Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Die Daubaer Schweiz ist angesagt. Die Wetterprognosen sind so schlecht, dass leider unser Standardtermin abgesagt werden muss. Alles Schlechte hat aber meistens auch eine gute Seite, nämlich: die Privatbrauerei in Lobes (Lobeč) hat - abgesehen von sehr eingeschränkten Öffnungszeiten – an unserem angestammten Wandertag geschlossen. Das ist also die Gelegenheit, an dem Ersatztermin dorthin zu pilgern.
Die Brauerei in Lobes ist dem einen oder anderen vielleicht bekannt, denn hier wurde der heitere Film „Kryger bleibt Krüger“ gedreht, siehe hier. Der genaue Ursprung der Brauerei ist nach heutigem Wissen nicht bekannt. Wahrscheinlich liegt er irgendwann in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Bis vor kurzem war man der Meinung, die Brauerei sei 100 Jahre jünger, aber dank der Historiker kann man heute davon ausgehen, dass die Gründer der Brauerei einer Familie von Adligen aus Lobes entstammten, die ein Gut oder eine Burg verwaltete, welche zu Beginn des 13. Jahrhunderts erwähnt wird. Viele Jahrhunderte lang war das Schicksal der Brauerei mit dem Gut Lobes und dem Adel verbunden. So richtig verbrieft ging es mit dem Bierbrauen 1586 los und die Produktion steigerte sich allmählich, besonders unter dem späteren Besitz von Albrecht Wallenstein. Die Produktion wurde bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf bis zu 12.000 hl /Jahr gesteigert, ging dann aber zu Beginn der 30-er Jahre mangels Akquisition ein. Nach dem Krieg wurde die Brauerei zweckentfremdet und verfiel, bis 2007 eine Wiederbelebung stattfand. Das Objekt wurde zum Kulturdenkmal erklärt. Es wird wieder Bier gebraut (nach Angabe der Website 1.000 hl /Jahr), eine Brauereigaststätte wurde eingerichtet und Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auch. Diese Brauerei ist heute unser Ziel (siehe hier).
Wir beginnen unsere Tour in Wemschen (Mšeno) am südlichen Rand der Daubaer Schweiz, ein wunderbarer Ausgangspunkt für Wanderungen in dieser Region. Hier beginnt beispielsweise einer der schönsten Rundwanderwege der Daubaer Schweiz, der sogenannte „Cinibulkova naučná stezka“. Er führt durch eine aufregende Felsenwelt. Wir wandern ein Stück durch dieses Gebiet, beidseitig des Weges erblicken wir die bizarre Sandsteinwelt. Über Brusnai (Brusné) geht es hinauf an den Fuß des Wratner Berges (Vrátenská hora), nicht ohne unangenehme Überraschungen. Wieder einmal müssen wir erkennen, dass die alten Wege, die durch die Schluchten hinauf auf die Ebenen führen, unpassierbar geworden sind und man improvisieren muss, was nicht immer ganz erquicklich ist. So landen wir beim Aufstieg durch die Wildei in einem Privatgrundstück, aus dem wir stante pede vertrieben werden. Das Wegekreuz in Futschigfelden - wie schon von Theodor Schäfer 1912 beschrieben - (Na fucikovskem) steht immer noch. Wir lassen es rechts am Wege liegen und wandern weiter nach Libowis (Libovice). Ab Libowis wird die Wegführung überschaubar. Durch den langen Grund, ein beschauliches Wiesental, geht es hinunter nach Lobes. Die Zunge klebt am Gaumen in der bangen Sorge, dass nun ausgerechnet heute die Brauereigaststätte aus irgendeinem Grund doch nicht geöffnet hat. Die Bedenken sind unbegründet. Unter Bäumen sitzt man an Biergarnituren draußen, genießt den Tag und schlürft frisch Gebrautes. Schlichte, aber gute Kost ist auf das Gebräu abgestimmt. Unter dem Dach der Brauerei gibt es noch eine Ausstellung anzuschauen, dann geht es weiter. Kurzer Anstieg noch zum Schloss Lobes, der restliche Weg bis Wemschen führt dann nur noch abwärts, zunächst vorbei an wilden, aber süßen Kirschen bis Skramusch (Skramouš) und von da durch das gemütliche Skramuscher Tal zurück nach Wemschen. Bemerkenswert hier eine großflächige Ansammlung von übermannshohem Bärenklau. Sieht zwar gut aus, ist aber toxisch:
„Alle Pflanzenteile, insbesondere der Saft, sind giftig. Speziell unter Sonnenlichteinwirkung löst der Saft eine phototoxische Reaktion aus. Diese phototoxischen Reaktionen sind beim Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) besonders ausgeprägt.“ (Wikipedia).
Übrigens: Wemschen kann man auch mit dem Zug erreichen. Durch das Skramuscher Tal führt eine Eisenbahnstrecke, die bereits 1896 in Betrieb ging. Zwei Viadukte überspannen den Wanderweg. Aber dafür muss man richtig Zeit mitbringen. Die Fahrt geht nämlich über Hirschberg (Doksy) – Melnik, beziehungsweise über Jungbunzlau (Mladá Boleslav).
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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