Freitag, 13. September 2013

Tour zur Schwojkaer Schweiz (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Der Abschnitt von Reichstadt (Zakupy) zur Mariannenhöhe (Mariánská výšína) ist mir von unserer Kegelwegtour in guter Erinnerung geblieben, so daß ich die Strecke bei passender Gelegenheit noch einmal gehen wollte. Letztendlich hat sich die nun beschriebene Wanderung daraus entwickelt. 

Die Mariannenhöhe ist eine Erhebung nordwestlich von Reichstadt. Die Bezeichnung verdankt sie Anna Maria Franziska von Sachsen-Lauenburg, Großherzogin der Toskana, die nach vergeblichen Bemühens um ihre Machtansprüche ihre letzten Jahre auf ihren Gütern in Böhmen verlebte, in Reichstadt starb und hier bestattet wurde. Der Überlieferung nach führte ein Spazierweg vom Schloß auf den Berg, auf welchem die Großherzogin gerne wandelte, daher die Bezeichnung Mariannenhöhe.

Wissenswert ist noch, dass auf Schloss Reichstadt Franz Ferdinand von Österreich-Este und Sophie Chotek von Chotkowa den Bund fürs Leben schlossen. Franz Ferdinand war Thronfolger von Österreich-Ungarn und, man ahnt es schon, wurde 1914 in Sarajevo erschossen, was den Anlaß zum Ausbruch des ersten Weltkriegs gab.

Die früher auf dem Gipfel der Mariannenhöhe gewesene Aussicht ist heute sehr eingeschränkt, aber beim Abstieg an der nördlichen Flanke eröffnet sich schon bald einer dieser herrlichen Ausblicke, die das Lausitzer Gebirge so liebenswert macht : im Vordergrund die Schwojkaer Felsen (Svojkovské skály), weiter im Norden die Kämme des Gebirges. Langsam wandert man ansteigend Schwojka (Svojkov) entgegen und die weithin sichtbare Felsformation am Fuß des Eibenbergs (Tisový vrch) baut sich vor uns auf. Bevor wir den Eibenberg angehen, besuchen wir noch die Burgruine Schwojka, die von Paudler wie folgt beschrieben wird

'Der Schloss-Fels von Alt-Schwoyka gehört zu den interessantesten Felsengebilden in Böhmen. Denn wiewohl er nicht umfangreich genannt werden kann, so ist er doch drei Stockwerke hoch durch Menschenhand künstlich ausgehöhlt worden, so dass er einer riesigen Steinlaterne gleicht.'

Von außen sieht das Gelände um die Burg verschlossen aus. Man lasse sich nicht abhalten, um die Einfriedung herum zu laufen. Obwohl der Zahn der Zeit weiter an der alten Feste genagt hat, ist die Ruine imposant. Vermutlich gab es zu Paudlers Zeit noch Holzaufbauten, die einen Einstieg in das Gemäuer ermöglichten, denn er beschreibt einen phänomenalen Ausblick vom oberen Stockwerk aus. Um heute dort hin zu gelangen, bedarf es einiger Kletterkünste, denn die freiliegenden Treppen sind ungesichert.

Nach Erkundung der Burg klettern wir unter Zuhilfenahme der Hände über einen steilen unmarkierten Pfad (in der Karte blau) in das Felsmassiv am Eibenberg hinein. Von der Galerie, die sich nun am Berge entlang zieht, gibt es zahlreiche ungesicherte Austritte mit schönen Aussichten zur Daubaer Schweiz und Richtung Böhmisches Mittelgebirge. An der äußersten westlichen Plattform begegnen wir dem Großvaterstein (Dědovy kameny), der westlichste Pfeiler nennt sich Matterhorn, welches ich rein visuell anders in Erinnerung habe, aber manchmal verbinden sich ja mit Namen irgendwelche Geschichten, die das plausibel machen. Die Story ist mir in diesem Fall nicht bekannt.

Für den Rückweg nach Reichstadt haben wir uns eine gemütliche Variante durch den wenig begangenen Weiherwald (Vejrov) ausgesucht. In Klemensdorf (Lasvice) begegnen uns hübsche versteckte Grundstücke, bevor wir alsbald wieder Reichstadt erreicht haben.

Fazit : Wer schöne Aussichten auf die Landschaft liebt, wird auch diese Tour mögen.



Gipfelmarkierung auf der Mariannenhöhe


Zwischen den Bergen der Bürgsteiner Schweiz (Eibenberg, Schieferberg) und Urteilsberg (Ortel) taucht  im Hintergrund der Friedrichsberg (Bourny) auf


Steinschüttberg (Velenický kopec) und Tölzberg (Tlustec)


Die Felder bei Neu Schiedel (Novy Šidlov) sind schon abgeerntet


Der Leipaer Spitzberg (Špičák u Ceské Lípy)


Dorfidyll in Schwojka


Die Schwojkaer Felsen


Burgruine Schwojka



Zwischen Felsen hindurch geht es hinauf zum Eibenberg


Blick ins Land zu Wilhoscht, Ronberg und Koselberg; im Vordergrund der Spitzberg


Obstgärten in Schwojka


… und wieder Felsen



Am Eibenberg gibt es zahlreiche Basaltaustritte


Ein gelber Knollenblätterpilz mitten auf dem Weg


Der Eibenberg vom Weiherwald gesehen



Dorfidyll in Klemensdorf


Das Lausitzer Gebirge wird zurecht als Parklandschaft charakterisiert


Der Kamnitzberg (Kamenický kopec)


In Reichstadt steht eine sehenswerte Pestsäule





Eibenberg, Slawitschken, Schieferberg und Urteilsberg



www.wincontacr32.de

1 Kommentar:

  1. Eigene Korrektur: Das ist so eine Sache mit den Frauennamen. Die Mariannenhöhe leitet sich nicht von Anna Maria Franziska von Sachsen-Lauenburg ab, sondern von Maria Anna von Savoyen. Sie war Kaiserin und zwar als Gemahlin von Kaiser Ferdinand I., der 1835 den Thron bestieg.

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