Mittwoch, 20. Juli 2016

Eindrücke aus Asturien, Teil 2

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Der Costa Verde (Grüne Küste) sind mehrere Höhenzüge nachgelagert, die schnell an Höhe gewinnen und durch Täler von einander getrennt sind. Von der dünenartigen Küstenkordilliere (cordillera = Gebirgskette) schaut man über die Sierra de Sueve und die Sierra de Cuera hinüber zu den schneebedeckten Gipfeln der Picos de Europa (Spitzen Europas). Durch die Nebel des ausdünstenden Meeres oder nach Regenfällen scheinen die Berge oft von einem geheimnisvollen Schleier umgeben. Die Silhouetten der gestaffelten, teils spitzigen Vorberge erzeugen eine mystische Stimmung. So auch die Nebelbänke, die noch in den Tälern liegen, welche die Kämme von einander scheiden. 

Schön ist es natürlich immer bei guter Sicht, wenn sich die Gebirge klar vor einem ausbreiten, aber nicht weniger stimmungsvoll sind die sich durch den Dunst in pastellfarbenen Tönen zeigenden Panoramen, besonders, wenn die Sonne durchdringt, die Landschaft fragmentarisch aufhellt und die Bäume darin ihre Schatten werfen. Wie Scherenschnitte wirken die Eukalyptusbäume, die noch in niederen Lagen das Landschaftsbild prägen. Allerdings zehrt Eukalyptus die Böden aus, verdrängt andere Pflanzenarten und erhöht durch seinen Gehalt an ätherischen Ölen die Waldbrandgefahr.

Bis in die mittleren Regionen sind die Sierras grün und werden beweidet, in höheren Arealen sind sie verkarstet. Die Anstiege auf die Kämme sind sehr steil. Hier hat man bei schönem Wetter herrliche Aussichten auf das Meer, auf die Picos andererseits. Die Sierras und die sehr schroffen Picos lassen für den ortsunkundigen nur wenige Möglichkeiten für anstrengende Wandertouren, die oft auf demselben Weg zurückführen. Möchte man seinen sportlichen Ehrgeiz unter Beweis stellen, kann man dies tun. Möchte man sich an dieser großartigen Landschaft erfreuen, ist man besser beraten, in die Bergdörfer zu fahren und dort einfach vom Ort in die Weideregionen hinein zu wandern. Das glückliche Vieh ist mit sich selbst beschäftigt, von den Jungrindern sollte man ein wenig Abstand halten. 

Erstaunlicherweise trifft man in den kleinen Bergdörfern oft auf kleine Stallanlagen neuester Bauart, die sicher nur mit Beihilfen existieren können. Dies unterstellt, sind diese Mittel hier genau richtig eingesetzt, denn die Landwirte sorgen für den Erhalt dieser Kulturregion. Neben den modernen Technologien zählen die alten Wirtschaftsgebäude zu den Sehenswürdigkeiten in Nordspanien. Es sind die Hórreos, auf Stützpfeiler gebaute Speicher für Feldfrüchte. Die Speicher sind wegen des feuchten Klimas gut umlüftet und sollen es Schädlingen, wie Mäusen, durch den Überhang zwischen Stütze und Baukörper erschweren, in den Speicher einzudringen. Vereinzelt sind diese Hórreos als reine Schmuckstücke vorgerichtet. (Siehe Teil 1)

Die Straßen ins Gebirge sind teilweise abenteuerlich (man sollte keine Angst haben), aber durchweg gut in Schuss, soweit wir das erlebt haben. Zuweilen wird man aufgehalten, wenn eine Schaf- oder Rinderherde aufgetrieben wird und ein wenig rücksichtsvoll sollte man sich gegenüber den Fahrradfahrern verhalten, die sich hinauf zu den Pässe quälen. Vor allem vor den älteren Semestern, die solche Bergetappen mit Leidenschaft meistern, darf man den Hut ziehen. 

In einigen Bergregionen leben zurückgezogen noch Wölfe und Bären (die wir nicht gesehen haben), aber auch Halbwildpferde. Die Herrschaft über die Lüfte gehört Adlern und Geiern, die man vor allem in den Picos schweben sieht. 

Innerhalb der Picos gibt es nur wenige touristisch erschlossene Bereiche, der bekannteste dürfte Covadonga (Siehe Teil 1) sein. Die Basilika von Covadonga ist ein Marien-Wallfahrtsort. Im Jahre 722 fand hier eine Schlacht statt, bei der ein christliches Heer die muslimischen Eroberer schlug und damit die Reconquista einleitete, die erst 1492 endete, wodurch die Mauren letztendlich von der iberischen Halbinsel vertrieben wurden. 

Von hier führt eine gut ausgebaute, 11 km lange Straße zu den Bergseen der Lagos de Covadonga. Eine nicht enden wollende Blechlawine schlängelt sich die Straße hinauf in die alpine Region und wieder hinab. Es ist eine Sensation für die Touristen und auch wenn ein paar hundert Meter entfernt von den Parkplätzen in dem schon schroffen Gelände kaum noch eine Menschenseele mehr anzutreffen ist, hätten wir die Fahrt nicht angetreten, wenn wir das geahnt hätten.

Resümierend hat uns die küstennahe Sierra de Cuera mit ihren verzweigten Tälern und schönen Bergdörfern am besten gefallen. Das Interesse, Neues kennenzulernen, hat sich ausgezahlt und die die Reise zu einem großen Erlebnis werden lassen. Weiter westlich von Gijo/Oviedo soll sich diese schöne Landschaft noch fortsetzen; wer weiß, vielleicht ist das noch ein Reiseziel für die Zukunft.

Teil 1 gibt es hier


In den Picos de Europa






















 In der Sierra de Sueve




In der Sierra de Cuera


























Unmittelbar hinter der Küste erheben sich die Sierras mit üppiger Vegetation bis in mittlere Lagen





Das Abendlicht verwandelt der Landschaft in eine malerische Kulisse




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