Der Pirsken (Hrazený) ist ein basaltischer Höhenrücken, der sich zwischen Schluckenau (Šluknov) und Zeidler (Brtníky) in nordwestlich-südöstlicher Richtung ausbreitet. Die Idee, den Gipfel zu erklimmen, haben wir schon vor Beginn der Wanderung verworfen. Dr. Hantschel schildert die Gegebenheiten zumal so:
‚Bald (l Std. von Schluckenau) stehen wir an mauerartig aufgeschichteten Basaltsteinen, die den Pirsken, einen Basaltdurchbruch im Granit u. zugleich die höchste Erhebung (605 m) im Rumburger Granitgebirge, rings umziehen u. nur stellenweise von Fahrwegen unterbrochen werden. Der Pirsken ist ein durch Sage u. Lage, Gestalt und Namen auffälliger Berg, der schon 1451 urkundlich erwähnt wird, weshalb die sonderbare Umwallung möglicherweise einem anderen Zwecke, als zur Grenzbezeichnung, gedient haben könnte. Längs dieser Mauer kann man, wenn auch hier u. da durch Gestrüpp, den Berg umgehen und die Einzelnbilder der herrlichen Fernsicht in sich aufnehmen, deren Gesammteindruck von dem verwachsenen Berggipfel leider nicht ermöglicht ist. Ein sehr schöner Standpunkt ist der Ochsenstein am ö. Abhange,...‘
Die schönsten Aussichten auf das Lausitzer Bergland erleben wir nämlich von den Hanglagen, die den Berg umgeben. Als Ausgangspunkt für die Wanderung wählen wir den ziemlich vergessenen Ort Kunnersdorf (Kunratice), der von einer kleinen Verbindungsstraße zwischen Zeidler und Schluckenau durchquert wird. Die Lage des Ortes am Fuße des Pirsken lässt darauf schließen, dass es sich früher um eine schöne Sommerfische gehandelt haben muss. Diesen Glanz hat das Dorf leider verloren. Von Kunnersdorf aus haben wir uns eine Route ausgesucht, die uns an die Ortslage von Neu Ehrenberg (Nové Křečany) führt und uns von einer früheren Tour in schöner Erinnerung geblieben ist. Auf dieser Strecke müssen wir sehr genau auf das GPS-Gerät achten, denn die Wege sind nicht nur durch die Regenfälle der letzten Tage sehr aufgeweicht, sondern auch ziemlich schlecht zu erkennen, da sie offenbar kaum noch begangen werden. Hier sind wir zwar ein Stück vom Pirsken entfernt, aber es bietet sich die herrliche Fernsicht, von der Hantschel spricht, vor Ort über das Niederland hinüber zum Kamm des Lausitzer Gebirges, direkt vor uns aber zunächst der Wolfsberg (Vlčí hora)
Da einige Wanderfreunde noch nie an der Mandauquelle waren, gestatten wir uns diesen kurzen Abstecher. Das Gelände bietet einen trostlosen Anblick. Als wir 2014 unsere Wanderung von der Mandau- zur Elbquelle hier starteten, war die Welt noch in Ordnung. Heute erinnert nichts mehr an die überdachte Sitzgruppe, die der Wanderverein Rumburg vor einigen Jahren errichtete. Der landwirtschaftliche Pächter des Grundstückes hat aus reiner Menschenverachtung dieses Refugium vorsätzlich zerstört. Man könnte ihn als Barbaren bezeichnen, denn niemand hat ihn hier an der landwirtschaftlichen Nutzung seiner Wiesen gehindert (die Sächsische Zeitung berichtete am 14.09.2016). Nur noch Verbotsschilder verunzieren hier das Gelände.
Nächstes Ziel ist der kleine Ort Fürstenwalde (Knížecí), dessen Häuser sich an der südlichen Lehne des Pirsken anlagern. Die wenigen Bewohner hier im oberen Teil des Weilers genießen das Privileg der prächtigen Aussicht, von der Hantschel berichtet. Bei warmem Wetter hätten wir gern auf den schönen Wiesen noch gern eine Weile pausiert und die Sicht genossen.
Wir gehen jedoch noch hinunter nach Klein- Schönau (Malý Šenov). Ich wollte noch einen Blick auf den Botzenberg (Partyzánský vrch) werfen, aber entweder habe ich falsche Erinnerungen oder ich bin blind oder der Berg ist weg, er war immerhin einmal 543 m hoch. Tatsächlich ist die Kuppe weitgehend verschwunden. Sie musste der Mineralstoffgewinnung weichen. Hier gab es sozusagen reichlich Schotter für Schotter. Die Natur wurde nicht gefragt.
