Samstag, 21. Juni 2014

Eindrücke von Kroatien - Teil 5

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Mljet

'Meleda erstreckt sich wieder in südöstlicher Längenrichtung. Gegen Südosten ist die Insel sehr steil, theils kahl, theils mit Buschwald besetzt, auf der Nordwestseite bewaldet, im Allgemeinen aber sehr steril. Doch birgt die Insel ein anmuthiges idyllisches Plätzchen, welches aber so versteckt liegt, dass man es erst aufsuchen muß. An der Nordwestküste der Insel liegt nämlich Porto Palazzo, ein sehr schöner gegen alle Winde geschützter unbewohnter Hafen mit einer Palastruine am Ende, wo angeblich Agesilaus von Anazarba, unter Kaiser Nero Gouverneur von Silicien [Kilikien], in Verbannung gelebt haben soll. Von hier aus führt ein hübscher Weg zuerst zu einem kleineren, dann zu einem mit ersterem in Verbindung stehenden größeren Salzsee – Jezero oder Lago grande genannt -, der durch Porto Soline mit der offenen See in Verbindung steht. Unfern des Südufers des größeren Sees bemerkt man ein reizendes Inselchen (Sa. Maria del lago) mit einem ehemaligen Kloster, welches der Tradition nach vor dem Jahre 1000 gebaut wurde. Das sehr geräumige Kloster gleicht eher einem mittelalterlichen Schloß und ist an der Seite umwallt und mit einem Thurm versehen. Die Kirche enthält drei Monumente, worunter eines aus einer Steinplatte bestehend die Inschrift trägt: „Hic jacet Filius Tomassi Regis Bosniae“.'

Der Fährhafen von Mljet ist Sobra, dort legen die Fähren aus Dubrovnik und heute, günstiger für den Reisenden, aus Prapratno (Pelješac) an. Kennt man den Nationalpark im Westen der Insel bereits, wird man nach Verlassen der Fähre alles daran geben, das Kleinod so schnell wie möglich zu erreichen und kaum ein Auge für die wilde Berglandschaft der Insel übrig haben, durch welche die Straße führt. Von Polace oder Porto Palazzo, wie das Kronprinzenwerk den Ort benennt, ist es nicht mehr weit bis Pomena, einem überwiegend touristisch genutzten Ort inmitten des Nationalparks. Die meisten Inselbesucher sind Tagestouristen und erreichen Mljet mit Ausflugsschiffen, die hier vor Anker gehen. Quartiere sind auf Mljet knapp und in der Saison sollte man sich auf eine Zufallssuche nicht einlassen. Wer eine außergewöhnliche Lage im Sinne von naturbelassen und authentisch bevorzugt, versuche eines der raren Zimmer oder Appartements in Babine Kuće oder Soline (!) zu erhaschen. Diese Weiler liegen direkt am Großen Salzsee bzw. am Einlaufkanal zum Meer hin. Es sind Flecken zum Wohlfühlen, zum Nichtstun und an Nichtsdenken, nur die Seele treiben lassen und die Stimmung aus Landschaft und Natur in sich aufsaugen. Selten, dass mir das gelingt, aber hier ist so ein Ort.

Inmitten des großen Sees liegt romantisch das Benediktiner-Kloster. Im Obolus für den Eintritt in den Nationalpark enthalten ist das Billett für das Boot, welches einen auf die Insel bringt. Die Mönche hatten früher bereits die Kraft des Wassers erkannt und am Einlauf zwischen Meer und großem See ein Gezeitenkraftwerk angelegt, im Mittelmeer – kaum zu glauben. An der Einlaufstelle im Solinekanal kann man die starke Strömung beobachten. 

Im Gegensatz zu vielen anderen adriatinischen Inseln ist Mljet stark bewaldet, vorwiegend mit Kiefern und Steineichen. Die Bergketten um die Seen sind dicht mit Aleppo-Kiefern bewachsen, die bis zur Uferzone hinab reichen und sich hier und da weit über dem Wasser verbeugen. Die Nadeln dieser Bäume verströmen einen betörenden Duft. Zahlreiche Austritte oder Felsen um die Seen herum laden ein, sich niederzulassen. Baden in den sauberen Seen ist angenehm, zumal das Wasser in den Salzseen wärmer ist, als im Meer. 

