Sonntag, 1. November 2015

Wanderung zum Dohlenstein (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Wir begeben uns wieder einmal auf Rudolf Kauschkas Spuren und zwar in einer Gegend, in der ich ihn eigentlich nicht vermutet hätte. Seit ich seinen Aufsatz über den Dohlenstein (Kavčí skála) in den Hammerbergen (südlich der Linie Oschitz [Osečná] - Hammer am See [Hamr na Jezeře]) gelesen habe, plagt mich der Unternehmungsgeist, um diese Felspartie einmal kennenzulernen. Weitere, bereits bekannte interessante Ziele liegen am Wege: der Große Hirschberg (Velký Jelení vrch), die Felsenburg Struhanken (Stohánek) und das Amphitheater (Divadlo). Die Dohlensteine treffen wir am Ende der Wanderung. Ausgangspunkt für die Tour, die uns außerdem zu den sanften Tälern um Nahlau führt, ist Kühtal (Podvrší). Etwas mehr Sonne hätten wir uns an diesem trüben Herbsttag gewünscht, der bunte Herbstwald hätte sich besser entfalten können. 

Wenigstens einer der Wanderfreunde hat es heute fertig gebracht, zum Gipfel des Großes Hirschberg empor zu steigen. Man genieße einen hervorragenden Rundblick, ließ er uns wissen. Der Aufstieg ist über eine kleine Scharte an der Westflanke des Gipfelblocks möglich. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind aber Voraussetzung für den Aufstieg. Allein der Zugang zum Fels über einen Steilhang ist für lädierte Füße eine Herausforderung. 

Die Felsenburg Struhanken - kaum gibt es in der Gegend einen besseren Rastplatz, als oben in dem kleinen Burghof - und das Amphitheater sind nicht nur dankbar angenommene Stationen für Wanderfreunde, die sich erstmalig in der Gegend aufhalten, diese bizarren Entwürfe der Natur locken auch mich immer wieder an. Nimmt man noch die Burgruine Dewin (Devin) mit ins Programm (z.B. von Hammer aus), so hat man an einem Wandertag auf engem Raum vollauf zu tun. Die Burg Dewin mit ihrer umfangreichen Anlage, die heute nicht im Programm steht, wird von Gottlieb Korschelt ('Zittau und Umgebung und das Sächsisch-Böhmische Grenzgebirge', 1893) als eine der schönsten Burgen Böhmens beschrieben. Vom Burgzugang erblickt man in östlicher Richtung den Dohlenstein. In Wirklichkeit gibt es zwei davon (und noch einen Zwerg), denn es existiert noch ein kleinerer Bruder (Mala Kavčí skála). Zum Thema Dohlenstein überlassen wir einfach Rudolf Kauschka das Wort :

'Er ist ein Einsamer, thronend über heißen Föhrenwäldern und umlärmt von Scharen hungriger Dohlen, die in seinen hundert Nischen wohnen, und der Falken klagender Schrei. Er allein blieb übrig von der Scholle ausgemergelten Landes, das neben ihm ansteigt, ein steiler Saum von blaugrünen Kiefernkronen mit mancher Birken hellgrünem Haar; er und sein kleiner Bruder, der unfern in der Stille eines dunklen Grabens lebt, den Wald kaum überschauen kann und das Leben seines großen Bruders nicht stört. Aber er wird vielleicht noch ragen, wenn der törichte große Bruder, der sich so überhebt, längst auf seinem eigenen Grabhügel zusammengesunken sein wird.'

Kauschka mag Recht mit seiner Prophezeiung haben, die Erosion an diesem freistehenden Felsgebilde schreitet voran; derzeit ist es von einem Kahlschalg umgeben und bietet den Naturgewalten von allen Seiten eine gute Angriffsfläche. Der kleine Dohlenstein hingegen schmiegt sich an einen Steilhang und ist damit besser geschützt. 

Das tröstliche an dem Orakel ist: wir werden seine Erfüllung nicht mehr erleben.


Herbstliche Wiesenlandschaft um Nahlau




Der Herbst bestimmt die Farben in der Natur








 Der Große Hirschberg, der Gipfel ist von Steilhängen umgeben




 Der Struhanken




Ausblick vom Struhanken zu Großem Hirschberg und Roll


Herbststimmung auch am Struhanken





       Herbststimmung auch am Struhanken




Die Wände des Amphitheaters






Der kleine Dohlenstein versteckt sich im Wald




Der Große Dohlenstein...






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