Freitag, 21. Mai 2021

Zur Triangulationssäule auf dem Schwarzen Berg bei Jauernick

Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf


Auf dem Schwarzen Berg bei Jauernick-Buschbach steht diese historische Triangulationssäule.


Der Schwarze Berg befindet sich etwa 10 Kilometer südwestlich vom Stadtzentrum Görlitz und hat eine Höhe von 393 Metern.


Kommt man aus Richtung Friedersdorf, dann gibt es gleich am Ortseingang von Jauernick-Buschbach eine Parkmöglichkeit. Der blau und rot gekennzeichnete Wanderweg führt zum Schwarzen Berg.


Vor der dem Begrüßungsschild an der Bushaltestelle kann man rechts parken. Hier beginnt auch der Wanderweg.


Schon vom Weg aus hat man diesen Blick auf den Ort Jauernick-Buschbach.


Nach 200 Metern erreicht man diese Informationstafel über die Gradmessungssäule.
Text und einige Bilder von dieser Tafel findet man im Anhang.
Leider ist der Weg zur Säule auf dem Gipfel nicht weiter ausgeschildert.


Folgt man dem Wanderweg, so gibt es Tafeln mit Informationen über Fledermäuse …


… und Ameisen. Ein Anstrich mit Holschutz wäre wieder mal fällig.


Fledermäuse waren am Tag logischerweise nicht zu sehen, dafür gab es viele Waldameisen.


Vom Waldrand aus ist bei mäßiger Sicht der Knorrberg  (378 Meter) bei Dittersbach und davor der Kleine  und Große Hutberg (298 / 310 Meter) bei Schönau-Berzdorf zu sehen.
Ganz hinten: Die Rauchfahnen vom Kraftwerk Turow


Nach rechts schließen sich Schönbrunner Berg (428 Meter), Großer Berg (438 Meter), Sonnenhübel (Königsholz, 469 Meter) und Langer Berg (375 Meter) an.


Von der Südseite aus führt ein Weg ohne Markierung nach oben.


Frühblüher am Wegrand


Leberblümchen in großer Stückzahl


Trampelpfad zum Gipfel


Hier oben blühen viele gelbe Windröschen.


Anemone ranunculoides: wächst in kalk- und basenreichen Buchen-Mischwäldern


Von der Westseite zum Gipfel


Die von der Nachmittagssonne beschienene Seite der Säule aus Herwigsdorfer Granit ist die Rückseite der historischen Gradmessungssäule Jauernick.


Die Ansichtsseite liegt leider meist im Schatten.
Die Säule gehört zur Königlich-Sächsischen Triangulirung. Sie ist eine Station der I. Ordnung mit der laufenden Nummer 3 (von insgesamt 36). Der Bau kostete 1865 ganze 231 Mark.
Besonderheit: Die Station Jauernick auf dem Schwarzen Berg lag damals in der Provinz Schlesien, also im Königreich Preußen.


Durch Bäume und Sträucher gibt es leider keine Aussicht. Trotzdem wäre hier oben eine Sitzmöglichkeit wünschenswert.


Beim Abstieg auf der Ostseite führt der Pfad durch dichte Bestände von Buschwindröschen.


Blick vom Waldrand nach Nordosten: Jauernick-Buschbach


Die Landeskrone (419 Meter) – Der Hausberg von Görlitz


Die Kirchen von Jauernick-Buschbach


Es lohnt sich ein Abstecher in den Ort. Parkmöglichkeit besteht vor der Evangelischen Bergkapelle.


Dicht daneben: Die Katholische Kirche St. Wenzeslaus


Den Friedhof umschließt diese mächtige Wehrmauer. Dahinter erkennt man den Berzdorfer See.


