Montag, 28. Mai 2018

Wanderung von Lauben nach Hirschmantel in der Dauber Schweiz

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Von Lauben nach Hirschmantel beträgt die Entfernung gerade etwa 1 km. Wir benötigten dafür aber ca. 19 km, verbunden mit einer genussreichen Wandertour. Große Teile der Daubaer Schweiz sind uns durch unsere Wanderungen gut bekannt, die unmittelbare Gegend um Lauben (Loubí) und Hirschmantel (Heřmánky) aber noch nicht. Von den abgelegenen Wilhoscht Häusern kann man die Gegend gut einsehen, wobei sich die Vorstellung von einem ebenen Gelände entwickelt. Dass sich dieses Gebiet auf einer Sandsteinplatte ausbreitet merkt man erst, wenn man nach einer kurzen Steilanfahrt aus einem felsenreichen Grund hinauf den Ortskern von Lauben erreicht hat. Auffällig sind die großen alten Gehöfte, deren Existenz durch die hiesigen fruchtbaren Böden gesichert war.

Der Boden ist theils Lehm-, theils Sandboden, zum Ackerbau trefflich geeignet.“ - weiß der Heimatkundler zu berichten (siehe unten). Die Verhältnisse haben sich geändert, entsprechend ist der Zustand dieser Anwesen. Erwähnenswert ist aber, dass sich in einem der Höfe eine gut ausgebaute Pension etabliert hat. Das ist in dieser unterkunftsarmen Region schon merk-würdig.

Wir wandern aus Lauben heraus Richtung Wilhoscht (Vlhošť) und gleich hinter den letzten Grundstücken prägt sich ein herrliches Panorama vom Lausitzer Gebirge über das Rollberg-Hügelland bis zu den östlichen Teilen der Daubaer Schweiz aus. Im stetigen Anstieg verbessert sich die Aussicht peu á peu, bis sie an den Wilhoscht-Häusern zu ihrer besten Entfaltung kommt. Kontrastreich ist das Gründelbachtal (Dolské údolí), ein kühler Grund – typisch für die Daubaer Schweiz – eingeengt durch die Felsen beiderseits des Laufes des Gründelbachs. Dann Steilaufstieg an der Talwand zum Wüsten Schloss nebst (Chudý hrádek) nebst Rast bei der Ruine.

Dort, wo sich das von Hohlen und unterhalb des Schischkenberges heraufstreifende, beiderseits von schroffen Sandsteinfelsen eingeengte, wildromantische Bachthal in den Sebitscher und Dürcheler Grund tbeilt, erhebt sich hoch ober der malerisch gelegenen „Gründelmühle" eine vielfach gespaltene Gruppe mächtiger, säulenartiger Sandsteinfelsen, die früher von dem die Lehne bedeckenden alten, aus theilweise riesigen Fichten bestehenden Hochwalde verdeckt, nunmehr nach der vor kurzem erfolgten Lichtung desselben mit imponierender Majestät auf den im Grunde dahinschreitenden Wanderer hinabblicken. An und in diese riesigen Felsen war die alte Burg Hradek gebaut, von der Thalseite unnahbar, von der Landseite durch ein Vorwerk und einen die ganze Bergzunge durchschneidenden, breiten Felsengraben geschützt.


Ungeachtet der im ganzen genommen unbedeutenden Überreste von Mauerwerk nimmt doch diese so pittoresk und wahrhaft romantisch gelegene Felsenburg unter den Ruinen Nordböhmens eine ganz beachtenswerte Stelle ein, und der Besuch derselben, sowie der umliegenden stillen und einsamen, jedoch herrlichen Thäler bietet dem Naturfreunde einen Genuss, den er auch in diesem, an Naturschönheiten überreichen Landestheile nicht immer wiederzufinden vermag.“ (Friedrich Bernau, „Der politische Bezitk Dauba“, 1888). 

Heute ist der 8. Mai, Feiertag in Tschechien (Deutschland schweigt sich zu diesem Anlass beredt aus), so dass sich völlig unerwartet in Sebitsch in einer Kneipe die Gelegenheit für eine fettige (fattsche) Räucherwurst und ein Bier (sagen wir zwei) auftut. Auch in Sebitsch (Dřevčice) finden wir alte Bauernhöfe, von beträchtlicher Größe, die heute allesamt nicht mehr benötigt werden. Gleichwohl sind die fruchtbaren Felder um den Ort sauber bestellt. 

Über den Gansweg (Husí cesta) nehmen wir Kurs auf die Martinswand (Martinské stěny). (Der Gansweg mit schönen Felsformationen führt eigentlich von Skalken (Skalka) längs der Kühründe zur Tschapkeule (Čap). Ein abgehender Seitenweg nach Sebitsch wurde aber ebenso als Gansweg markiert.) Die steil zum Mückental abfallenden Sandsteinplatten geben immer wieder ein imposantes Naturschauspiel. Die aus dem Tal aufragenden grünen Kiefern scheinen zur Zeit etwas matt und farblos, es fehlt seit langem der Regen. Nur der blühende Ginster am Gansweg bringt lebendige Farben in die Natur. Entlang des Weges wurden Alleebäume angepflanzt, für die offenbar Patenschaften übernommen wurden. Jeder Baum trägt eine Marke mit dem Namen einer Person und ein besonderes Accessoire, z.B. ein altes Hemd. 

Bevor wir den Rückweg über Wiesen und Felder zurück nach Hirschmantel antreten, wollen wir dem unbedingten Wunsch der Wanderfreunde folgen und wenigsten der Felsformation "Gans" (Husa) am gleichnamigen Berge noch einen Besuch abstatten. Schon hier können wir resümieren, dass die gesamte Wanderung ein ausgesprochen landschaftlicher Leckerbissen war. Die Daubaer Schweiz ist eben eine Perle unter den nordböhmischen Wandergebieten.

Den GPS-Track zu dieser Tour findet man hier.    





Aussichten auf dem Weg zu den Wilhoscht-Häusern




Im Gründelbachtal







Chudý hradek





 In Sebitsch





Auf dem Gansweg










An der Martinswand



Auf dem Gansberg


Der Wilhoscht vom Gansberg gesehen


Pension in Lauben


4 Kommentare:

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