Es ist Eiszeit in der Böhmischen
Schweiz. Nicht in jedem Jahr klappt es, dort die Eisfälle
bei Zeidler (Brtniky) zu sehen. In diesem Jahr lohnt sich ein
Ausflug
da hin. Wir haben uns vorgenommen, auf neuen Wegen das Ziel zu
erreichen und starten in Wolfsberg. Auf dem ersten Wegabschnitt
begleiten uns noch einige Stationen des Köglerweges.
Dann verlassen wir den Lehrpfad, denn neben den Eisfällen war es
unser Ziel, den Standort der alten Wolfsburg (Vlčí
hrádek) zu ergründen, über welche sich in der
Literatur
wenig Erhellendes
finden lässt. Nicht einmal ein Hinweisschild weist den Weg hinaus
zu
den Felsklippen, auf denen einmal die Burg über dem Schilfgrund
(Rakosovy důl) gestanden hat.
Durch eine wilde Schlucht steigen wir hinab in den Schilfgrund,
der alsbald in die Schlucht des Wolfsbaches (Vlčí potok) mündet.
Hier treffen wir auf kurze
Distanz eine Reihe von Eisfällen, die man nicht verfehlen kann,
weil
die Zugänge vorbildlich beschildert sind. Weitere Eisfälle
befinden sich am weiteren Wege hinauf nach Sternberg (Sternberk),
dort wohl der bedeutendste namens „Vorhang“ (Opona). Alle
Eisfälle (Ledopad) wurden mit Namen versehen, so z.B. „Orgel“
(Varhany), „Krippe“ (Betlém), „Wolfswand“ (Včí stěnka),
„Große Eissäule“ (Velký ledový sloup), „Wachtelwand“
(Křepelčí stěnka) und „Sattel“ (Konírna). Von diesem kann
man den Weg noch ein Stück folgen bis zur ehemaligen Burganlage
Räuberschloss (Brtnický hrádek), die ebenfalls kühn auf den
Felsen über den Talgrund herrschte.
„Ebenso versteckt, aber bequem zugänglich gemacht, in
unmittelbarer Umgebung von Sternberg, am Ausgange des
„Kirschbaumgrundes“, das preußische Lager. Ein Raum unter einem
etwas überhängenden Felsen, wo in Kriegszeiten die Bewohner der
Umgebung Zuflucht gesucht haben. Es liegt am Wege zum
Räuberschloß
(auch „wüstes Schloß auf der Zeidler Heide“ genannt) , das man
von Sternberg. an „Wähners Grund“ vorüber, über das „Sandtor“
in 30 Min. erreicht. Das ist ein im „tiefen Grunde“ gelegener
umfangreicher Sandsteinfelsen, dessen über Stufen zugänglich
gemachte u. durch Geländer geschützte Oberfläche ein Schutzhaus
trägt u. einen hübschen Ausblick in die umgebenden Waldgründe
gestattet. Der Ort soll früher Räubern zum Aufenthalte gedient
haben, o. wohl gar eine Veste gewesen sein; verschiedene Funde
(Bruchstücke von Tongeschirren, Teile eines Schleifsteins, eine
Pistole, eine Schwertspitze), Spuren eines Feuerherdes u. drei
in
Felsen gemeißelte Seitenwände sprechen dafür, daß der Ort ehem.
Bewohner hatte. An einer Stelle des Räuberschlosses hört man ein
vierfaches Echo. Der früher unzugängliche Ort hat durch die
Arbeiten des Geb.-V. Ein ganz verändertes Aussehen erhalten.“ (Dr.
Hantschel)
Auf einen Abstecher zum
Preußenlager haben wir aufgrund des tiefen Schnees verzichtet.
Letzterer ließ die gesamte Tour etwas beschwerlich ausfallen,
aber
was will man machen, die Eisfälle bilden sich nun einmal im
Winter
und im übrigen kann man froh sein, wenn seit langem wieder
einmal
die ‚weiße Pracht‘ für einen Winterzauber sorgt. Am ehemaligen
Jagdschloss Sternberg, von dem keine Substanz mehr vorhanden
ist,
suchen wir uns im tiefen Schnee einen steilen Abstieg ins Tal,
um uns den
Umweg über Zeidler zu sparen, erreichen alsbald wieder die
Schlucht des Wolfsbaches und steigen erneut auf ungespurten,
unmarkierten Wegen
wieder aus den Tälern hinaus. An verschiedenen Felsen erscheinen
noch einmal kleinere, unbedeutende Eisfälle. Die Wanderung war
anstrengend genug, so dass die meisten froh sind, Wolfsberg
wieder
erreicht zu haben.
Die GPS-Daten zur Tour findet
man
hier.
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