Der Schwarze Berg aus Richtung Friedersdorf


Der Schwarze Berg von der Straße S128 zwischen Friedersdorf und Schönau-Berzdorf auf dem Eigen aus gesehen. Vorn: Historische Grenzsteine der sächsisch-preußischen Grenze von 1815 (Wiener Kongress). Das Pilarpaar Nr. 21 besteht aus zwei Granitquadern 42x42 cm. Der auf der sächsischen Seite (KS = Königreich Sachsen) ist grün-weiß, der auf der preußischen Seite (KP = Königreich Preußen) schwarz-weiß gezackt. Zwischen den zwei Grenzsteinen (Pilaren) markiert der kleinere Läuferstein den Grenzverlauf. Es ist ein Zeitdokument von landesgeschichtlicher und vermessungsgeschichtlicher Bedeutung.


Anhang

Text und 4 Bilder von der Infotafel am Wanderweg zum Schwarzen Berg:

Historische Gradmessungssäule Jauernick
- ein geschütztes Kulturdenkmal

TRIANGULATION IM KÖNIGREICH SACHSEN 1862-1890 



Dreiecksnetze für Landesvermessungen waren hierarchisch - vom Großen ins Kleine - aufgebaut. Bei dieser Triangulation wurden die Dreiecksnetze 1. und 2. Ordnung geschaffen. Damit verfügte Sachsen über eines der modernsten Lagenetze in Deutschland. Die Basislinie für den Maßstab der Dreiecke wurde bei Großenhain gemessen. Auf ausgewählten Stationen erfolgten zusätzlich astronomische Beobachtungen zur Orientierung des Dreiecksnetzes.
Das Netz 1. Ordnung war Bestandteil der Europäischen Gradmessung. Diese wurde schon 1886 durch den Beitritt von vielen Staaten zur Internationalen Erdmessung erweitert und stellte eine der ersten wissenschaftlichen Vereinigungen der Welt dar.


STATION JAUERNICK, ZUSTAND MAI 2016

Die Vermessungsstation JAUERNICK wurde im Mai 1865 errichtet. Das Kloster Marienthal erteilte dafür eine Baugenehmigung an das Königlich Preußische Geodätische Institut. Der Monolith ist 1,2 m tief auf anstehendem Basalt gegründet und aus Herwigsdorfer Granit gefertigt. Die Deckplatte dient dem Schutz der oberen Fläche. Den Umbau der seit 1863 vorhandenen Station leiteten Prof. Nagel und sein Assistent Robert Helmert und kostete 231 Mark.

Die Station stand auf preußischem Territorium und trug zur Verbindung der Landesnetze Sachsens und Preußens bei. Der Naturraum in der Lausitz führte zu ungünstigen spitzwinkligen Dreiecken. In den 1930er Jahren wurde das Netz in dieser Region neu gestaltet. Die Dreiecksseite vom Valtenberg wurde (ohne Jauernick) bis zur Landeskrone bei Görlitz geführt. Seit den 1960er Jahren war die Station Jauernick Bestandteil des Netzes 3. Ordnung der DDR und zeitweise mit einem hölzernen Hochsignal überbaut.



VERMESSUNBSSÄULEN IN DER NÄHEREN UMGEBUNG:
1:  Station Valtenberg
2:  Station Hutberg
3:  Station Königshain (heute Dzialoszyn, Polen)

 

Historische Vermessungssäulen haben heute ihre praktische Bedeutung verloren. Sie sind Denkmäler der Vermessungsgeschichte. Dreidimensionale Koordinatenbestimmungen sind in der Gegenwart mit satellitengestützten Navigationssystemen (wie dem GPS) bequem, in hoher Genauigkeit und in kürzester Zeit an fast jedem Ort weltweit möglich.

 

CHRISTIAN AUGUST NAGEL
geb.  17.05 1821 in Grünberg
gest. 23.18 1800 in Dresden



Gemälde: Archiv Rainer Hohl, Leipzig

Nach dem Studium der Ingenieurwissenschaften wurde August Nagel erster ordentlicher Lehrer (1852) und Professor (1858) für Geodäsie an der Königlich Sächsischen Polytechnischen Schule in Dresden. Er war der Gestalter der Triangulation im Königreich Sachsen und Initiator sowie praktischer Betreuer bedeutender Projekte, wie der Vermessung des Erzgebirgischen Kohlenbassins und der Stadtvermessungen von Dresden und Leipzig. Ab 1888 war er Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons im Dresdner Zwinger.

 

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