Dienstag, 2. Januar 2018

Wanderung zum Warnsorfer Spitzberg und zum Großen Stein

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Bisher war jeder Versuch, mich an den Aussichten vom Warnsdorfer Spitzberg zu ergötzen durch mäßige Sichtverhältnisse gestört. Einen Artikel der Sächsischen Zeitung vom 05.04.2016 in Erinnerung habend, veranlasste mich, mit den Wanderfreunden einmal nach dem Stand der Dinge zu schauen

‚Weit sichtbar ragt der Varnsdorfsky Spicak (Warnsdorfer Spitzberg) direkt an der deutsch-tschechischen Grenze empor. Das dürfte sich in Zukunft noch verbessern, denn die Stadt Varnsdorf (Warnsdorf) plant den Bau eines 25 Meter hohen Aussichtsturms auf der Klingsteinkuppe. 

Unter vier Vorschlägen hat sich der Stadtrat auf eine überdachte Stahlkonstruktion mit sechs sich spiralförmig um den Turm windenden Rippen geeinigt, die nachts leuchten. Mit den Streben, die in sechs Grundpfeilern ruhen, erinnert der Vorschlag an den Zusammenschluss von Varnsdorf 1849 aus sechs Gemeinden. Damit folgte der Stadtrat den Empfehlungen einer Auswahlkommission und einer breiten Mehrheit in der Bevölkerung. Die hatte sich zuvor eifrig an einer Umfrage beteiligt und die Variante der Varnsdorfer Firma For Wood mit 40 Prozent Stimmen klar zum Sieger gewählt. Andere Vorschläge hatten mehr auf den Baustoff Holz gesetzt. Der wohl spektakulärste Gegenentwurf hatte die Form einer Pyramide. 

Die Stadt bereitet nun die Projektdokumentation für den Flächennutzungsbescheid vor. Für die Finanzierung will sich Varnsdorf mit dem Turm an dem EU-Großprojekt der Euroregion Neisse/Nisa/Nysa beteiligen, das den Bau bzw. die Sanierung mehrerer Türme im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet vorsieht. 

Dort ist ein Maximalpreis von 400 000 Euro je Turm empfohlen. Wir liegen derzeit bei geschätzt 130 000 Euro“, sagt Varnsdorfs Bürgermeister Stanislav Horacek. Er hofft, dass noch in diesem Jahr die Zusage für die EU-Mittel vorliegt und der Bau bereits im nächsten Jahr fertig übergeben werden kann. 

Der Spitzberg hatte bisher wenig Glück mit seinen Aussichtstürmen, die hier seit Ende des 19. Jahrhunderts standen. Ein erster Turm aus Holz wurde 1898 durch ein großzügiges Restaurant mit einem Turm ersetzt. Das damals bei Schlitten- und sogar Skifahrern wie Sommerfrischlern gleichermaßen beliebte Restaurant brannte jedoch genauso nieder wie eine zweite Bergbaude 1915. In beiden Fällen sollen die damals modernen Karbidlampen Auslöser für die Brände gewesen sein. 

In den 1920er Jahren gab es kurzzeitig ein Hüttenprovisorium, ehe Anfang der 30er Jahre der bereits fünfte Bau in Gestalt eines Restaurants wieder mit einem Turm eröffnet wurde. Dem war mit knapp 20 Jahren die längste Lebensdauer beschieden, ehe er dem neu errichteten Grenzstreifen zum Opfer fiel. Heute erinnert noch das Steinfundament des ersten Restaurants an die traurige Geschichte der Aussichtstürme auf dem Spicak. Das wird auf jeden Fall in den Bau des neuen Turms einbezogen. 

Dass es irgendwann auf dem Spitzberg auch wieder eine Hütte oder wenigstens einen Imbiss geben wird, schließt die Stadt nicht aus. „Das hängt davon ab, wie stark der Turm besucht wird. Möglich wären eine öffentliche Toilette oder sogar ein Imbiss“, sagt Micha Haller, Redakteur der Warnsdorfer Stadtzeitung.‘

Alten Ansichtskarten zufolge muss die Aussicht vom Berge früher fantastisch gewesen sein, heute ist die Sicht durch Baumbestand stark eingeschränkt, so dass ein Turm sehr vorteilhaft wäre. Leider ist gegenwärtig nicht erkennbar, dass in der nächsten Zeit mit einer Verwirklichung des Projektes zu rechnen wäre. Aber unsere Wanderung war trotzdem ein ausgesprochener Leckerbissen.

