Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Man traut seinen Augen nicht, wenn die Sächsische Zeitung am 08. September 2014 titelt : 'Wolfsrudel nahe Zittau bewiesen', gemeint ist das Kokoříner Waldgebiet. Das ist zwar eine interessante Nachricht, da die Hege und Pflege der Wölfe im Outback Sachsens, also in der Nieder- und Oberlausitz, dem Ministerpräsidenten mindestens so sehr am Herzen gelegen ist, wie die wirtschaftliche Entwicklung, die Kultur und die Landessicherheit in dieser Region. Vielleicht geht das Medium deswegen so euphorisch mit diesem Thema um. Aber, liebe Kollegen von der Sächsischen Zeitung, Kokořín ist von Zittau fast genauso weit entfernt (55 km) wie der Palast des Ministerpräsidenten (78 km), gemeint ist die Luftlinie. Da ist wohl der Titel etwas stark aufgetragen.
Nach etwa eineinhalb Stunden Fahrt erreichen wir dieses 'nahe gelegene Waldgebiet', genauer gesagt Dobrschin (Dobřeň), eines jener versteckten örtlichen Idylle in dieser zauberhaften Wald- und Felslandschaft, die wir so schätzen und daher gerne aufsuchen. Wir wollen heute die Canyons ergründen, die sich im südlichen Teil der Daubaer Schweiz in die Landschaft gegraben haben.
Schaut man auf die Satellitenkarte dieses Gebietes, so erscheint die Landschaft mit ihren Tälern wie ein zerrissener Teppich. Da es hier keine Anzeichen vulkanischer Tätigkeit gibt, wird der Eindruck erweckt, dass die Sandsteinplatte durch tektonische Aktivitäten gerissen ist und das abfließende Wasser seinen Teil zur Ausbildung dieser Landschaft beigetragen hat.
Weiter im Süden, auf Melnik zu, verlieren sich die Wälder und in der schon fast ebenen, landwirtschaftlich genutzten Gegend erstaunen die Gräben, die sich plötzlich auftun und als Tal ausformen. Die felsumsäumten Wege, die sich darin verbergen, sind wenig begangen, die Täler sind wild und ursprünglich.
Gerne meiden wir die markierten Trassen und begeben uns auf Wege, die nur in alten Karten verzeichnet sind. Hin und wieder stellt uns das vor das Problem, dass diese Pfade sich irgendwo zwischen den Felsen verlaufen, so dass ein wenig Gespür für den Anschluss an den nächsten Hauptweg und ein wenig Kletterei von Nöten ist.
Obwohl uns zahlreiche schöne und ausgesuchte Plätze in Nordböhmen bekannt sind, erfreuen wir uns immer wieder an neuen Entdeckungen, heute zum Beispiel eine im Wald versteckte Wiese am Buchberg (Bukový vrch). Hier lassen wir uns nieder und genießen den schönen Blick auf das jenseits des trennenden Tales liegende Widim (Vidim). Widim mit seinen Ortsteilen Nieder- und Oberwidim darf sich wohl zu den schönsten Orten der Daubaer Schweiz zählen.
Es gibt leider und unverständlich wenig Literatur über die wunderbare Daubaer Schweiz. Hingewiesen sei daher auf die geschmackvolle Website des Schosshotels in Neu Perstein (Nový Berštejn). Hier findet sich auch eine kurze Beschreibung des Schlosses Widim.
In Dobrschin
Felsaltar an der Straße zwischen Dobrschin und Widim
Ansicht des Ortes Widim vom Buchberg, im Hintergrund die Schlote des Kraftwerks Melnik
In den Tälern um Widim
Ortsansichten von Widim
Schloss Widim
Die Äpfel- und Pflaumenbäume haben 2014 schwer unter ihren Lasten zu tragen
In den Tälern um Brezinka
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