Mittwoch, 3. Mai 2017

Ein verlassener, vergessener und wenig bekannter Flugplatz (Kummer in Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Auf der Fahrt über Niemes (Mimon) in die Daubaer Schweiz passiert man, von der Straße nicht einsehbar, kurz vor dem Ort Kummer ein kolossales Flugfeld, welches bis 1991 vom russischen Militär benutzt wurde. Auf dem Areal wurde nach dem Einmarsch der Wehrmacht in das Sudetenland 1938 ein Übungsgelände eingerichtet und im März 1945 als Landebahn für das Schlachtgeschwader 2 Immelmann ausgebaut, alsbald von amerikanischen Bombern wieder zerstört.

Am 30. Oktober 1946 beschloss die tschechoslowakische Regierung, das militärische Trainingsgebiet Bezděz im Ralsko-Gebiet zu errichten. Anfang 1947 wurde das Gebiet von Einwohnern geräumt, die Grundstücke wurden verstaatlicht und der Flugplatz eröffnet. Das ganze Gebiet wurde 1948 in Mimoň und 1950 offiziell in Vojenský újezd Ralsko (Militärübungsgebiet Ralsko) umbenannt. In den nächsten Jahrzehnten wurden die meisten Dörfer zugunsten militärischer Einrichtungen, einschließlich geheimer Atomlagerbunker, eingeebnet. Zwischen 1945 und 1968 betrieb die tschechoslowakische Luftwaffe mehrere Regimenter auf dem Flugplatz 

Beim Einmarsch der Russen 1968 in die Tschechoslowakei wurden militärische Ausrüstungen über den Flugplatz ins Land gebracht. Das Gelände wurde von der sowjetischen Armee besetzt und blieb bis zur Auflösung des Warschauer Pakts in deren Beschlag. Es wurde Domizil des 236. Kampfbomber Regiments und eines Teils der 131. Luftdivision. In den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Flugplatz erweitert und die Landebahn zu einer der größten Mitteleuropas ausgebaut. Daneben wurde 44 Bunker für MIG-Kampfflugzeuge errichtet und Treibstofftanks mit einer geschätzten Kapazität von ca. 37.000 Kubikmetern. Mit dem Abzug der Sowjets verließen 1991 schätzungsweise 20.000 Militärangehörige die Einrichtung und hinterließen schwerwiegende Umweltschäden durch Reste von Treibstoffen und Munition sowie die leeren Behausungen, die fürdehin dem Vandalismus ausgesetzt waren. 60 Parzellen mit einer Größe von 8.600 ha wurden durch Sprengstoffexperten beräumt. Eine Parzelle ist so schwer kontaminiert, dass sie für 100 Jahre gesperrt wurde. 

Nach der Wende wurde versucht, den Standort einer nützlichen Verwendung zuzuführen, z.B. als Frachtterminal oder als Versuchsgelände für Rolls-Royce Motoren. Die Vorhaben konnten nicht umgesetzt werden, so dass die Einrichtung dem Verfall anheim fiel. Noch heute sucht man nach Nutzungskonzepten, bisher vergeblich. Unterdessen entdeckten Freizeitsportler das Areal für Ihre Zwecke, für Radfahren, Inlineskating, Auto- und Motorradrennen aber auch als Landebahn für Ultraleichtflugzeuge, die sogar in den Hangars untergebracht werden können. Das Flugfeld ist ohne weiteres von der Straße zwischen Niemes und Kummer erreichbar und kann z.B. von den Buchbergen (Velka/Mala Bukova) eingesehen werden.

Ein Ausflug dahin für eine Besichtigung lohnt sicher nicht, lässt sich aber mit einem Besuch des Kummergebirges (Hradčanské stěny), der Daubaer Schweiz (Dubské Švýcarsko) oder der Bösige (Bezdězy) gut verbinden.

Für die Leser der Wandertipps sei noch angemerkt, dass es zwar für 2017 eine Menge interessanter Wanderprojekte gibt, aber ich derzeit damit beschäftigt bin, mich mit meiner neuen Hüfte zu arrangieren. Es wird also noch ein Weilchen dauern, bis Neues von mir zu hören ist.


Das Flugfeld am Flugplatz Vojenský újezd Ralsko








Und nun geht es auf den Großen Bösig mit seiner mittelalterlichen Burg...













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