Montag, 29. September 2025

Wanderung zu den Hofbauden

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


So anziehend und reizvoll das Riesengebirge für den Wanderer ist, so aufwändig ist doch die Unternehmung einer Tagestour. Da das Wetter verlockend ist, nehmen wir den Aufwand auf uns. Ziel sollen die Hofebauden (Dvoračky) bei Rochlitz (Rokytnice) sein.

Unbestritten ist Rochlitz einer der prächtigst gelegenen Orte des herrlichen Riesengebirges. Man mag diese oder jene Höhe erstiegen haben, immer wird das Auge des Beschauers gefesselt sein von dem reizenden Bilde, das sich ihm darbietet: Sanft gebettet auf dem Schoße der Bergriesen erstreckt sich der Ort mit seinen zahlreichen Häusergruppen - durchschnitten von Alleen - vom Hüttenbach und Schwarzbach bis zur rauschenden Iser. Das wohltuende, saftige Grün der liebevoll gepflegten Wiesen wechselt ab mit verschiedenfarbigen Feldern, dazwischen liegen wie hingestreut die sauberen Häuser, umschattet von blühenden oder reichbeladenen Obstbäumen, umgeben von duftigen Gärten, aus denen hin und wieder ein schlanker Turm, ein stattliches Gebäude im vornehmen Villenstile, eine trauliche Bergkapelle sich hervorhebt. Dieses liebliche Bild ist umrahmt von einem Kranze waldgekrönter Berge, welche die Kesselkoppe - der Rochlitzer Schneeberg - in majestätischer Erhabenheit überragt.“ („Enzian und Knieholz“, Ein Rochlitzer Heimatbuch; H. Möchel, 1911)

Ganz so romantisch ist der Ort Rochlitz heute nicht mehr, insbesondere der Wintersport hat den Ort in ein Touristenzentrum mit Pensionen, Hotels und Liftanlagen verwandelt. Das urwüchsige Flair des Riesengebirges erlebt man erst, sobald man den Ort verlassen hat und von den Hängen die weitläufige Berglandschaft überblicken kann. Für den Aufstieg haben wir die Schlucht des Hüttenbachs gewählt:

Der Hüttenbach wird durch Schleusen gespannt, fliesst durch eine bewaldete, enge Schlucht und stürzt schäumend und tosend über Felsen herab. Das Gasthaus zum Hüttenbachfall mit Veranda bietet einfache aber gute Verpflegung und Unterkunft. Oberhalb des Wasserfalles führt ein blau+gelb bezeichneter Weg zum Gasthaus zur Luftschänke (schöne Aussicht).“ ("Führer durch das Riesen- und Isergebirge“)

Das Gebäude des Gasthauses zum Hüttenbachfall steht zwar noch, ist heute von Wald umgeben und dem Verfall ausgesetzt. Spätestens hier merkt man, dass man nicht mehr im Mittelgebirge unterwegs ist, denn nun geht es eine ganze Weile steil aufwärts. Die alten Riesengebirgsbauden dienten einst den Bergbauern als Unterkunft für Mensch und Vieh

In früheren Zeiten, als die oben genannten 3 Gutsherrschaften noch eine größere Zahl Meierhöfe im Regiebetriebe hatten, wurden nämlich die Hofweiden im Gebirge von diesen selbst benützt, indem sie im Frühjahr Hornvieh und Schafe, Fohlen und Ochsen, später nur galtes Vieh auf die Gebirgsweiden treiben ließen, wo es über Nacht in eigens errichteten Stallungen untergebracht war, um im Herbste wieder herunter gebracht zu werden. So entstanden 1707-1709 die Hofebauden auf der Starkenbacher Herrschaft, wozu große Waldstrecken abgeholzt wurden. Einzelne dieser Bauden, an Verkehrswegen gelegen, ließ man nach und nach auch zum Bewohnen, später sogar zum Winteraufenthalt einrichten, und abwechselnd von einem herrschaftlichen Schaffer bewohnen, welcher Reisenden Unterkunft bieten konnte.“ (Das Riesengebirge in Wort und Bild“. 1892)

Die Bauden sind Zeugnis der Besiedelung der Riesengebirgsregion. Eine Reihe von ihnen sind verschwunden oder hat der Zahn der Zeit an ihnen genagt. Andere sind restauriert und werden als touristische Einrichtungen genutzt, so auch die Hofebauden. Mit ein wenig Glück kann man an schönen Tagen auf der Terrasse ein Plätzchen im Freien ergattern und während der Mahlzeit den Blick in die Ferne schweifen lassen.

Unser Rückweg vollzieht sich über die Oberhäuser (Hoření Domky). An den steilen, südlich ausgerichteten Wiesenhanglagen stehen vereinzelt alte, malerische Bauernhäuser, heute in der Hand von Zeitgenossen, die sich den Unterhalt einer solchen Immobilie leisten können. Man gönne es ihnen, denn sie erhalten diese alte Volksarchitektur und bewahren so die Erinnerungen an die Ursprünglichkeit des Riesengebirges.


Die GPS-Daten zu dieser Wanderung findet man hier.




Auf geht’s in Rochlitz








Blick über Rochlitz






Der Hüttenbachfall





An den Hofebauden




















Die alten Bergbauernhäuser verleihen dem Riesengebirge seinen Flair






















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