Auf den Fluren und in den nordböhmischen Wäldern findet man so allerlei Hinterlassenschaften von Volkskünstlern, die sich im weichen Sandstein verewigten. Darunter gibt es durchaus bemerkenswerte (Volks-)Kunstwerke, die dem Betrachter Erstaunen abringen. Die umfangreichste Freiluftwerkstatt findet man sicher im Böhmischen Paradies, wo Herr Vojtěch Kopic sich am Gestein des Dešt'ove údolíčko versucht hat. Profunde Kenner der Region finden aber auch ihren Weg zu den Felsaltären – und -kapellen bei Schwoika und bei Rodowitz, beiMergthal und bei Kleingrün, bei Pablitschka und zu dem überwältigendem Todessprung eines Ritters am Zwittebach, nicht zu vergessen den Brüderaltar. Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit.
Im Süden der Daubaer Schweiz hat der Künstler Václav Levý (1820 – 1870) bei Schelesen (Želizy) sein Geschick herausgefordert und wuchtige Fantasiegebilde nebst Hohlräumen in den Fels gezimmert. Die Plastiken sind durchaus bemerkenswert aber durch den Zahn der Zeit, durch Beiwerk von Nacheiferern und Vandalen angegriffen worden. Besonders schade ist es um die Höhle Klácelka, die in einem kleinen Felstal zur Erinnerung an den Dichter František Matouš Klácel angelegt wurde.
Inwiefern es heute noch als zeitgemäß angesehen werden kann, sich in dieser Form an Naturschönheiten zu vergreifen oder ob dies zu ächten ist, sei dahin gestellt. Ich neige zu letzterer Auffassung. Wir sind hier ja nicht am Mount Rushmore.
Vor Jahren schon hatte ich von den Sandsteinschöpfungen bei Schelesen gelesen und so hatten wir geplant, auf unserer Wanderung auf dem Rautenweg diese Felsplastiken heimzusuchen. In Ermangelung einer besseren Vorbereitung haben wir aber nur die Teufelsfratzen bei Schelesen aus größerer Entfernung gesehen und sind dann folglich zur Besichtigung der Gesamtanlage noch einmal dahin gefahren. Fazit: die Reliefs und die Andachtsstätte Klácelka sind sehenswert, Kinder werden ihre Freude daran haben.
Es bleiben aber Fragen über Fragen: In einem älteren Beitrag der Sächsischen Zeitung über die 'Sandsteinschöpfungen eines jungen Böhmischen Kochs' ist folgendes zu lesen
'Geschaffen wurden all die Reliefs in den Jahren 1841 bis 1846 von Vaclav Levy, einem jungen Koch aus dem Schloss [gemeint ist Liboch]. Beseelt vom Romantisieren jener Zeit, drückte er an den Sandsteinfelsen seine Verehrung für die Helden der tschechischen Geschichte und, aus seinem Verständnis heraus, seine innige Liebe zur Natur aus. …
Interessant ist der weitere Lebensweg des Künstlers. Als Koch im Schloss stützte sich der Autodidakt, gefördert von dem Maler Joseph Navratil, noch voll auf die Traditionen seines Volkes. Nach dem Kunststudium in München und den Schaffensjahren in Italien wandte er sich dem Stil des Klassizismus zu und erreichte nie wieder jenes Echo wie mit seinen kraftvollen Jugendarbeiten in den Wäldern von Libechov.'
In Wikipedia gibt uns über Levy folgende Auskunft
'Nach seiner Tischlerlehre schuf Levý Schnitzereien. Seine ersten Werke in Stein schuf er in den Felsen bei Liboch. Auf Empfehlung und mit Unterstützung seines Förderers Antonín Veith, dem Besitzer des Schlosses Liběchov, studierte Levý von 1845 bis 1850 bei Ludwig Schwanthaler in München. Nach seiner Rückkehr nach Prag wurden ihm jedoch fast keine Aufträge übertragen.
Während der nachfolgenden fünf Jahre schuf er nur zwei Skulpturen. Er ging nach Rom, womit Böhmen einen seiner größten Bildhauer verlor. Seine in Rom geschaffenen Werke beeindrucken durch ihre Monumentalität.'
Was denn nun? Es ist und bleibt eine Krux mit den Medien!
Das Wanderwetter war bei unserem Besuch suboptimal. Wer die Reliefs noch einmal im Sonnenschein sehen möchte, der schaue hier nach.
Die Felsreliefs von Vaclav Levy
(Ein unbekannter Künstler/Trittbrettfahrer hat sich eingeschlichen)
Die Teufelsfratzen
Die Andachtsstätte Klácelka
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