Der Frühling ist eine schöne Jahreszeit, um das Land unter dem Jeschken (Podještĕdí) zu erkunden. Es ist das Land südlich und westlich des Jeschkenkammes, begrenzt etwa durch die Linie Liebenau (Hodkovice), Münchengrätz (Mnichovo Hradiste), Oschitz (Osečná), Seifersdorf (Žibřidice), Ringelshain (Rynoltice) und Pankratz (Jitrava). Ziel der Wanderung ist der Berggasthof 'U Šámalů'. Diese urige Gaststätte befindet sich in bevorzugter Lage auf dem Jeschkenkamm, dort wo der Kammweg die Waldgrenze erreicht und von wo sich eine weit ausladende Wiesen- und Heckenlandschaft gegen Osten, Süden und Westen erstreckt. Hier steht die Schänke im Schatten von alten Ahornbäumen und hat sich in ihrem Erscheinungsbild in den letzten 100 Jahren fast nicht verändert. Bereits 1864 erwarb Antonin Šámal die ehemalige Bauernkate und erhielt bald die Erlaubnis, eine Schankwirtschaft zu betreiben. Die letzte Renovierung soll 1928 stattgefunden haben und so präsentiert sich das Lokal bis heute. Es erfuhr seitdem eine sehr wechselhafte Geschichte. Nach Jahren der Schließung wurde die Gaststätte in den 90-er Jahren wieder eröffnet und man kann sich vorstellen, daß die Betreibung, wie bei vielen anderen Baudenwirten auch, nur mit einem guten Maß an Idealismus möglich ist, denn große wirtschaftliche Erfolge wird man hier kaum erzielen können. Besser als eine Schilderung in einem Wanderführer für das Jeschkengebirge kann man das Ambiente nicht beschreiben :
'Schon von weitem kann man den Geruch nach Pferden, Svijany-Bier und Zigenködel, im Sommer nach blühenden Wiesen und harzigen Wäldern wahrnehmen. Der Bergschänk mit der Kappe der Altvorderen lehnt sich aus dem hölzernen Ausschank, an den Wänden ruhige und edle Vaterlandsliebe: eine Karte der tschechoslowakischen Republik, ein Bild von Tomáš G. Masaryk und Fotografien von österreichischen Gebirgsjägern. Schön ist U Šámalů im Sommer, man kann sich hier mit einem Bier auf duftenden Rain hinter der Wirtschaft legen, die Sonne brennt und die Wiesen sind mit Eberwurz geschmückt, den grünweißen Sternen des Jesteder August. Zu Füßen liegen einem das Isergebirge, das Böhmische Paradies , Ralsko, Říp, Bezděz und das Riesengebirge. Die dreieckige Spitze der Schneekoppe ist auch durch das kleine Fensterchen am stillen Örtchen der Gastwirtschaft zu sehen'.
Auch, wenn diese Schilderung etwas prosaisch daher kommt, so kann man sich tatsächlich von dieser Stimmung einfangen lassen.
Natürlich muß man erst zu diesem Ort aufsteigen und glücklicherweise führt noch keine moderne Straße dahin. Die Wanderung beginnen wir am Fuße der Berge in Wesetz (Vlčetín) und gehen noch ein Stückchen südlich über Bila / Petrasovice. Es handelt sich dabei um typisch böhmische Dörfer umgeben von Wiesen und Feldern und so ist es ein schöner Anmarsch, das Jeschkenmassiv immer vor Augen. Der Weg zieht zunächst langsam, dann steiler werdend auf den Jeschkenkamm hinauf und der Blick auf die Gegend ringsum wird immer spektakulärer. Hat man den Kamm erreicht, kann man sich noch überlegen, ob man einen Abstecher zum neuen Riesenfaß auf dem Jaberlich unternimmt. Wenn man den richtigen Zeitpunkt für die Tour im Frühjahr gewählt hat, kann man sich an dem frischen Grün und den blühenden Hecken und Wiesen erfreuen. Bei den kleinen alten Bauernhöfen bei U Šámalů erhält man eine Vorstellung von der schweren Arbeit der Bergbauern hier oben. Vorsicht : Der Rückweg von U Šámalů, so wie auf der Übersichtskarte erkennbar, führt am Anfang stellenweise durch unmarkiertes Gelände und setzt gutes Schuhwerk sowie ein wenig Orientierungsvermögen voraus.
www.wincontact32.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen