Samstag, 25. April 2020

Wanderung zwischen Großem Berg und Herrnhuter Hutberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Immer noch hat das Corona-Virus die Menschheit fest im Griff. Leider halten sich nicht alle an die Regeln, zum Beispiel unser Ministerpräsident Kretschmer, der während der Ostertage in seinem Wochenenddomizil in Waltersdorf gesichtet wurde, wie uns die Sächsische Zeitung am 16.04.2020 mitteilt. Ausnahmsweise ist mir der MP einmal richtig sympathisch, weil er sich nicht an seine eigenen Anordnungen hält. Andererseits spricht es Bände, wenn Blockwarte – von denen ich immer dachte, das seien reine Fantasieprodukte – den Landesherrn dafür auch noch anscheißen und das der Zeitung melden. Empörend finde ich das, denn es gilt seit Alters her: "Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant" (Hoffmann v. Fallersleben). Apropos empörend. Wie wir wissen, gibt es ja Menschen, die beim Wandern gern Lieder singen. Ich selbst gehöre nicht dazu, weil ich nicht singen kann. Aber die Texte gehen mir häufig durch den Kopf und mitsummen kann ich allemal, z.B. dieses Lied


Die heutige Frühlingswanderung, die wir lieber im Böhmischen Paradies oder in der Daubaer Schweiz platziert hätten, verlegen wir also in unser Umland, konkret zum Großen Berg bei Großhennersdorf und zum Hutberg in Herrnhut.

Mit dem nördlich vorgelagerten Spitzen Berg (393,4 m) gehört die markante Kappe [des Großen Berges] zu den zahlreichen Basaltdeckenresten, die der Landwirtschaft um Großhennersdorf ihr Gepräge geben. Eine etwa 40x100 m große baum- und strauchfreie Basaltgeröllfläche, Steinernes Meer genannt, breitet sich am Süd- bis Südwesthang aus. Die von grauen und hellgrünen Flechten und Moosen überzogenen Gerölle erreichen Kopfgröße. Ihre Entstehung dürfte auf eine intensive Verwitterung in der Zeit zurückzuführen sein, als die Oberlausitz außerhalb des pleistozänen Inlandeises lag.“ (Werte unserer Heimat, Band 16)

Wir wagen den Aufstieg auf einem alten Pfad, der sich an der nördlichen Flanke des Berges hinaufzieht. Das Steingeröll und die Bäume sind von üppig grünem Moos überzogen, Am Gipfel des Berges treffen wir auf die teilsanierte Baude, die man für private Anlässe auf der Grundlage einer Selbstversorgung mieten kann. Früheste Kindheitserinnerung werden daran wach, als meine Eltern mit mir den Berg besuchten und wir in der damals noch betriebenen Wirtschaft einkehrten. Der alte Wirt mit seinem langen, weißen Bart ist mir bis heute noch sehr gegenwärtig. Ein  interessantes Video erinnert an die Geschichte der Baude


Über Schönbrunn wandern wir weiter, streifen den hübsch gelegenen Leubnerteich und den Großen Teich und erreichen alsbald die Herrnhuter Berge, durch welche der Skulpturenpfad führt, der sich mit der Geschichte der Herrnhuter Brüdergemeinde beschäftigt. Diesem Weg folgen wir ein gutes Stück, unser Ziel bleibt aber der Hutberg

„… der nur höher gelegen ist, als der Gottesacker. Den Schlüssel zum Pavillon erhält man im Gasthofe. Der Berg wird von Basaltlagern gebildet. Die Fernsicht, welche sich von dem Pavillon dem Auge darbietet, ist lohnend. Nach Südwest überschauen wir im Vordergrunde den Gottesacker, Herrnhut und den Bahnhof. Nördlich und östlich fällt der Blick zunächst auf das schöne Thal, in welchem sich die Dörfer Rennersdorf, Berthelsdorf und Strahwalde aneinander reihen. Eine reizende Fernsicht wird östlich und südlich durch die Landeskrone, das Riesengebirge, den Iserkamm und das Lausitzer Gebirge, westlich durch den nahen Kottmar begrenzt. Nördlich erblickt man den Sohländer Rotstein und die entfernten Königshainer Berge, bei ganz klarer Aussicht sogar den fernen Gröditzberg. Auch der aus der entgegengesetzten Seite sich erhebende Heinrichsberg bietet in der Richtung nach Südwesten einen schönen Blick.“ (*)

Da der Pavillon verschlossen ist und der Schlüssel offenbar nicht so ohne weiteres beschaffbar, schränkt sich der beschriebene Blick arg ein. Interessant ist ein Rundgang über den genannten Gottesacker.

Der Gottesacker erinnert mit seinen zahlreichen Lauben und Ruhebänken und wohlgepflegten, sich vielfach kreuzenden Lindenalleen mehr an einen anmutigen Garten, als an einen Begräbnisplatz. Jedenfalls zeichnet sich dieser Gottesacker dadurch vor den meisten anderen vorteilhaft aus. Eine Eigentümlichkeit, welche man wohl kaum anderswo antreffen möchte, besteht darin, daß oft in einer Reihe Verstorbene ruhen, die nicht allein in den verschiedenen Ländern unsers Erdteils, sondern auch außerhalb Europas, wo sich Missionen Herrnhuts befinden, geboren sind. Jeder, der die weithin reichenden Verbindungen Herrnhuts nicht näher kennt, wird gewiß davon überrascht sein. Der vom Eingangsthore geradeaus gehende Hauptgang scheidet den Gottesacker in zwei Hälften: zur Rechten sind die Ruheplätze des weiblichen, zur Linken die des männlichen Geschlechts, aber nicht wie gewöhnlich in Form von Grabhügeln, sondern flach, nur mit einem einfachen Steine, der nichts als den Namen, Geburtsort und das Alter des Verstorbenen enthält, versehen. Jeder Stein enthält außerdem noch eine Ziffer, welche mit dem Kirchenbuche und dem Grundrisse des Gottesackers übereinstimmt. In der Mitte desselben, im Hauptgange, befinden sich in einer besonderen Reihe die durch größere Denksteine ausgezeichneten Ruheplätze des Grafen Zinzendorf und seiner Angehörigen. Eine schöne und ansprechende Feier, bei der auch die Bewohner der Umgegend zahlreich erscheinen, findet auf dem Herrnhuter Gottesacker am Ostermorgen bei Sonnenaufgang statt. Paarweise, begleitet vom feierlichen Hall der Posaunen, geht man vom Betsaale aus auf den nahen Gottesacker, um sich der Auferstehung unsers Erlösers zu erinnern.“ (* Korschelt, Zittau und Umgebung und das Sächsisch-Böhmische Grenzgebirge)

Wir durcheilen Herrnhut. Ein beladenes Polizeifahrzeug kreuzt. Komischer Blick der Uniformträger, was hier vier Wanderer mit Rucksack auf der Straße zu suchen haben, aber sie fahren weiter. Wir gehen hinunter zum Petersbach und folgen diesem nun bis zum Eulkretscham. Frühlingsgrün, Buschwindröschen und hier und da ein paar Himmelschlüssel laben die Seele. Auf einem Feldweg steuern wir auf Großhennersdorf zu und passieren an der B178 den Eisberg, an dessen Hängen die Hecken blühen. Dem Hügel ist heute nicht mehr anzusehen, dass es sich dabei um einen ehemaligen Vulkan handelt, er hat durch Erosion und Steinbruchbetrieb seine ursprüngliche Form verloren. Von seiner Lehne bietet sich abschließend ein schöner Blick auf die Kirche von Großhennersdorf und den Großen Berg. Die Runde hat sich geschlossen.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.






Riesige Herden wilder Tiere umstreifen  den Großen Berg



Basaltgeröll umgibt den Gipfel des Großen Berges





Die Baude


Unschwer erkennbar, ich (Björn) in der Mitte - irgendwann in den 50 -  er Jahren




Der Leubnerteich




Seltenes Fotoglück - ein Paar Kraniche


Der Große Teich




Eingang zum Skulpturenpfad






Gottesacker und Hutberg in Herrnhut






Am Petersbach





Rückweg nach Großhennersdorf









Am Ende noch ein paar abendliche Bilder von einer früheren Tour in dieser Gegend.







2 Kommentare:

  1. Hallo Björn, gut dass es damals diesen SZ-Artikel zum Aufenthalt des MP in Waltersdorf gab. Schließlich durften die Denunzianten erfahren, dass es in der sächsischen Corona-Schutz-Verordnung unter "Triftigen Gründen" §2 Satz 14 gibt, der den Besuch des eigenen Grundstücks in Begleitung des Lebenspartners" erlaubt. Auch ich als Nichtsachse darf so mein Grundstück in Neusalz besuchen. Sonst hätte ich womöglich noch ein schlechtes Gewissen gehabt. ;-)

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  2. Wenn Du aufmerksam die Berichte seit der Corona-Zeitrechnung gelesen hast, weißt Du, dass wir uns in unseren Aktivitäten nicht haben einschränken lassen, wenn auch die Gruppe anfangs kleiner war. Wir haben nie den Eindruck gehabt, dass irgendwelche Schergen ausgesandt waren, die Jagd auf Widerporste gemacht hätten. Die wenigen Leute unterwegs und in den Ortschaften waren freundlich (wir sind ja in der Oberlausitz). Man hört aus Polizeikreisen, dass man kein Interesse an Eskalation hat. Das Problem sind aber jene, welche bei den Ämtern anrufen und Anzeigen erstatten. denen muss die Polizei nachgehen. Es war mir ein Anliegen, auf diese Verpetzer hinzuweisen.

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