Wir starten an dem Wanderparkplatz Spitzkunnersdorf. Vorbei an der Sprungschanze am Forstenberg, von wo es die ersten schönen Ausblicke gibt, laufen wir zur Grenze und hinüber zum Spitzberg, nach Gipfelbesteigung weiter über die Wiesen nördlich davon zum Großen Stein und zurück nach Spitzkunnersdorf. 

Das Wetter meint es heute ausgesprochen gut mit uns: blauer Himmel, klare Winterluft und Schneeverhältnisse, die ausreichend gewesen wären, um die Langlaufski mitzubringen. Eine herrliche Winterlandschaft zeigt sich von den beiden Aussichtsgipfeln des Spitzberges (den kleinen südlichen muss man sich suchen oder siehe GPS-Daten). Die eingeschränkte Sicht vom Berge erlaubt derzeit nur den Ausblick nach Süden und Westen, von den Wiesen nördlich des Gipfels breitet sich aber das ganze Panorama von den Höhen im Schluckenauer Zipfel über das Zittauer Becken bis hin zum Isergebirge und zum Jeschkenkamm aus – einfach klasse! Durch den Schnee stapfen wir hinauf zum Großen Stein, auf dem nun neben der Oberlausitzer Nationalflagge (blau-gelb) jetzt auch ein Gipfelkreuz aufragt. Der daneben liegende Nischel eines großen Dichterfürsten ist heute mit jungfräulichem Schnee bedeckt. Das früher hier angebrachte Schemabild mit einer erkennungsdienstlichen Hilfestellung zur Identifizierung des Goethekonterfei ist verschwunden, wodurch es den meisten Erstbesteigern des Berges schwer fällt, die Physiognomie des Meisters zu erkennen. Dafür genügt die neue Tafel ästhetischeren Ansprüchen.

Die Kirche unten in Spitzkunnersdorf prägt maßgeblich das Ortsbild und erinnert uns daran, dass wir bald wieder den Ausgangspunkt unserer Tour erreicht haben werden. Auf dem Weg hinunter ins Dorf begleitet uns ein einzigartiges Rundbild von den heimatlichen Gefilden, so dass wir uns für die letzte Strecke gern viel Zeit nehmen. Die Wanderung war zugleich eine herrliche Abschiedstour vom zurückliegenden Wanderjahr.

Nachsatz: sehrausgesprochen ärgerlich waren wieder einmal die Hinterlassenschaften des Forstwirtschaftsbetriebes. Zwischen Forstenberg und Lindeberg wurden mit schwerer Technik die zu dieser Jahreszeit aufgeweichten Fortswege unpassierbar gemacht. Ich empfinde das als Skandal. Aber wahrscheinlich dient es wieder einmal dem ökologischen Waldumbau.

Die GPS-Daten für die Tour findet man hier.







Ein schönes Landschaftsbild zeigt sich bereits von den Spitzkunnersdorfer Fluren


Behutsame Forsttechnologie


Auf dem Weg zum 'illegalen' Grenzübertritt


Jeschken, Breiteberg und ein Stück vom Zittauer Gebirge


Ausblick vom Südgipfel des Warnsdorfer Spitzbergs



Blick auf den Warnsdorfer Burgsberg


Ausblick vom Hauptgipfel des Spitzbergs mit Tollenstein und Tannenberg



Ansicht einer der alten Bauden auf dem Gipfel des Spitzbergs


Modell des geplanten Aussichtsturms (laut Artikel Sächsischer Zeitung)


Winterlandschaft um Seifhennersdorf/Leutersdorf (mit Großem Stein und Oderwitzer Spitzberg)








Die Windräder in Leutersdorf


Der Große Stein, nun mit Gipfelkreuz






Unser aller Dichterfürst




Abgang zurück nach Spitzkunnersdorf








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