Samstag, 17. Januar 2015

Wanderung nach Kloster an der Iser (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau / Hörnitz

Der 1. Mai wird in Tschechien auch als der Tag der Liebe gefeiert und dem Brauche entsprechend küssen sich die Paare unter den blühenden Obstbäumen. Wir gönnen es den Verliebten und wollen das gern einmal miterleben, um alte Erinnerungen aufzufrischen. Außerdem, so dachten wir, wäre der 1. Mai ein willkommener Anlass, an diesem Tag – auch als Tag der Arbeit bekannt – mit böhmischen Werktätigen auf ein Glas Bier anzustoßen. Und also begaben wir uns bei hochsommerlichen Temperaturen am 01.05.2012 auf die lange schon geplante Wanderung nach Kloster (Klášter Hradiště nad Jizerou) zur dortigen Brauerei. Kloster liegt am Zusammenfluss von Iser (Jizera) und Kleiner Iser (Zábrdka) vor den Toren der Stadt Münchengrätz

Von den im schönen Tal der Mohelka gelegenen Mohelnitz (Mohelnice) aus begeben wir uns auf den Weg, das erste Stück entlang der Iser, um später aus dem Tal heraus zu steigen. Die Natur hat es gut getroffen in diesem Jahr, es oben blüht rings umher am Tag der Arbeit. Leider, so weit die Blicke schweifen, keine Verliebten weit und breit, ja nicht einmal ein Mensch an sich auf weiter Flur. Wahrscheinlich sitzen sie alle bereits in der Klosterbrauerei, die schon langsam sichtbar wird. Die Brauerei, errichtet auf den Grundmauern eines alten Zisterzienserklosters, steht auf einem Felsmassiv. Am Tor kein Mensch, aber irgendwo wird die Brauereigaststätte schon zu finden sein. Richtig, unten im Ort, geöffnet ab 17 Uhr. Mit quälendem Durst ziehen wir ab und weiter durch das Tal der Kleinen Iser. Dann die Erlösung. Ein Freibad wird durch einen NAW (Nationales Aufbauwerk) - Trupp gerade auf die Saison vorbereitet. Man ist schon in Hochstimmung und es gelingt uns, je zwei Flaschen gutes Klosterbräu abzustauben. Es war auch aller höchste Zeit bei dieser Hitze.

Der Zisterzienserorden in Kloster wurde bereits 1177 gegründet. Das Kloster wurde 1410 von den Hussiten zerstört. Das erste Brauhaus auf dem Anwesen entstand im Jahre 1570, so dass man durchaus von einer Traditionsbrauerei sprechen kann. Die im Jahre 1864 von den Wallensteins errichtete Brauerei war eine der modernsten ihrer Zeit. Sie kann heute besichtigt werden.

Wer konnte ahnen, dass der Brauerei bereits im Jahre 1866 im Deutschen Krieg eine kriegsentscheidende Bedeutung zukam. In Münchengrätz vollzog sich bekanntlich eine vorentscheidende Schlacht zwischen Österreichern und Preußen. Die „Illustrirte Kriegsgeschichte des Jahres 1866 für das deutsche Volk“, von Wilhelm Zimmermann verrät das Geheimnis des glorreichen Preußen-Sieges :

'Gleichzeitig war der preußische rechte Flügel mit den Sachsen im Kampfe. Weil man bei diesem Iserübergang auf einen sehr hartnäckigen Widerstand sich gefaßt machte, hatte sich die ganze 1. Armee auf dem rechten Iserufer in Gefechtsaufstellung entwickelt, bereit zur Unterstützung der am linken Ufer auf der Straße von Podol nach Münchengrätz vordringenden Vorhut, der achten Division unter Horn. 

Herwarth nahm Niedergruppay und Niederrokitay. Zuerst durch hohen Tannenwald, dann durch einen sandigen Hohlweg eine beträchtliche Höhe hinauf gelangt, sehen seine Preußen in das Kesselthal hinab, das eine halbe Stunde breit ist. In der Ebene liegt vor ihnen zuerst das Dorf Weislein, dann das Dorf Kloster und zuletzt am Iserfluß das Städtchen Münchengrätz mit seinem großen Brauhaus, alle dicht mit Fußvolk und Reiterei besetzt. … Die Besatzung des Dorfes vertheidigt es tapfer. Da erscheint von Südwesten her das 65. preußische Regiment. Es macht eine Schwenkung nach der Flanke der Sachsen in Kloster. Diesen droht dadurch, zwischen zwei Feuer zu kommen. Sie ziehen sich so eilig zurück, daß sie ihre Todten und Verwundeten hinter sich lassen. Es war die Vorhutbrigade Schöler, welche Kloster im Sturm nahm.'

Und jetzt kommt es : 

'Die große Brauerei von Münchengrätz gibt den Preußen Erquickung. Von da an ist ihr Vorrücken gegen die Iser ein Leichtes.'

Es lebe das Bier! Das österreichische 3. Bataillon Haugwitz (welches dann stiften ging) stand zu dieser Zeit übrigens in dem Ort Mukařow (Mukařov u Jiviny) oberhalb des Tales der Kleinen Iser, wohin wir jetzt unsere Schritte lenken. 

Die gotische Pfarrkirche des Hl. Laurentius aus dem Jahr 1450, die von oben herunter schaut, erweckt unsere Neugier, so dass wir die Zeit für einen kurzen Abstecher dahin aufbringen. Mukařow war bis in die 90-er Jahre von der Außenwelt abgeschlossen , da sich westlich des Ortes unmittelbar der große Truppenübungsplatz der Sowjetarmee anschloss und die Straße durch das Tal in einer Sackgasse endet. So ist die Gegend auch heute noch ziemlich verlassen und verspricht neue interessante Eindrücke, je weiter man nach Norden in das Tal der Kleinen Iser vordringt. Dieses Ziel wollen wir uns für eine spätere Unternehmung vormerken. Wir verabschieden uns von Mukařow und wandern zurück nach Mohelnitz.



Am Ufer der Iser


Blühende Apfelbäume


... und Rapsfelder


Klosterbrauerei im Kloster




Im Tal der Kleinen Iser


Kirche Mukarow






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