Auf dem Weg ins polnische Riesengebirge fällt kurz hinter der tschechisch-polnischen Grenze das Hinweisschild zur Burg Tzschocha (Zamek Czocha) auf. Unverzeihbar, dass mir dieses Kleinod bislang verborgen geblieben ist.
Tzschocha ist aber nicht die einzige Burg in der Region. Etwa 5 km vor Marklissa (Leśna) am Queis (Kwisa) passiert man zunächst die Ruine der Schwertburg in Schwerta (Świecie). Am 12.10.2015 berichtete die Sächsische Zeitung in einem umfangreichen Artikel über diese Anlage. Nach Anmeldung kann man die Burgruine besichtigen. Die jetzigen Besitzer bemühen sich, die Feste zu erhalten und, soweit möglich, einer gewissen touristischen Nutzung zuzuführen. Sehr löblich, aber den nötigen Enthusiasmus muss man erst einmal aufbringen. Die Burg ging bereits nach einem Feuer 1820 unter. Dennoch waren im alten Schlossgebäude bis 1960 noch Aussiedler aus Ostpolen unter unwürdigen Bedingungen untergebracht. Sie gaben dem alten Gemäuer durch Zerstörung den Rest, um sich damit menschenwürdigere Lebensbedingungen einzuklagen.
Die Schwertburg wurde vermutlich vor 1241 erbaut, ihre erste urkundliche Erwähnung datiert mit dem Jahr 1329.
Die Burg Tzschocha hingegen ist ein Kleinod, um dessen Erhaltung der polnische Staat sich im Rahmen der Möglichkeiten bemüht. Zuletzt wurde die komplette Dacheindeckung erneuert. Die Burg entstand ebenfalls in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts und diente zunächst als Grenzburg zwischen Böhmen und Schlesien. Es ist eine Hangburg, erbaut am Steilufer über dem Queis. Sie erreicht nicht den Glanz der Burg Fürstenstein (Zamek Książ) bei Waldenburg (Wałbrzych), aber rangiert doch mit in der ersten Liga der schlesischen Schlösser- und Burgenlandschaft.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Burg im Stile der Neugotik durch den Dresdner Unternehmer Gütschow umgebaut. Inwiefern es sich dabei um den Urgroßvater des früheren Torjägers Torsten Gütschow von Dynamo Dresden handelt, ist eine ungeprüfte Legende. Im Krieg blieb die Burg unzerstört, wurde aber geplündert, so dass das wertvolle Interieur, vor allem die Bibliothek, verlustig ging. Im Jahre 1952 wurde die Burg Tzschocha durch das polnische Militär übernommen, welches hier ein Erholungsheim einrichtete. Heute beherbergt sie ein Hotel und kann als Museum besichtigt werden.
Bei einer Führung durch die Burganlage erfährt man allerlei düstere Geschichten, die sich über das Gemäuer erhalten haben, so z.B. die unglaubliche Mär vom Raub des Familienschatzes der Eigentümerfamilie im Jahre 1945, der sich in einem unterirdischen Tresor befand. Man erfährt auch, dass in der Burg 10 Geheimgänge existieren, von denen erst 7 gefunden wurden. Einige davon lernt man bei der Führung durch die Burg kennen und der geplünderte Tresor kann besichtigt werden.
Der im Isergebirge entspringende Queis ist ein Stück flussauf- (Goldentraum/Złotniki Lubańskie) und flussabwärts (Marklissa) angestaut. Die Stauwerke wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Hochwasserschutz errichtet. Der Staudamm Marklissa wurde mit einer Energieerzeugungsanlage ausgestattet. Es ist die älteste derartige Anlage in Polen und als technisches Denkmal gewidmet. Der Stauraum der Talsperre ist beträchtlich. Dennoch, so sagte man uns, konnte die Talsperre die Wassermassen des Hochwassers 2010 nicht erfassen, so dass der Markt Marklissa etwa 1 m unter Wasser stand.
Die Ruine
Schwertburg (jetzt im Privatbesitz - wollen das Gemäuer wieder herstellen - eine kleine Spende erwünscht, wenn man vor Ort ist...)
Burg Tzschocha
Stauwerk Marklissa
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen