Mittwoch, 20. September 2023

Sonnenobservatorium Goseck

 Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf


Im Süden von Sachsen-Anhalt liegt an der Saale die kleine Gemeinde Goseck. Bekannt geworden ist der Ort in den letzten Jahren für ein hier entdecktes prähistorisches Sonnenobservatorium aus der Jungsteinzeit.


Am einfachsten erreicht man die Anlage, wenn man die L 205 von Naumburg nach Nordwesten bis Markröhlitz fährt. Auf der Lindenstraße kommt man nach einem Kilometer zum Parkplatz. Entlang vom Dolmenradweg geht man etwa 400 Meter bis zum Eingang.


Der Zugang zum prähistorischen Sonnenobservatorium
Der Text der mittleren Info-Tafel:

DIE HIMMELSWEGE
Seit ungezählten Jahrtausenden betrachten die Menschen den Nachthimmel, getrieben von dem Wunsch, das Universum und die Geheimnisse des Lebens zu verstehen. Ausgrabung der letzten Jahre in Sachsen-Anhalt lieferten erstaunliche Belege für dieses zutiefst menschliche Verlangen. Sie zeugen von einer Zeit, in der Mythen, Riten und Wissen über Generationen nur mündlich weitergegeben wurden. In seltenen, wertvollen Momenten erlauben jahrtausendealte Hinterlassenschaften, die Botschaften dieser fremden Welt zu entschlüsseln. Das touristische Netzwerk Himmelswege lädt Sie an fünf ausgewählten Stationen zu einer Zeitreise in die Vorgeschichte Sachsen-Anhalts ein: Reisen Sie zurück in längst vergangene Jahrtausende und lassen Sie sich auf den Himmelswegen in die Welt der Archäologie und Astronomie entführen.

Der Text der linken Info-Tafel:
 
DAS SONNEN-OBSERVATORIUM
Die Kreisgrabenanlage von Goseck ist der früheste archäologische Beleg für systematische Himmelsbeobachtungen. Bauern der Jungsteinzeit errichteten dieses imposante Monument vor knapp 7.000 Jahren - lange Zeit vor der Erbauung von Stonehenge. Die Tore und Palisadenunterbrechungen der Anlage sind auf wichtige Termine des bäuerlichen Jahres ausgerichtet. Neben den Sonnenwenden ist unter anderem der Termin des Frühlingsfestes (um den 1. Mai) festgehalten. Durch die Rekonstruktion der Kreisgrabenanlage von Goseck am originalen Fundplatz lassen sich heute wie damals diese astronomischen Phänomene beobachten.


Bei einem Erkundungsflug entdeckten Luftbildarchäologen 1991 ringförmige Verfärbungen. Diese Strukturen ermöglichten es, 1999 nach geomagnetischen Messungen einen vollständigen Grundriss zu erstellen.


Daraufhin wurde die Anlage in den Jahren 2002 bis 2004 ausgegraben. 
Auf dem freigelegten Gelände erfolgte 2005 die Rekonstruktion.


Am 21. Dezember 2005 wurde das rekonstruierte Sonnenobservatorium eröffnet – am Tag der Wintersonnenwende!



Die Anlage besteht aus einem fast kreisrunden Ringgraben mit einem Durchmesser von 71 Meter und außen herum mit einem flachen Erdwall. Zwei Palisadenringe schließen den Innenraum ab. Innen konnte keine Bebauung nachgewiesen werden.
Foto auf einer Info-Tafel


Der innere Palisadenring hat rund 49 Meter Durchmesser, der äußere etwa 56 Meter.


In einem nahegelegenen Forst wurden für die Palisaden 2300 Eichenstämme gefällt.


Eine besondere Bedeutung spielen die Tore und Zugangswege, so liegt ein Tor ziemlich genau im Norden.


Zwei Tore weisen mit hoher Genauigkeit auf den Punkt vom Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zur Wintersonnenwende hin.


Mit anderen Markierungen kann der Zeitpunkt für die Sommersonnenwende und für das Frühlingsfest (Anfang Mai) bestimmt werden. So war es möglich, wichtige Termine des Jahres zu bestimmen.


Blickachse durch ein Tor zum Horizont


Durch Radiokarbondatierung von Keramikfunden konnte das Alter der Anlage auf etwa 7000 Jahre datiert werden.

Das Sonnenobservatorium von Goseck ist ein hölzernes Henge-Monument und damit etwa 2000 Jahre älter als Stonehenge in England.


Der Text der mittleren Info-Tafel:
 
DAS SONNENOBSERVATORIUM
Die fast 7.000 Jahre alte Kreisgrabenanlage von Goseck mit rund 71 m Durchmesser wurde vollständig ausgegraben und am originalen Fundplatz rekonstruiert. Die Anlage gilt heute als weltweit ältestes Zeugnis für gezielte Himmelsbeobachtung. Menschen der Jungsteinzeit errichteten hier in einer beachtlichen Gemeinschaftsleistung ein Heiligtum, um den Lauf der Sonne zu beobachten und somit wichtige Termine des bäuerlichen Jahres zu bestimmen.
Am 21. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, geht die Sonne im Südosttor auf und im Südwesttor unter. Die Sommersonnenwende am 21. Juni wird durch Aussparungen in den Palisaden ebenso markiert wie das Frühlingsfest um den 1. Mai.
Bei den Ausgrabungen fanden Archäologen vor allem im Bereich der Torwangen Reste von Rinderschädeln sowie Teile von menschlichen Skeletten. Diese Befunde wiesen auf Rituale in der Anlage hin. Neben der astronomischen Funktion war die Kreisgrabenanlage demnach wohl auch ein Kultbau mit astronomisch ausgerichteten Architekturelementen, ein Versammlungsort und ein Platz, an dem religiöse Zeremonien durchgeführt wurden. Die besondere Akustik im Inneren gibt eine Vorstellung, wie die Menschen vor 7.000 Jahren den Ort empfunden haben mögen.
Durch weitere archäologische Forschungen konnten auch die Reste der zugehörigen Siedlung in unmittelbarer Nähe zur Kreisgrabenanlage erfasst werden.
Mehr Informationen zum Sonnenobservatorium Goseck und zu seiner Zeit finden Sie im Informationszentrum im Schloss Goseck.


Der Text der linken Info-Tafel:
 
>>EIN STAMM FÜR GOSECK<<
Der Gosecker Sonnenobservatorium e. V. bedankt sich recht herzlich bei allen Spendern, die durch den symbolischen Kauf einer oder mehrerer der insgesamt 1.758 verbauten Eichenholzpalisaden die Rekonstruktion und Erhaltung des 7.000 Jahre alten Gosecker Sonnenobservatoriums unterstützen.
 
Es folgen die Namen der Sponsoren.
 
Der Besuch des rekonstruierten Sonnenobservatoriums ist kostenlos und jederzeit möglich.
Bevor man diese Anlage besucht, sollte man die interessant gestaltete Ausstellung (Eintritt 2 Euro) im ca. 1,5 km entfernten Schloss Goseck besichtigen – oder auch nachher.


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