Oft sind wir die tschechische
Staatsstraße 38 über Jungbunzlau (Mladá Boleslav), Kolin, Iglau
(Jihlava), und Znaim (Znojmo) in Richtung Österreich gefahren.
Häufig deuten Hinweisschilder auf sehenswerte Örtlichkeiten
entlang
dieser Route hin. Über Teltsch (Telč)
hatten wir bereits berichtet, aber auch Trebitsch (Třebíč) und
vor
allem Kuttenberg (Kutna Hora) sind einen Besuch wert und wurden
nicht
von ungefähr in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Während
Trebitsch und Teltsch sich als Zwischenstation für eine Rast
anbieten, ist Kuttenberg auf einem Tagesausflug aus dem Raum
Zittau
zu erreichen. Am 08.01.2011 berichtete die Sächsische Zeitung
unter
dem Titel 'Silberne Vergangenheit' über Kuttenberg. Über 300
Baudenkmäler werden der Stadt zugeschrieben.
Reiche Silbervorkommen in der Umgebung ließen Kuttenberg
zeitweilig nach Prag zur zweitwichtigsten Stadt Böhmens
aufsteigen.
Kuttenberg erhielt das Münzrecht. Hier wurde der Prager Groschen
geprägt und auch Zittau, welches über eine eigene Münze
verfügte,
musste diese durch Verfügung Wenzel II. im Jahre 1300 nach
Kuttenberg verlegen. Der Glanz dieser Zeiten ist Kuttenberg
abhanden
gekommen, aber die historische Bausubstanz ist erhalten
geblieben,
wurde vorbildlich restauriert und erstrahlt in einem sehr
erfreulichen Licht. Auch zu Zeiten der K.u.K. - Monarchie
erfreute
sich die Stadt einer beachtlichen Wertschätzung. Siehe
Kronprinzenwerk
:
'Die am
westlichen Rand des Tschaslauer (Čáslav) Beckens
gelegene Stadt Kuttenberg gewährt mit ihren vielen Thürmen und
der
teilweise amphitheatralen Lage ein wahrhaft mittelalterliches
Städtebild, dem nur noch die Mauern und Thore fehlen. Die
Anlage der
Stadt ist eine ganz unregelmäßige; es ist eben zu sehen, dass
man
ohne Plan nach dem augenblicklichen Bedarf und flüchtig weiter
baute, beiläufig in der Art, wie auch moderne Städte bei sehr
günstigen Communicationsverhältnissen aus kleinen Anfängen
plötzlich heranwachsen. Auf dieses schnelle Wachstum Ende des
XIII.
Jahrhunderts, welches durch Entdeckung reicher Silberadern
hervorgerufen wurde, folgte ein hundertjähriger Zeitraum
bedeutender
Entwicklung, wo der Segen des Silberbergbaues der Krone und
den
Einwohnern gewaltige Schätze eröffnete. Kuttenberg wurde die
erste
Stadt nach Prag, so dass man seiner Bürgerschaft stets eine
bevorzugte Stellung einräumte. Auch das zweite Jahrhundert
seines
Bestehens brachte Kuttenberg zu großer Blüte, wenn es auch
schon
etwas zurückging, aber bereits im dritten Jahrhundert zeigten
sich
bereits Merkmale des Verfalls. Aus
seiner
Blütezeit stammt die Perle altböhmischer Baukunst, die am
südlichen
Ende der Stadt stehende St. Barbarakirche, dann die imposante
St.
Jakobskirche mit einem schlanken hohen Thurm, welche hoch über
dem
Thale des Kuttenberger Baches emporragt und daher auch nach
altböhmischer Bezeichnung Vysoký kostel (Hochkirche) heißt,
und
die Kirche zu Mariä Himmelfahrt (na Náměti) mit
hohem Thurm. Ergänzt wird dieses eigenartige Bild Kuttenbergs
noch
durch die Massen des ehemaligen Jesuitenkollegiums und des
Ursulinenklosters, durch den ehemaligen wälschen Münzhof (Vlašský
dvůr), wo die Könige residirten, mit seinen
verschiedenartigen, mitunter kunstvollen Denkmälern, das
Schulhaus
Hradek (einst Patriziersitz) und das Rathaus (Kamenný
dům).
Die Altstadt ist wunderbar saniert, in den alten Gassen lässt
es
sich gut bummeln; hier finden sich lauschige Restaurants - in
bevorzugter Lage auch mit Blick auf das Ensemble aus St.
Barbarakirche nebst Jesuitenkolleg. Kuttenberg ist zweifellos
eine
Reise wert, man nutze die gute Erreichbarkeit zu einem Ausflug
(ca.
130 km).
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