Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Vor geraumer Zeit lockte mich ein Wanderfreund mit dem Automobil zur Wachbergbaude, nur mal so zum Zeigen. Ich war derart überwältigt von dem Ausblick auf die Böhmisch-Sächsische Schweiz, dass ich mir sogleich Gedanken darüber machte, wie man sinnvollerweise eine Tour durch die Böhmische Schweiz mit dem sächsischen Teil des Elbsandsteingebirges verbinden könnte. Eine Trasse war schnell gefunden.
Wir starten in Hemmehübel (Kopec), einem kleinen Ortsteil von Zeidler (Brtniky), besser gesagt, von Alt Ehrenberg (Staré Křečany), denn auch die Tschechen haben alles eingemeindet, was nicht niet- und nagelfest ist. Hemmehübel war einst ein ziemlich umtriebiger Ort, wie Franz Hantschel zu berichten weiß
'Das Dorf (8 H., auf einen altdeutschen Personennamen Hemmo zurückzuführen) schließt fast unmittelbar an Niederzeidler, hat mehrere Mühlen u. ein abseits am Fußwege gegen Nixdorf gelegenes herrsch. Jägerhaus; Strumpfwirkerei u. Strickerei ist der .Haupterwerbszweig; im Hause Rr. 91. befand sich durch viele Jahrzehnte eine weithin bekannte Glockengießerei, von der noch Modelle übrig sind.'
Heute ist Hemmehübel nur noch eine Sommerfrische, die zu Erholungszwecken dient. Vom 'Hospoda U Oty' führt ein Pfad hinaus aus dem Tal auf die Anhöhe, wo sich noch ein paar hübsche Wohngrundstücke in lauschiger Lage verstecken, doch bald nimmt uns der Wald auf. Ich werde gefragt, ob wir denn jetzt bis zum Wachberg im Walde laufen wollen, alldieweil sich doch bereits unweit unserer Trasse ein herrliches Blickfeld darbietet. Das ist ein Vorschlag, den man nicht ignorieren kann, und bald taucht vor uns der Aussichtsturm auf den Weifberg auf.
Abgesehen davon, dass der herrliche Rundblick vom Turm durch den Dunst des heißen Sommertags etwas gedämpft wird, ist es ein großartiges Panorama, welches sich dem Betrachter von hier bietet: unmittelbar vor uns die schön geschwungenen Hügelketten um Hinterhermsdorf, die Felspartien der Sächsischen Schweiz, östlich und südlich die formreichen Kammlinien des Lausitzer und des Böhmischen Mittelgebirges. Einfach Klasse diese Landschaft.
Ein Blick auf das Kartenmaterial verrät mir einen kleinen Bedienfehler, denn den vor uns liegenden Weg zum Wachberg wollte ich eigentlich auf dem Rückweg gehen. Passiert ganz selten, aber in dieser schönen Gegend nicht weiter störend.
In der größten Mittagshitze erreichen wir endlich die Wachbergbaude, auch hier ein traumhafter Fernblick. Die informativen Orientierungstafeln erklären gut die Blickpunkte der tiefgestaffelten Landschaft. Auch A. Bültemaier ('Wanderungen - Lausitzer Gebirge und Böhmisches Niederland') verschlug es auf einer Tour durch das Böhmische Niederland über die Grenze, um das herrliche Panorama am Wachberg zu erleben:
'Wenig später erreichen wir die Wachbergstraße und stehen kurz darauf auf dem Gipfel des Wachberges (496 m), auch Schweizer Krone genannt, welcher hervorragende Aussichten über Elbsandstein- und Lausitzer Gebirge ermöglicht, die uns mit Orientierungstafeln erklärt werden. Der Berg ist ein Ausläufer des aus Granodiorit bestehenden Thomaswaldrückens. Vor dem Weiterweg sollten wir uns eine Rast in der Wachbergbaude gönnen, die neben guter Küche und freundlicher Bedienung auch mit günstigen Preisen aufwartet.'
Der Blick reicht natürlich weiter als bis zum Lausitzer und Elbsandtseingebirge, nämlich mindestens zum Böhmischen Mittelgebirge und zum Erzgebirge; über die Qualität der Baude sind wir uns einig.
Den Rückweg bis zum Weifberg kennen wir ja schon, von da geht es über Schäferräumigt hinunter ins Kirnitzschtal. Zweiter Bedienfehler: wir verpassen den Wanderweg zum „Loch“ am Eingang des Khaatals, so dass wir uns an der Touristenbrücke in Hinterdaubitz (Zadní Doubice) wiederfinden, was uns noch einmal knapp 2 km Umweg beschert, so dass wir angesichts der Hitze den Rückweg nach Hemmehübel mit einer gewissen Lustlosigkeit hinter uns bringen.
Bis zum Ende des Krieges war Hinterdaubitz, früher auch „Kirnschtmühlen“ geheißen, übrigens eine begehrte Sommerfrische, wo es sich gut einkehren ließ. Aus der Restauration 'Böhmische Mühle' hat sich unter vielen anderen der an der Wand gehangene Spruch überliefert: 'Treib keine Politik dahier, Freund ruh Dich aus und trink Dein Bier'. Es ist nur ein Gerücht, dass die künftigen Herren über diese Gegend so darüber erbost waren, dass gleich der ganze Ort Hinterdaubitz daran glauben musste und dem Erdboden gleich gemacht wurde.
Die gps-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Eine
Keramikausstellung in Hemmehübel oder de
gustibus non est disputandum (über Geschmack lässt sich
nicht streiten)
Auf hübsche
versteckte Fachwerkhäuser stößt man noch außerhalb von Hemmehübel
am Wegesrand
Vom Dunst
verschleiert rücken die Felswände der Sächsischen Schweiz ins
Blickfeld
Tolle
Aussichten vom Turm des Weifberges
Weiter auf
angenehmen Wegen zum Wachberg bei Saupsdorf und zurück
Auf den Fluren
des früheren Hinterdaubitz
Das ehemalige
Gasthaus 'Böhmische Mühle' (Kittler u.a., Album alter
Ansichtskarten)
Eine friedliche
Atmosphäre herrschte bis zum seinem Untergang in Hinterdaubitz
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Hemmehübel
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