Donnerstag, 7. Februar 2019

Auf neuen Wegen zu den Eisfällen von Zeidler

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Olbersdorf

Es ist Eiszeit in der Böhmischen Schweiz. Nicht in jedem Jahr klappt es, dort die Eisfälle bei Zeidler (Brtniky) zu sehen. In diesem Jahr lohnt sich ein Ausflug da hin. Wir haben uns vorgenommen, auf neuen Wegen das Ziel zu erreichen und starten in Wolfsberg. Auf dem ersten Wegabschnitt begleiten uns noch einige Stationen des Köglerweges. Dann verlassen wir den Lehrpfad, denn neben den Eisfällen war es unser Ziel, den Standort der alten Wolfsburg (Vlčí hrádek) zu ergründen, über welche sich in der Literatur wenig Erhellendes finden lässt. Nicht einmal ein Hinweisschild weist den Weg hinaus zu den Felsklippen, auf denen einmal die Burg über dem Schilfgrund (Rakosovy důl) gestanden hat.

Durch eine wilde Schlucht steigen wir hinab in den Schilfgrund, der alsbald in die Schlucht des Wolfsbaches (Vlčí potok) mündet. Hier treffen wir auf kurze Distanz eine Reihe von Eisfällen, die man nicht verfehlen kann, weil die Zugänge vorbildlich beschildert sind. Weitere Eisfälle befinden sich am weiteren Wege hinauf nach Sternberg (Sternberk), dort wohl der bedeutendste namens „Vorhang“ (Opona). Alle Eisfälle (Ledopad) wurden mit Namen versehen, so z.B. „Orgel“ (Varhany), „Krippe“ (Betlém), „Wolfswand“ (Včí stěnka), „Große Eissäule“ (Velký ledový sloup), „Wachtelwand“ (Křepelčí stěnka) und „Sattel“ (Konírna). Von diesem kann man den Weg noch ein Stück folgen bis zur ehemaligen Burganlage Räuberschloss (Brtnický hrádek), die ebenfalls kühn auf den Felsen über den Talgrund herrschte.

Ebenso versteckt, aber bequem zugänglich gemacht, in unmittelbarer Umgebung von Sternberg, am Ausgange des „Kirschbaumgrundes“, das preußische Lager. Ein Raum unter einem etwas überhängenden Felsen, wo in Kriegszeiten die Bewohner der Umgebung Zuflucht gesucht haben. Es liegt am Wege zum Räuberschloß (auch „wüstes Schloß auf der Zeidler Heide“ genannt) , das man von Sternberg. an „Wähners Grund“ vorüber, über das „Sandtor“ in 30 Min. erreicht. Das ist ein im „tiefen Grunde“ gelegener umfangreicher Sandsteinfelsen, dessen über Stufen zugänglich gemachte u. durch Geländer geschützte Oberfläche ein Schutzhaus trägt u. einen hübschen Ausblick in die umgebenden Waldgründe gestattet. Der Ort soll früher Räubern zum Aufenthalte gedient haben, o. wohl gar eine Veste gewesen sein; verschiedene Funde (Bruchstücke von Tongeschirren, Teile eines Schleifsteins, eine Pistole, eine Schwertspitze), Spuren eines Feuerherdes u. drei in Felsen gemeißelte Seitenwände sprechen dafür, daß der Ort ehem. Bewohner hatte. An einer Stelle des Räuberschlosses hört man ein vierfaches Echo. Der früher unzugängliche Ort hat durch die Arbeiten des Geb.-V. Ein ganz verändertes Aussehen erhalten.“ (Dr. Hantschel)

Auf einen Abstecher zum Preußenlager haben wir aufgrund des tiefen Schnees verzichtet. Letzterer ließ die gesamte Tour etwas beschwerlich ausfallen, aber was will man machen, die Eisfälle bilden sich nun einmal im Winter und im übrigen kann man froh sein, wenn seit langem wieder einmal die ‚weiße Pracht‘ für einen Winterzauber sorgt. Am ehemaligen Jagdschloss Sternberg, von dem keine Substanz mehr vorhanden ist, suchen wir uns im tiefen Schnee einen steilen  Abstieg ins Tal, um uns den Umweg über Zeidler zu sparen, erreichen alsbald wieder die Schlucht des  Wolfsbaches und steigen erneut auf ungespurten, unmarkierten Wegen wieder aus den Tälern hinaus. An verschiedenen Felsen erscheinen noch einmal kleinere, unbedeutende Eisfälle. Die Wanderung war anstrengend genug, so dass die meisten froh sind, Wolfsberg wieder erreicht zu haben.


Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.































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