Von den Bergen Veli Gradac und Montokuc überblickt man die Gebirgskette und die Seen und schaut hinüber auf die benachbarten Inseln bis hinaus nach Lastovo. Wer aufmerksamen Auges die Insel bewandert, dem bleiben Orchideen und Schildkröten nicht verborgen. Flinke Vierbeiner, die durch die Büsche huschen, sind nicht etwa Ratten, wie man meinen möchte, sondern Mungos, die hier angesiedelt wurden, um giftige Schlangen zu dezimieren. Das ist ihnen ausgesprochen gut gelungen, mangels angemessener Selektion allerdings allzu gründlich. 

Mljet hatte schon im Altertum eine große Anziehungskraft. Lassen wir uns die Geschichte von Oddyseus schildern, aufgeschrieben von Albert Noë, 'Dalmatien und seine Inselwelt', 1870.

'Es sind gelbe Kalkfelsen, von mancher Höhlung zerklüftet, welche das Wasser, das sich wie ein weißer Spitzenschleier an ihnen hebt und senkt, seit Jahrhunderten gegraben hat.

In einer dieser Höhlen versetzt eine uralte Sage die Wohnung jener Nymphe Calypso, welche dem Oddyseus ewige Jugend anbot, wenn er ihr Gestade nimmer verlassen wolle. Wäre das wahr, so ist Meleda jenes Aeaea oder Ogygia, von welchem die alten Dichter singen. Heute aber haust, wie der Aberglaube des Volkes vermeint, in der Grotte, der „meerumrauschten“, die slavische Wischtizza, der bleiche wüste Währwolf.

Das Wasser schlägt grün und weiß schäumend in das Dunkel der Höhle. Vor ihr aber dringt der Blick in die Tiefe des Meeres, welche an diesem Strande schier einem Blumengarten gleicht. 

Muscheln von allen Farben liegen auf dem Boden, kleine Korallenzweige ragen zwischen ihnen auf und bunte Fungus-Arten erheben sich, neben Algen und Tangen – Alles zusammen ein schillernder Strauß.'

Heute herrscht endgültige Klarheit über den Fremden, der an dieser Küste strandete. Freilich war es Oddysseus, hätte man sonst die Grotte nach ihm benannt und auch das hübsche Hotel 'Odisej' in Pomena? Mit diesem beruhigendem Wissen können wir uns von Mljet verabschieden und damit auch von Kroatien.



Die Salzseen im Nationalpark bilden das sympathische Herzstück der Insel










Klar ist das Wasser in den Seen und Kiefern säumen die Ufer







Ein romantisches Refugium – Das Benedektiner-Kloster auf der Insel im Großen Salzsee


Am Einlauf zwischen Großem Salzsee und Solinekanal nimmt man mit Erstaunen wahr, wie stark sich die Gezeiten auch im Mittelmeer noch bemerkbar machen


Von Veli Gradac und Montokuc überblickt man den gesamten Nationalpark und die Nachbarinseln







Wer stört mich hier beim Mittagessen ?



Bienen-Ragwurz


Wilder Efeu


Willkommen in der EU ! Jetzt gelten unsere Vorschriften – Abwasserkanäle bis in das letzte Bergnest !


Geheimtipp Soline – Fischerdorf mit Flair









Der kleine Yachthafen von Pomena



Abschied von Mljet





Autofahrer aufgepasst ! Hier geht es zur Grotte des Oddysseus


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1 Kommentar:

  1. Rund 55 Seemeilen von der Küstenlinie Dubrovniks entfernt befindet sich der Archipelagos von Lastovo, der aus 46 Inseln besteht, mit der Hauptinsel Lastovo in seinem Zentrum. Lesen Sie
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