Montag, 28. November 2016

Eine Wanderung bei Böhmischem Wind zum Galgenberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Mit "Böhmischen Wind" meinen wir weder ein Lied der Egerländer Musikanten noch einen Kräuterschnaps von Liebl - wir meinen den Böhmischen Wind, von dem Sven Plöger, Karsten Schwanke oder oder aber am liebsten natürlich Claudia Kleinert manchmal sprechen, wenn folgende Wettersituation eintritt.

'Der böhmische Wind ist ein böiger, kalter Fallwind, der die Kälte aus dem Böhmischen Becken nordwärts über die Pässe und Kämme des Erzgebirges und Böhmerwaldes führt. Dieser Süd- bis Südostwind stellt sich ein, wenn sich über Osteuropa ein Hochdruckgebiet und gleichzeitig ein Tiefdruckgebiet über Westeuropa befindet. 

Bei stabilen Hochdruckwetterlagen im Winterhalbjahr, sogenannte Inversionswetterlagen, liegt die feuchte Kaltluft unter trockenwarmer "Höhenluft", daher ist es im hohen Bergland etwas milder als in den Tieflagen.´ (Wetteronline.de)

Auf der Wetterkarte sieht das so aus (unten rechts im Bild).


Während im Windschatten des Gebirges ggf. die Sonne scheint, wälzt sich über den Kamm eine Wolkenwand mit entsprechendem Fallwind. Die Sicht in dieser Zone ist = 0. 

So stand die Erwartungshaltung an die heutige Tour von vorn herein unter keinem guten Stern. Eigentlich hatte ich mir gute Sichtverhältnisse erhofft, da der Kleine Schöber (Malý Stožec) auf dem Programm stand. Bisher ist es mir noch nie gelungen, das verheißungsvolle Panorama, welches sich von seinem Gipfel von den Bergen des Lausitzer Gebirges bis hinüber in die Böhmische Schweiz spannt, bei klaren Sichtverhältnissen in Augenschein zu nehmen. 

Während in Sankt Georgenthal (Jiřetín pod Jedlovou) noch die Sonne schien, war nicht einmal die Silhouette des Tannenbergs (Jedlová) zu sehen. Der Nebel war oben so stark, dass man kaum 50 m weit blicken konnte. Wenigstens hatte die Gasstätte geöffnet. Der Aufstieg auf den Kleinen Schöber war kaum die Kraxelei wert, aber wenigsten erfreuten sich die Wanderfreunde an der herrlichen Beschaffenheit des Gipfels (und, man sollte es nicht glauben: bei diesem Wetter tauchten weitere Gipfelstürmer auf diesem etwas abgelegenen Aussichtsfelsen auf. Und das mitten in der Woche). Allerdings beachte man, dass die Wegmarkierungen zum Gipfel (Gelbes Dreieck) nicht mehr gepflegt, möglicherweise entfernt worden sind und man sich seinen Weg etwas mühevoll über die Blocksteinhalde auf der Südseite des Basaltfelsens suchen muss. Aber es lohnt sich auf jeden Fall.

Wenigstens etwas Neues wollten wir noch kennenlernen. Bei Obergrund erhebt sich der Galgenberg Šibeniční vrch). Früher stand an seinem Nordhang der Galgen der Stadt Sankt Georgenthal. Hier hauchte auch der bekannte Räuber Friedolin Rauch 1747 seine letzten Lebensgeister aus. Es ist eine eher traurige Lebengeschichte, die über ihn zu erzählen ist (hier nachzulesen). Bei schönem Wetter findet man eine einigermaßen schöne Aussicht vom Skihang an der Nordseite des Galgenberges.

Die GPS-Daten der Tour findet man hier.

Passend noch eine wahre Perle der Volksmusik:

Böhmischer Wind 

Wir denken oft und gerne an den böhmischen Wind.
Uns war sein Lied vertraut, daheim schon als Kind.
Weit in der Ferne rauscht nun leis' der böhmische Wind.
Er wird noch wehen wenn wir längst nicht mehr sind.

Weit in der Ferne rauscht nun leis' der böhmische Wind.
Er wird noch wehen wenn wir längst nicht mehr sind.


Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten




 Der Kreuzberg von St. Georgenthal





Blick vom Kreuzberg zum Tollenstein


Der Hochseilgarten auf dem Tannenberg im dichten Nebel


Aufgang zum Kleinen Schöber







Den Gipfel des Kleinen Schöber zieren mächtige Basaltspitzen, aber zur Fernsicht gibt es heute wieder einmal nur eine Fehlanzeige








Skiareal am Nordhang des Galgenbergs


An der Nordflanke des Galgenbergs wurden früher Steinbrüche betrieben, die heute überwachsen sind. Hier befand sich auch die Hinrichtungsstätte von St. Georgenthal




Vom Zittauer/Lausitzer Gebirge ist nichts mehr zu sehen, wenn der Böhmische Wind einfällt



1 Kommentar:

  1. Wohl in den 80er Jahren sah ich eine Original-Urkunde mit Urteil über Friedel Rauch bei einer Wanderung mit Dipl. Ing. Bienert Franz aus Schluckenau. Seinerzeit hieß es, er sei Kirchenräuber gewesen.

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