Donnerstag, 2. Dezember 2010

Der Weidenbohrer

An vielen Stellen der Oberlausitz findet man noch an Bachläufen Reihen alter Kopfweiden. Sie wurden früher dort angepflanzt, um im Herbst ihre Weidenruten "zu ernten", um daraus nach einem mehrjährigen Trocknungsprozeß Korbwaren zu flechten. Diese Weiden sind meist sehr knorrig, die Stämme ausgehöhlt, aber trotzdem sind sie meist noch recht vital. Jeden Frühjahr treiben sie aus und man kann sich Weidenkätzchen für die Vase schneiden - vorausgesetzt, es handelt sich um eine männliche Weide (Weiden sind sogenannte zweihäusige Pflanzen). Leider werden diese Weiden zunehmend im Rahmen von landwirtschaftlichen Raumordnungsverfahren oder bei Bachverrohrungen entfernt, was eigentlich schade ist. Eine unserer kleineren Eulen, der Steinkauz, ist deshalb fast verschwunden, da er zum Brüten auf die Höhlen in alten Weiden angewiesen ist. Aber ich will auf etwas anderes hinaus. Betrachtet man sich den Stamm einer alten Kopfweide etwas genauer, dann findet man darin manchmal Löcher, die ungefähr einen Zentimeter stark sind. Sie können entweder von den Larven diverser Bockkäfer oder von den Raupen des Weidenbohrers (Cossus cossus) stammen. Der Unterschied ist schnell auszumachen - einfach daran riechen. Richt es penetrant nach Holzessig, dann haben Sie das Bohrloch einer Weidenbohrerraupe gefunden. Die Raupe selbst bekommen Sie nur zu Gesicht, wenn Sie den Weidenstamm zerlegen. Sie kann bis zu 10 Zentimeter lang werden und ist von dunkelroter Farbe, nackig und stark glänzend. Es ist eine der wenigen Raupen, die einen mit ihren Mandibeln (Mundwerkzeugen) richtig zwicken können. Deshalb ist etwas Vorsicht angesagt. Den Falter selbst bekommt man noch seltener zu Gesicht:


Er ist von der Größe her durchaus eindrucksvoll, aber auch sehr gut getarnt. Die obige Aufnahme entstand im Schülerbusch bei Zittau bei einer nächtlichen Exkursion.

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