Samstag, 7. März 2020

Wanderung zum Kottmar

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Recht stiefmütterlich behandelt ist der Kottmar, eine unübersehbare vulkanische Erhebung des östlichen Lausitzer Berglandes. Rein landschaftlich ist dies völlig unverdient, aber das derzeitige Erscheinungsbild ist äußerst unbefriedigend. Das war nicht immer so. In seinem 1894 erschienen Führer „Zittau und Umgebung und das Sächsisch-Böhmische Grenzgebirge“ zeichnet Gottlieb Korschelt ein sehr beschauliches Gemälde:

Auf angenehmen Wegen durch Wiesen und Wald, in dem Wegweiser die zu wählende Richtung anzeigen, erreichen wir in 1 Stunde den mit einer guten Restauration und seit 1882 durch den Gebirgsverein „Lusatia" mit einem schönen steinernen Aussichtsturme versehenen 581 Meter hohen Kottmar. Er ist mit Recht ein Hauptwanderziel der Touristen, denn seine Aussicht ist entzückend.
Wir besteigen den Turm und können uns leicht zurechtfinden, da auch hier wie auf dem Oderwitzer Spitzberge die Aussichtspunkte bezeichnet sind. Wir blicken weithin auf blühende und lachende Thäler hinab, wir schauen hinüber auf blaue Gebirgsketten.

Wir sehen die Landeskrone, im Vordergrunde den Herrnhuter Hutberg und das Königsholz, darüber hinaus aber die bedeutenden Höhen des Riesen- und Isergebirges mit dem Reifträger und der Tafelfichte, vor derselben Schloß Friedland; mehr rechts die Höhen in der Gegend von Thurnau und Reichenberg, den hervorragenden Jeschken, den Kalkberg und dicht über den sichtbaren Türmen der Stadt Zittau das ganze Zittauer Gebirge bis zur Lausche hin, rechts vom ruinengekrönten Tollenstein die Höhen der böhmischen und sächsischen Schweiz und die Berge in der Gegend von Bischofswerda und Bautzen bis zum Löbauer Berge hin mit seinem eisernen Thurme. Gewiß eine stattliche Bergreihe!“

Schauen wir nun auf die heutigen Verhältnisse. Zunächst der Wald. Er ist krank, die Auswirkungen des Borkenkäferbefalls sind allgegenwärtig, dazu unübersehbare Sturmschäden. Die Bäume liegen stellenweise kreuz und quer. Kein schöner Anblick. Zwangsläufigerweise begegnet man am Gipfel der von Korschelt beschriebenen alt-ehrwürdigen Baude. Seit Jahren ist sie dem Verfall preisgegeben. Die privatwirtschaftlichen Versuche, das Objekt zu restaurieren, sind kläglich gescheitert – und so sieht es hier auch aus. Damit ist auch der stattliche Aussichtsturm zum Untergang verurteilt und somit nicht begehbar. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie das Ensemble aus Alt- und neueren Elementen jemals wieder zum Leben erweckt werden kann. Dagegen präsentiert sich die unweit entfernte Matten-Sprungschanze mit ihren Anlagen in einen respektablen Zustand. Über die Schanze bietet sich ein schöner Ausblick in Richtung Löbauer Berg.

Die gute Nachricht: der Kottmar bietet durchaus schöne Flecken, die es zu besuchen lohnt. Dabei muss man sich nicht die Mühe machen, den Gipfel zu erklimmen. Wir wandern zunächst von den Kottmarhäusern zum Hänschberg, welcher dem Kottmar südlich vorgelagert ist. Man überblickt von hier das Eibauer Tal. Eine Orientierungstafel erklärt dem Unkundigen das Panorama vom Isergebirge bis zur Säschsisch-Böhmischen Schweiz. Besonders reizvoll ist der Aufenthalt hier, wenn unterhalb die Hecken blühen. Man wandert weiter über die obere Ortslage von Walddorf nach Kottmarsdorf (wobei eine der Spreequellen am Wege liegt), nun weiter nach Obercunnersdorf, wo die am Weg befindliche Erikabaude am Freibad durchaus zu loben ist. Nun geht es wieder hinauf und dem Kottmar entgegen. Östlich erblickt man auf einer Anhöhe ein Schutzhäuschen. Dahin richte man nun seine Schritte. Hier befindet sich ein Rastplatz an der schön eingefassten Buschwiesenquelle. Vom Hänschberg einerseits und der Buschwiesenquelle andererseits kann man fast die gesamte Hemisphäre um den Kottmar herum erspähen. Sie ergänzt sich noch durch die Traumlage an der Kottmarsdorfer Windmühle. Den Gipfel des Berges spart man sich derzeit am besten aus und wartet auf bessere Zeiten.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Ausblick vom Hänschberg





Derzeitiger Zustand der Kottmarbaude nebst Turm







Sprungschanzenareal





Arbeit des Borkenkäfers und Zustand des Waldes auf dem Kottmar





Spreequelle am Kottmar


Windmühle in Kottmarsdorf





 An der Buschwiesenquelle




Falls es Interessenten gibt: Verwaister Gasthof an den Kottmarhäusern

1 Kommentar:

  1. Der Kottmar ist immer schön, leider die Baude...---,vielleicht geschieht irgendwann ein Wunder!!!Zumindest die Aussicht vom Turm fehlt mir sehr.

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