Samstag, 21. September 2013

Wanderung zur Teufelsmauer (Čertova zeď)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die Teufelsmauer bei Kessel (Kotel) ist ein geologisches Naturdenkmal in Nordböhmen. Geschützt sind die Reste einer Basaltader, die einen Riss im Sandstein ausfüllt. Die Mauer erstreckte sich ursprünglich über etwa 20 km von Swetla am Jeschken (Světlá pod Ještědem) bis zu den Bösigen (Bezděz). Das basaltische Gestein ragte durchschnittlich 5-6 Meter (an manchen Stellen bis zu 20 m) aus dem Bodenprofil heraus, ihre Breite erreichte etwa 1-2 Meter. Heute sind nur noch Bruchstücke erhalten, denn im 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Felswand abgetragen. Das Material wurde als Schotter im Straßenbau verwendet. Dabei wurde auch das Gestein aus der Tiefe geholt, so dass stellenweise Gräben sichtbar sind.

Das Gebilde ist magmatischen Ursprungs. Die glühendheiße Schmelze stieg aus mehreren 10 Kilometern empor und drang in die Klüfte der Erdkruste ein. Bei der Abkühlung der Gesteinsmasse kam es zur Schrumpfung und damit zu einer Vielzahl von Rissen. Das Gestein zerfiel in Säulen überwiegend horizontaler Lagerung.

Das ist der wissenschaftliche Erklärungsversuch. In Zeiten des wieder erstarkenden Volksglaubens und der etablierten Märchenerzählerei können wir uns aber auch die Geschichte mal anhören, die Paudler aufgeschrieben hat. Außerdem kommt der Teufel darin vor und das paßt dann auch gut zum Namen des Naturdenkmals :

'Die Kessler, welche hart an der Sprachgrenze wohnen, mögen immer gut deutsch gesinnt gewesen sein, auch für ihre Muttersprache manchen harten Strauß auszufechten gehabt haben. So erklärt es sich, daß ein Bauer in Kessel seine Seele dem Teufel verschrieb, wenn er in einer Nacht, bis der Hahn krähe, zwischen den Deutschen und den Czechen eine lange Mauer baue. Doch zuletzt bekam der Bauer in der Nacht eine gewaltige Angst und erzählte die Sache seinem Weibe. Diese ging sofort zum Hühnervolke und rief vernehmlich „Kikeriki! Kikeriki!“, worauf der Haushahn erwachte und den gewohnten Morgenruf erschallen ließ, so daß bald alle Hähne im Dorf der Reihe nach antworteten. Das erbitterte den Teufel, der den Schlußstein noch in der Hand hielt und er warf ihn fort. Lange lag dieser Stein zwischen Kessel und Böhmisch Aicha, wo ihn mein Gewährsmann noch selbst gesehen hat.'

Auf der Tour, die in Oschitz (Osečná) beginnt, lernen wir nicht nur die Teufelsmauer kennen. Am Ortsrand von Oschitz befindet sich auf einer kleinen Anhöhe eine erhabene Sandsteingruppe, welche die Heiligen Johannes, Paul und Luitgard in Lebensgröße darstellen. Sie soll Menschen vor Katastrophen bewahren, denn im 17. und 18. Jahrhundert fiel eine große Zahl von Einwohnern Böhmens Kriegen, Epidemien und Hungersnöten zum Opfer. Ähnliche würdevolle Monumente finden sich noch in Böhmisch Aicha (Český Dub) und in Liebenau (Hodkovice). An der westlichen Flanke des Hügels zeigt sich ein schönes Panorama vom Rollhügelland (Ralská pahorkatina) bis zum Lausitzer Gebirge.

Wir verlassen den markierten Wanderweg ein Stück nach der Teufelsmauer, vertrauen auf unser Orientierungsvermögen (gps-based) und steuern weglos auf ein kleines Seitental zu, in dem die kleine Siedlung Wlachey (Vlachové) liegt, ein idyllischer Flecken Erde abseits des urbanen Treibens. Die hier befindlichen Orte, so auch Nahlau (Nalov), liegen am Rande des ehemaligen militärischen Sperrgebietes, welches von den Russen bis 1991 besetzt war. In dieser Zone wurden die Ortschaften weitgehend vom Erdboden getilgt. Aber die Landschaft hier ist einfach toll. Zwischen von Wald umgebenen sanften Wiesen führt der Weg in eine Mittelgebirgslandschaft, die von kleinen Kegelbergen umgeben und von einem filigranen Wegenetz durchzogen ist. Es lohnt sich, diese Gegend gelegentlich mal genauer zu erkunden. Nach einigem Auf und Ab erreichen wir schnell Kühthal (Podvrší) und sind von hier nur noch ein knappes Stück von unserem Ausgangspunkt in Oschitz entfernt.

Angenehmer Nebeneffekt der Tour : Es ist Pilzzeit und wir erfreuen uns einer guten Ausbeute.



Skulptur der Drei Heiligen


Blick über Oschitz


Der Hausberg begleitet uns häufig im Land unter dem Jeschken (Podještědí)


Die Reste der Teufelsmauer








In einem versteckten Tal liegt Wlachey



Kreuze auf Nahlauer Fluren




Sanfte Mittelgebirgslandschaft im Land unter dem Jeschken



Blick hinüber zum Lausitzer Gebirge


Schon wieder der Jeschken, jetzt von Kühthal aus


Roll (Ralsko) und Krassaberg (Chrastenský Vrch)


… und wieder der Jeschken


Der Markt von Oschitz



Es ist Pilzzeit : Rotkoppe und Riesenschirmpilz



Schöne Motive auf der Heimfahrt : Von Deutsch Gabel (Jablonné v Podještědí) zum Lausitzer Gebirge


www.wincontact32.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Interessante Blogs Blog-Webkatalog.de - das Blogverzeichnis