Franz Hantschel fand hier noch andere Verhältnisse vor:
‚Dieser ist ein mächtiger, gestreckter, bis auf den Gipfel hinauf bewaldeter, schön profilierter Basaltberg (n. 597, s. 541 m h.) im Hauptrücken des Rumburger Granitgebirges, der zugleich die Hauptwasserscheide zw. Nord- und Ostsee bildet. Der Basalt ist polarmagnetisch, säulenförmig abgesondert u. bedeckt in zahllosen Trümmern die Hänge des Berges, so dass diese an einzelnen Stellen (wie auf der Südseite) wie besäet damit sind. … Einer der mächtigen Basaltblöcke auf dem Kamme wird ..Michaelskirche" genannt, obwohl hier nie eine Kapelle gestanden hat. … Dazu kommt noch der merkwürdige, aus Basaltstücken gebildete Steinwall. Im Volksmunde „Botzenmauer" geheißen, der sich in der Höhe von 0,5-2,0 m in eine Std. lang seit unbestimmter Zeit rings um den Fuß des Berges zieht u. am schönsten auf der Südseite erhalten ist; einige betrachten ihn als ein bloßes Werk der Robot, bestimmt zur Feststellung der herrsch. Grenze, andere als eine Springmauer zur Abhaltung des Wildes, noch andere als eine regelrecht u. sorgsam ohne Bindemittel aufgebaute Brustwehr, eine sog ..Heidenmauer", zum Schutze einer auf dem Gipfel befindlich gewesenen, aber spurlos verschwundenen Zufluchtsstätte.‘
An der Nordseite des Pirsken wandern wir zurück nach Kunnersdorf, immer wieder bieten sich schöne Landschaftspanoramen, aber irgendwie in einem ungewohnten Blickwinkel. So dauert es eine Weile, bis wir einen hohen Sendemasten in der Ferne dem Fernsehturm auf dem Löbauer Berg zuordnen können. Unser Richtungssinn ist vollkommen durcheinander geraten.
Kurz vor unserem Ziel treffen wir noch auf die kläglichen Reste der altehrwürdigen Pirskenbaude. Bis zur Wende wurde das Objekt wenigstens noch als Kinderferienlager genutzt, seitdem geht es unaufhaltbar dem restlosen Ruin entgegen. Jammerschade! Leider konnte der wirtschaftliche Verfall des Niederlandes, der mit der Vertreibung der Menschen 1945 begonnen hat, bis heute nicht aufgeholt werden.
Die Wanderung führte uns durch ein ganz stilles Gebiet des Böhmischen Niederlandes. Die sanfte weitläufige Landschaft stellt einen ziemlichen Kontrast zu unseren anderen Wanderrevieren in Tschechien dar. Zugleich vereinen aber die weiten Aussichten das Wesen der Gegend mit den anderen uns vertrauten Gebieten Nordböhmens.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Bei besserem Wetter gibt es schönere Aussichten aus der Ortslage von Neu Ehrenberg
Hier gab es vor wenigen Jahren noch eine Sitzgruppe an der Mandauquelle
Weitere schöne Aussichten – auch mit Rosenberg – auf dem weiterem Wege
Das Grüne Kreuz. Es ist mir nicht gelungen, Näheres über seinen Ursprung zu erfahren. Für Informationen bin ich dankbar.
Immer noch keine Sonne auf den herrlichen Wiesen von Fürstenwalde
Teiche bei Kleinschönau
Über der Ortslage von Kaiserswalde (Císařský)
Die Pirskenbaude jetzt und zu besseren Zeiten
In der Ortslage von Kunnersdorf…
...die man hier und da nur wehmütig zur Kenntnis nimmt.
Alte Luftaufnahme vom Botzen. Der Mineralstoffabbau ist heute viel
weiter fortgeschritten
Danke für den Hinweis. Vielleicht sind die Gegebenheiten ja besser als vermutet. Ich hatte mir zuvor einige Bilder im Netz angesehen und war zu der Annahme gekommen, dass es eher nicht lohnend ist, da noch hinauf zu steigen. Sollten wir mal wieder in dieser Gegend sein, holen wir das nach.
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