Dienstag, 8. Juli 2014

Wanderung zum Knorrloch und nach Babylon (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Knorrloch und Babylon, passt das zusammen ? Um Irrtümern vorzubeugen, mit Babylon ist nicht die Ruinenstadt am Euphrat gemeint. Gemeinsam haben diese Stätten allerdings, daß ich sie beide noch nicht kenne. Auch das Knorrloch dürfte den wenigsten bekannt sein. Nur Amand Paudler gibt eine Beschreibung, die neugierig macht :

'Wir treten nun in das schattige, fast heilige Dunkel des stummen Waldes. Laub- und Nadelgehölz folgt in bunter Mischung. Doch schon ist der Grund nicht mehr stumm. Das Kolbner Wasser rauscht munter und lebhaft zwischen dem Gestein, zwischen den Geröllschichten unter den Erlen. Groteske Felsen mit höhlenartigen Klüften starren zur Rechten, wo selbst ein Pfad gegen Kolben emporklimmt. Alles rauscht, rieselt, raschelt. In einem kleinen Felslabyrinth muss sich das Gewässer durch Geklipp und Gestein drängen und zwängen, Kühle umfängt den Wanderer. … Zwei Wurzelstöcke seltsamer Art scheinen den Eingang in die eigentliche „Klamm“ zu hüten. Gigantische Felsblöcke liegen hier über und unter einander, bemooste Felswände mit Spalten und Klunsen ragen zum Himmel, und durch diese Spalten und Riesenritzen stürzt das Wasser in kleinen Cascaden hernieder und bildet urkleine Felsseen. Es rauscht, es plätschert, es murmelt, es gurgelt. Das ist das Knorrloch. Wie mag es doch bei einem Hochwasser, wie mag es wohl zur Zeit der Schneeschmelze sein, wenn die Wässer wie starke Bäche herniederbrausen !.'

Wenigstens der Hinweis, daß durch die Schlucht (Kaňon a vodopád Kolné) das Kolbenwasser führt, ist eine wichtige Information zum Knorrloch, denn ansonsten ist in der Literatur nichts zu finden. Wege dahin sind bislang in den Karten nicht eingezeichnet, so daß man sich empirisch herantasten muß. Am besten, folgt man dem leicht verwachsenen Trampelpfad entlang des Wassers. Bald säumen die Felsen das Tal und unerwartet steht man vor der mächtigen Klamm, die den weiteren Weg versperrt. In den heimischen Mittelgebirgen ist mir Gleichartiges nicht bekannt. Jetzt im Sommer führt der Bach wenig Wasser, aber eine Bilderserie verrät dazu einiges mehr. Anzumerken ist noch, daß auch der Koselbach (Dolina) einige Kilometer davon entfernt durch eine nicht minder reizvolle Schlucht (Kozelská rokle) talwärts fließt.

Mit der Wanderung beginnen wir in Hospitz (Hostíkovice) und schlagen zunächst einmal den Weg in Richtung Hohlener Teichgebiet (Holanské rybníky) ein. Am gegenüber liegenden Ufer tauchen friedlich Wilschtberg (Vlhost) und Ronberg (Ronov) auf, im Angesicht derer man sofort schwach werden und die Tourplanung über den Haufen werfen könnte. Aber wir bleiben fest im Willen und lassen uns von unserem Ziel nicht abbringen. Neben dem Knorrloch führt ein kleiner Pfad direkt hinauf nach Kolben und weiter nach Petersdorf (Stvolínecké Petrovice). Herrlich gelegen sind die wenigen Häuser hier oben am Kolbenberg (Kolný). Noch schöner sind die ausladenden Wiesen weiter oben, die zwischen Kolbenberg und Koselberg (Kozly) eingebettet sind. Der Koselberg zeigt sich aus der Entfernung als ein kaum auffälliger Tafelberg und selbst A. Paudler war erstaunt über die topografischen Verhältnisse : 

'Wie man sich doch täuschen kann! Seit mehr als zwanzig Jahren hatte ich mich der auch von vielen Anderen getheilten, aber doch ganz irrigen Meinung hingegeben, dass die Kosel ein waldbewachsener Bergkamm sei, und siehe da, es ist kein Bergkamm, sondern ein ausgedehntes Hochplateau, mit Feldern und Wiesen, mit Obstgärten und ganzen Dörfern.'

Von hier erblickt man nordöstlich den Höhenzug des Lausitzer Gebirges mit dem Kleis (Klic) als Blickfang, im Westen breiten sich die Wernstädter Höhen (Vernericke Stredohori) aus. Mit anderen Worten : der beste Ort für eine Rast auf dieser Tour. 

Auf dem Rückweg, kurz vor Hospitz erreichen wir dann Babylon. Der Weiler hat aber auch gar nichts, was an die berühmte Ruinenstätte erinnern würde. Es gibt dort ein paar abgeschiedene Häuser in einem Seitental unterhalb des Koselbergs. Nur ein holpriger Sandweg führt zu den wenigen Häusern, die sich hier verbergen. Ein absolutes Idyll. Jemand, der Ruhe sucht, wird sich hier ungestört fühlen.



Über künstliche Kanäle erfolgte früher die Regulierung des Hohlener Teichgebiets



Der Ronberg


Der Wilschtberg


Immer wieder schön anzuschauen: der Ronberg



Der Aussichtsfels Skala Smrtka am Roßteich (Koňský rybník)



Am Knorrloch






Der Ronberg von Kolben aus gesehen


Herrlicher Blick von den Wiesen um Petersdorf zum Kamm des Lausitzer Gebirges


… und zu den Wernstädter Höhen


Einsames Martel auf den Wiesen am Kolbenberg



In Kosel



Babylon



Blick von Babylon zum Bösigberg


Die Kirche von Hospitz


Kein Sturm kann mir etwas anhaben – eine Linde wie ein Recke



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