Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf
DIE HIMMELSWEGE
Seit ungezählten Jahrtausenden betrachten die Menschen den
Nachthimmel, getrieben von dem Wunsch, das Universum und die Geheimnisse
des Lebens zu verstehen. Ausgrabung der letzten Jahre in Sachsen-Anhalt
lieferten erstaunliche Belege für dieses zutiefst menschliche
Verlangen. Sie zeugen von einer Zeit, in der Mythen, Riten und Wissen
über Generationen nur mündlich weitergegeben wurden. In seltenen,
wertvollen Momenten erlauben jahrtausendealte Hinterlassenschaften, die
Botschaften dieser fremden Welt zu entschlüsseln. Das touristische
Netzwerk Himmelswege lädt Sie an fünf ausgewählten Stationen zu einer
Zeitreise in die Vorgeschichte Sachsen-Anhalts ein: Reisen Sie zurück in
längst vergangene Jahrtausende und lassen Sie sich auf den Himmelswegen
in die Welt der Archäologie und Astronomie entführen.
Der Text der linken Info-Tafel:
DAS SONNEN-OBSERVATORIUM
Die Kreisgrabenanlage von Goseck ist der früheste archäologische
Beleg für systematische Himmelsbeobachtungen. Bauern der Jungsteinzeit
errichteten dieses imposante Monument vor knapp 7.000 Jahren - lange
Zeit vor der Erbauung von Stonehenge. Die Tore und
Palisadenunterbrechungen der Anlage sind auf wichtige Termine des
bäuerlichen Jahres ausgerichtet. Neben den Sonnenwenden ist unter
anderem der Termin des Frühlingsfestes (um den 1. Mai) festgehalten.
Durch die Rekonstruktion der Kreisgrabenanlage von Goseck am originalen
Fundplatz lassen sich heute wie damals diese astronomischen Phänomene
beobachten.
Bei einem Erkundungsflug entdeckten Luftbildarchäologen 1991 ringförmige
Verfärbungen. Diese Strukturen ermöglichten es, 1999 nach
geomagnetischen Messungen einen vollständigen Grundriss zu erstellen.
Auf dem freigelegten Gelände erfolgte 2005 die Rekonstruktion.
Am 21. Dezember 2005 wurde das rekonstruierte Sonnenobservatorium eröffnet – am Tag der Wintersonnenwende!
Die Anlage besteht aus einem fast kreisrunden Ringgraben mit einem Durchmesser von 71 Meter und außen herum mit einem flachen Erdwall. Zwei Palisadenringe schließen den Innenraum ab. Innen konnte keine Bebauung nachgewiesen werden.
Foto auf einer Info-TafelZwei Tore weisen mit hoher Genauigkeit auf den Punkt vom Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zur Wintersonnenwende hin.
Mit anderen Markierungen kann der Zeitpunkt für die
Sommersonnenwende und für das Frühlingsfest (Anfang Mai) bestimmt
werden. So war es möglich, wichtige Termine des Jahres zu bestimmen.
Das Sonnenobservatorium von Goseck ist ein hölzernes Henge-Monument und damit etwa 2000 Jahre älter als Stonehenge in England.
Der Text der mittleren Info-Tafel:
DAS SONNENOBSERVATORIUM
Mehr Informationen zum Sonnenobservatorium Goseck und zu seiner Zeit finden Sie im Informationszentrum im Schloss Goseck.
Die fast 7.000 Jahre alte Kreisgrabenanlage von Goseck mit rund 71 m
Durchmesser wurde vollständig ausgegraben und am originalen Fundplatz
rekonstruiert. Die Anlage gilt heute als weltweit ältestes Zeugnis für
gezielte Himmelsbeobachtung. Menschen der Jungsteinzeit errichteten hier
in einer beachtlichen Gemeinschaftsleistung ein Heiligtum, um den Lauf
der Sonne zu beobachten und somit wichtige Termine des bäuerlichen
Jahres zu bestimmen.
Am 21. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, geht die Sonne im
Südosttor auf und im Südwesttor unter. Die Sommersonnenwende am 21. Juni
wird durch Aussparungen in den Palisaden ebenso markiert wie das
Frühlingsfest um den 1. Mai.
Bei den Ausgrabungen fanden Archäologen vor allem im Bereich der
Torwangen Reste von Rinderschädeln sowie Teile von menschlichen
Skeletten. Diese Befunde wiesen auf Rituale in der Anlage hin. Neben der
astronomischen Funktion war die Kreisgrabenanlage demnach wohl auch ein
Kultbau mit astronomisch ausgerichteten Architekturelementen, ein
Versammlungsort und ein Platz, an dem religiöse Zeremonien durchgeführt
wurden. Die besondere Akustik im Inneren gibt eine Vorstellung, wie die
Menschen vor 7.000 Jahren den Ort empfunden haben mögen.
Durch weitere archäologische Forschungen konnten auch die Reste der
zugehörigen Siedlung in unmittelbarer Nähe zur Kreisgrabenanlage erfasst
werden.Mehr Informationen zum Sonnenobservatorium Goseck und zu seiner Zeit finden Sie im Informationszentrum im Schloss Goseck.
Der Text der linken Info-Tafel:
>>EIN STAMM FÜR GOSECK<<
Der Gosecker Sonnenobservatorium e. V. bedankt sich recht herzlich
bei allen Spendern, die durch den symbolischen Kauf einer oder mehrerer
der insgesamt 1.758 verbauten Eichenholzpalisaden die Rekonstruktion und
Erhaltung des 7.000 Jahre alten Gosecker Sonnenobservatoriums
unterstützen.
Es folgen die Namen der Sponsoren.
Der Besuch des rekonstruierten Sonnenobservatoriums ist kostenlos und jederzeit möglich.
Bevor man diese Anlage besucht, sollte man die interessant gestaltete
Ausstellung (Eintritt 2 Euro) im ca. 1,5 km entfernten Schloss Goseck
besichtigen – oder auch nachher.
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