Mittwoch, 2. Juli 2014

Auf den Spuren Amand Paudlers: Wanderung auf dem Kammnebenweg - Teil 4

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz, und Holger Totz, Herrnhut


Etappe 4 – Finkendorf - Heinersdorf

Auf geht es zur vorerst letzten Etappe unserer Kammwanderung. Auf den ersten Blick eine einfache Aufgabe, da das Profil recht erhaben ist, dafür mit vielen schönen Aussichten garniert. Hinter den Häusern von Ringelshain (Rynoltice) ist der kleine Ortsteil Neu Sorge (Nove Starost) sichtbar, der sich sanft an den Hang hinauf zum Johnswald schmiegt. Blickt man im Anstieg zurück, schaut wunderbar der Höhenzug des Lausitzer Gebirges herüber.

Auf dem Weg zwischen Johnswald und den Rabensteinen (Krkavci Skaly) bei Kriesdorf (Krizany) ist noch Pionierarbeit zu leisten, da viele Pfade kaum begangen oder nicht in den Karten verzeichnet sind. Um so interessanter sind Ausblicke auf die vertraute Landschaft aus neuen Blickwinkeln. Bei den Rabensteinen, die schon von Kauschka als begehrte Kletterfelsen erwähnt werden, zeigt sich fast die gesamte Marschroute, die heute noch vor uns liegt und meist entlang der Waldgrenze am Jeschkenkamm verläuft. Auf dieser dauernd leicht ansteigenden Strecke liegen westlich in der Ferne das Rollberg Hügelland mit seinen Kegelbergen und das Böhmische Mittelgebirge vor uns. Man kann sich kaum satt sehen und das Wandern bereitet richtig Freude. 

Das ausgemachte Ziel des ersten Abschnitts unserer Wanderung am Kammweg ist der bekannte Berggasthof U Šámalů, weil man natürlich am Ende der Tour noch einen Höhepunkt wissen möchte. Von den Wiesen vor der Gastwirtschaft erweitert sich das Panorama. Das Böhmische Paradies, das Iser- und bei guter Sicht das Riesengebirge gesellen sich dem Bild hinzu und bilden ein grandioses Landschaftsensemble. Der Tag geht, ein Svijany-Bier kommt (um an der Stelle mal einen bekannten Werbespruch zu imitieren). So war es gedacht, aber welch Pech auch, das Lokal hat an einem Montag geschlossen. So saugen wir gierig die Reste aus unseren Wasserflaschen und kommen ungelabt zum Abstieg nach Heinersdorf (Pilínkov). So simpel kann eine große Tour ihr Ende finden. 

Nun wollen wir wenigstens an dieser Stelle noch einmal an Amand Paudler erinnern, der uns zu dieser Tour animiert hat. Paudler muss schon ein Genussmensch gewesen sein, denn gern vergisst er nicht, auf die Befriedigung leiblicher Bedürfnisse einzugehen und zu schwelgen. Oder auch nicht. 

'Viele Bergwirte haben Wein, den wir überall recht gut fanden. Meistens war auch das Bier zu loben, besonders das Pilsner in Lückendorf und Dittersbach, auf dem Jeschken und auf der Freudenhöhe, selbstverständlich auch in Reichenberg und B.-Kamnitz. Auch die einheimischen Biere waren meistens recht gut und trinkbar; unsere norddeutschen Freunde würden von einem „recht schönen Geschmacke“ desselben gesprochen haben. In einer einzigen Wirtschaft, die ich nicht nennen will, war das Bier sehr zu tadeln, die allerletzte Neige, die es in einem Fasse gibt. Wenn ein Frosch darin schwamm, keiner von uns würde ihn gesehen haben. … Daher mögen die Wirte, welche etwa dieses Buch lesen, bei sich bedenken, daß solche Nachlässigkeit oder Rücksichtslosigkeit für ihre Wirtschaft die allerschädlichsten Folgen haben kann. Die Touristen mögen zwar einzeln in die Wirtschaft kommen, aber sie wissen sich untereinander sehr wohl zu verständigen, sie haben ihre Zusammenkünfte, ihre Vereine, ihre Zeitschriften und im Winter wohl auch ihre Reiseberichtsabende, in denen ein so nachlässiger Wirt zur gerechten Vergeltung ganz unbarmherzig durchgehechelt wird.'

Wer hätte Paudler solch Rachsucht zugetraut ?

Kein weiteres Résumé an dieser Stelle, die Tour soll bald fortgesetzt werden. Nur ein Gedicht von Joseph von Eichendorff 

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt;
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld.

Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot;
Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not und Brot.

Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwingen hoch vor Lust,
Was sollt' ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl' und frischer Brust ?

Den lieben Gott laß ich nur walten;
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
Und Erd' und Himmel will erhalten,
Hat auch mein Sach' aufs best' bestellt !





Sommermorgen in Finkendorf



Im Landschaftsschutzgebiet Lausitzer Gebirge


Kirche von Ringelshain


Historische Fassade ebenda


Blick über Neu Sorge zum Kamm des Lausitzer Gebirges


Phacelia (Büschelschön) färbt den Acker ein...


Blick zum Hagelsberg


An den Rabensteinen bei Kriesdorf





Der Jeschken



Blick ins Rollberg-Hügelland



Ländliches Idyll


Mazova Horka


Hier wurden Skier hergestellt


Swetla


Wieder weite Aussichten beim Aufstieg zu U Samalu




Ziel erreicht,  Ruhetag


Am Jeschken beginnt Paudlers Kammweg



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