Donnerstag, 13. Februar 2020

Wanderung zum Schwarzen Tor in der Böhmischen Schweiz

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Wir greifen heute eine ältere Tour auf, gewiss haben wir bei unserem früheren Besuch das eine oder andere übersehen. Von Daubitz geht es zunächst auf mittelmäßigen Forstwegen hinunter in das Tal der Kirnitzsch. Der Weg mäandert in stetigem Auf und Ab um zahlreiche Talfurchen, bis er endlich in das Tal des Rotflössels (Červený potok) mündet. Dieses erreicht nach ca. 1 km am Schwarzen Tor die ziemlich ausgetrocknete Kirnitzsch. Hier finden wir einen idyllischen Ort für eine Rast. Durch den sandigen Grund des Baches kann man watend das sächsische Ufer erreichen. Wenige Schritte von hier sind in den Felsen noch die Lager der Schönlinder Brücke zu sehen, die allerdings schon lange nicht mehr existiert. Am Fluss erleben wir noch ein wahres Naturidyll, nicht von ungefähr befinden wir uns hier im Nationalpark der Böhmisch-Sächsischen Schweiz. Schon vor mehr als hundert Jahren wurde dieses Refugium von den Naturfreunden und Ausflüglern geschätzt:

Hier scheint die Natur alles aufgeboten zu haben, um dieses Thal mit allen ihren Schönheiten auszuschmücken, die der beschreibenden Feder nur spotten. Das Bachufer des Grundes ist mit erqickendem Wiesengrün, im weiteren Verlaufe desselben mit Binsen und Huflattisch, stellenweise auch mit Erica und Vaccineaen geschmückt; die felsigen Lähnen aber zu beiden Seiten erfreuen sich hie und da, besonders gegen die Niederung zu, einer üppigen Vegetation. Im murmelnden Bache spielen und schnellen häufig die munteren Forellen, was besonders bei herannahenden Gewittern zu sehen ist. Dann und wann begegnen wir in der Waldeseinsamkeit einer pfeifenden Wasseramsel oder einem aufgescheuchten Eisvogel, welche hier mit vielen Bachstelzen in den Uferbüschen nisten. Vor uns entdecken wir zahlreiche Löcher, ein Beweis, daß Dachse sich hier ziemlich heimisch fühlen. Die häufige Fährte des Edel- und Rehwildes kündet uns, daß auch dieses die friedliche Thalung aufsucht und in der Nähe des klaren Quellwassers Stand hält.“


Das Schwarze Tor „ist eine, in der Mitte des engen Thaleinschnittes isolirt stehende Felsmasse von ca. 1¹/2 Klafter Höhe und ebenso viel Breite mit einer thorähnlichen Öffnung, durch die ein Wagen ganz bequem durchfahren kann. Das Seitenthal, in das wir den kleinen Abstecher gemacht haben, empfiehlt sich durch seine Freundlichkeit und angenehme Kühle“. (Ferdinand Náhlik,“Führer durch die böhmische Schweiz als Anschluss an die Sächsische Schweiz“,1864)


Durch den Hengstgrund steigen wir auf zur Wegkreuzung an der Jungferntanne. Wir folgen nun einem ungemein schönen Wandersteig, der zunächst den Wespenberg (Vosi vrch) umläuft. Der Wespenberg wurde einst als außergewöhnlich ergiebiger Aussichtsberg gerühmt. Heute ist er Bestandteil der Schutzzone und darf nicht betreten werden. Der Weg windet sich nun um die sehenswerten Riffe der Hohen Wände (Velké stěny) und bringt uns direkt zur Balzhütte. Die Balzhütte mit ihren Nebengelassen, einst Jagdunterkunft der fürstlichen Familie Kinsky ist heute beliebtes Wanderziel mit Restauration und Herberge. Der heute nüchterne Gebäudekomplex war früher von besonderem Ambiente.

Dann ist die Umgegend des Jagdhäuschens zur Abendzeit mit Laternen und Lampen beleuchtet, welche an Bäumen angebracht, zur stillen Nachtzeit im Waldesdunkel überraschend, ja mystisch, dem Besucher entgegentreten. Wenn man zufällig um Mitternacht hier ankommt, so glaubt man, bei einem Feentempel zu weilen. Feierliche Stille herrscht dann an dieser Stätte, die oft nur durch eine Schleier-Eule gestört wird, welche durch das ungewöhnliche Geflimmer der Lichter angelockt, im raschen Vorüberfliegen durch schauriges Rufen uns erschreckt.“


Ein spektakulärer Wegabschnitt, hinauf zur Theodorenhalle am Tannicht, steht uns bevor. Zwei Pfade führen hinauf, der Fürst-Kinsky-Steig und die Enge Stiege oder Gnomen-Kluft, wir entscheiden uns für letztere. Sie


ist ein in einer steilen und sehr schroffen Felsschlucht herunter [-herauf] führender Stufengang, der meist so schmal ist, daß der Besucher mit ausgebreiteten Armen wohl nicht von der Stelle käme.

Trotz den vielen Opfern, die hier gebracht wurden, um vorzüglich der reisenden Damenwelt bequemeren Durchgang zu verschaffen und zu sichern, bleibt in dem engen Felsengange, namentlich für die neumodische Crinoline, sehr wenig Raum übrig, weshalb es leicht geschehen kann, daß beim Durchgehen der Anzug der naturliebenden Touristinnen beschädigt wird. Wegen dieses schmalen Durchganges rathet der Berichterstatter daher sehr beleibten Personen nicht, den untersten Theil des Engensteins passiren zu wollen, indem er nicht genau anzugeben vermag, ob derlei corpulente Individuen nicht in der Klemme stecken bleiben.


Bald gewinnt der Lustwandler das Freie wieder. Der Spaziergang von der Theodorenhalle an bis zu der … beschriebenen Engenstiege (*), ist höchst anmuthig, bald an steilen Wänden und Felsportalen, bald an wilden, mit Gesträuch bebuschten Schlünden in verschiedenen Krümmungen dahinführend. - Die Einsicht in die benachbarten Thäler, wo stellenweis die Baumwipfel nur bis zur Hälfte der Tiefen hervorragen, ist jedenfalls auch lohnend.(* wir natürlich in die Gegenrichtung)


Von den Austritten auf den Felsen bieten sich schöne Ausblicke zum Kaltenbergmassiv. An der Theodorenhalle haben wir die Anhöhe des Tannichtberges erreicht. Der Pfad schlängelt sich auf- und absteigend vorbei an Felsblöcken durch waldiges Gelände bis zur Eustachiushütte. Der Rest des Weges zurück nach nach Daubitz ist reine Formsache.



Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.










Auf dem Weg zum Schwarzen Tor sind diverse Hindernisse zu überwinden



 An der Kirnitzsch. In heißen Sommern ist auch dieser Flusslauf fast wasserlos




Das Schwarze Tor



An der Jungferntanne





Felsenriffs am Wespenberg



An den Balzhütten




An der Theodorenhalle







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