehrs zu den ersten touristischen Adressen in Europa. Die immer noch vorhandenen zahlreichen Bauden, die ihren Ursprung nicht selten in bergbäuerlichen Höfen hatten, sind geradezu typisch für das Gebirge und werden heute noch gern besucht, denn sie sind kultig. Zwar wurden einige Bauden auf Hotelniveau getrimmt, aber wollen wir das ? 

Der Zustrom von Touristen, auch aus dem Ausland ist nach wie vor ungebrochen und wer auf Nummer sicher gehen will, bestellt besser vor. Gerade bei Etappenwanderungen, die sich entlang des Kamms von Lausitzer Gebirge über Isergebirge, Riesengebirge, Adlergebirge etc. bis Altvatergebirge und gern auch weiter erstrecken, sind die Übernachtungen sehr begehrt und nicht selten werden Herbergssuchende abgewiesen. Schade für jene, denn die abendliche Atmosphäre in den Gaststuben bei einem Glas Bier oder Wein ist ausgesprochen gemütlich.

Wir fanden Quartier in den Dafte-Bauden (Moravská Bouda) und hatten damit genau die richtige Basis für unsere geplanten Wanderungen. Die Halbtagestour über Vogelsteine, Bradler- und Martinbaude sowie den Mädelkamm war gerade richtig zum 'Anbergen' und hält schon einige schöne Momente bereit. Vielleicht ist die Szene mit Hohem Rad, Reifträger, Mann- und Mädelsteinen und die sich von hier ergebenden Aussichten sogar noch schöner, als die auf den 'Pflichttouren' der nächsten beiden Tage. Hier zumindest wird man keine Völkerwanderung erleben.




An den Vogelsteinen (Ptaci kameny)


Das Hohe Rad (Vysoké Kolo)


Die Martin-Baude (Martinova bouda)


Aufstieg zum Mädelkamm


Hinter dem Hohen Rad taucht die Schneegrubenbaude auf


Die Schneegrubenbaude (Schronisko nad Śnieżnymi Kotłami)


Blick von den Mannsteinen (Mužské kameny) zur Schneegrubenbaude



Die Mannsteine


Mannsteine, Hohes Rad, Schneegrubenbaude



Die Mädelsteine (Dívčí kameny)


Das nächste Ziel taucht am Horizont auf: die Schneekoppe (Sněžka)



Der Herbst zieht ein


Das Wollgras ist verblüht


Die Dafte-Baude (Moravká bouda)

www.wincontact.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Interessante Blogs Blog-Webkatalog.de - das Blogverzeichnis