Mittwoch, 15. März 2017

Ausflug nach Kuttenberg in Böhmen

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Oft sind wir die tschechische Staatsstraße 38 über Jungbunzlau (Mladá Boleslav), Kolin, Iglau (Jihlava), und Znaim (Znojmo) in Richtung Österreich gefahren. Häufig deuten Hinweisschilder auf sehenswerte Örtlichkeiten entlang dieser Route hin. Über Teltsch (Telč) hatten wir bereits berichtet, aber auch Trebitsch (Třebíč) und vor allem Kuttenberg (Kutna Hora) sind einen Besuch wert und wurden nicht von ungefähr in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Während Trebitsch und Teltsch sich als Zwischenstation für eine Rast anbieten, ist Kuttenberg auf einem Tagesausflug aus dem Raum Zittau zu erreichen. Am 08.01.2011 berichtete die Sächsische Zeitung unter dem Titel 'Silberne Vergangenheit' über Kuttenberg. Über 300 Baudenkmäler werden der Stadt zugeschrieben.

Reiche Silbervorkommen in der Umgebung ließen Kuttenberg zeitweilig nach Prag zur zweitwichtigsten Stadt Böhmens aufsteigen. Kuttenberg erhielt das Münzrecht. Hier wurde der Prager Groschen geprägt und auch Zittau, welches über eine eigene Münze verfügte, musste diese durch Verfügung Wenzel II. im Jahre 1300 nach Kuttenberg verlegen. Der Glanz dieser Zeiten ist Kuttenberg abhanden gekommen, aber die historische Bausubstanz ist erhalten geblieben, wurde vorbildlich restauriert und erstrahlt in einem sehr erfreulichen Licht. Auch zu Zeiten der K.u.K. - Monarchie erfreute sich die Stadt einer beachtlichen Wertschätzung. Siehe Kronprinzenwerk :

'Die am westlichen Rand des Tschaslauer (Čáslav) Beckens gelegene Stadt Kuttenberg gewährt mit ihren vielen Thürmen und der teilweise amphitheatralen Lage ein wahrhaft mittelalterliches Städtebild, dem nur noch die Mauern und Thore fehlen. Die Anlage der Stadt ist eine ganz unregelmäßige; es ist eben zu sehen, dass man ohne Plan nach dem augenblicklichen Bedarf und flüchtig weiter baute, beiläufig in der Art, wie auch moderne Städte bei sehr günstigen Communicationsverhältnissen aus kleinen Anfängen plötzlich heranwachsen. Auf dieses schnelle Wachstum Ende des XIII. Jahrhunderts, welches durch Entdeckung reicher Silberadern hervorgerufen wurde, folgte ein hundertjähriger Zeitraum bedeutender Entwicklung, wo der Segen des Silberbergbaues der Krone und den Einwohnern gewaltige Schätze eröffnete. Kuttenberg wurde die erste Stadt nach Prag, so dass man seiner Bürgerschaft stets eine bevorzugte Stellung einräumte. Auch das zweite Jahrhundert seines Bestehens brachte Kuttenberg zu großer Blüte, wenn es auch schon etwas zurückging, aber bereits im dritten Jahrhundert zeigten sich bereits Merkmale des Verfalls. Aus seiner Blütezeit stammt die Perle altböhmischer Baukunst, die am südlichen Ende der Stadt stehende St. Barbarakirche, dann die imposante St. Jakobskirche mit einem schlanken hohen Thurm, welche hoch über dem Thale des Kuttenberger Baches emporragt und daher auch nach altböhmischer Bezeichnung Vysoký kostel (Hochkirche) heißt, und die Kirche zu Mariä Himmelfahrt (na Náměti) mit hohem Thurm. Ergänzt wird dieses eigenartige Bild Kuttenbergs noch durch die Massen des ehemaligen Jesuitenkollegiums und des Ursulinenklosters, durch den ehemaligen wälschen Münzhof (Vlašský dvůr), wo die Könige residirten, mit seinen verschiedenartigen, mitunter kunstvollen Denkmälern, das Schulhaus Hradek (einst Patriziersitz) und das Rathaus (Kamenný dům).

Die Altstadt ist wunderbar saniert, in den alten Gassen lässt es sich gut bummeln; hier finden sich lauschige Restaurants - in bevorzugter Lage auch mit Blick auf das Ensemble aus St. Barbarakirche nebst Jesuitenkolleg. Kuttenberg ist zweifellos eine Reise wert, man nutze die gute Erreichbarkeit zu einem Ausflug (ca. 130 km).

























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