Eröffnung von Björns "Wanderaustellung" im Dorfmuseum Eckartsberg am So, 13.09.2015 nicht verpassen!
'Auf dem Weg nach Parlosa', das klingt wie eine Pilgertour, ist es aber nicht. Es ist vielmehr eine überraschende Begegnung mit einem Ort (im Böhmischen Mittelgebirge), der uns bis dato vollkommen unbekannt war und uns in seinen Bann gezogen hat. Ziel dieser Wanderung war eigentlich etwas ganz anderes. Aufmerksame Interessenten, die im Regionalteil des Internets unterwegs sind, werden sicher schon einmal der Begrifflichkeit 'Im Land der weiten Aussichten' begegnet sein. Genau darum geht es heute.
Der erste Abschnitt der Wanderung war mir durchaus geläufig, zuletzt von unserer 'Rautenwegtour'. Wir warteten ab, bis der Wetterbericht verlockende Sichtbedingungen versprach und machten uns auf den Weg. Um die Saalhausenschlösser in der kleinen Stadt Bensen am Polzen (Benešov nad Ploučnicí) kümmern wir uns zunächst nicht und wandern auf Schleichwegen hinauf nach Klein Bocken (Mala Bukowina). Stetig ansteigend gewinnen wir an Höhe und die Aussicht auf die umliegenden Mittelgebirgskämme wird immer besser. Südlich, jenseits der Polzen reihen sich Krohberg, Hutberg und die Höhen um Rabenstein an einander, weiter nach Osten ragen Hammerberg, Hofberg und Schossenberg empor, aus zweiter Reihe Wilhoscht, die Bösige und Roll – alles Prominente ist zu sehen. In Nordost schließen sich die westlichen Ausläufer des Lausitzer Gebirges an - Tannenberg, Goldberg und Kaltenberg, mit Ottenberg und Rosenberg ist der Übergang zur Böhmischen Schweiz hergestellt. Selten verliere ich mich in der Aufzählung geografischer Blickfänge, aber das musste mal gesagt werden.
Am Friedhof neben der Kirche in Klein Bocken sind Restaurierungsarbeiten im Gange. Durch Engagement, Durchsetzungsvermögen und mit Hilfe von Fördermitteln erhält der Friedhof eine würdige Umgebung. Mit dem Verantwortlichen (vermutlich ein Kaplan ?) kommen wir ins Gespräch und er schließt uns die Kirche des Hl. Wenzel auf, vormals Pfarrkirche des Erzdechanten Hockewanzel. Die Kirche, um deren Restaurierung sich der Hausherr gekümmert hat, ist ein wahres Juwel und stellt wohl eine Besonderheit unter den Dorfkirchen der Region dar. Sein nächstes Projekt ist die Kirche in Groß Mergthal (Mařenice), sie gehört zwar nicht mehr in seinen Zuständigkeitsbereich, aber sie sei sein Baby, sagt er. Wir möchten gern wissen, wann er dann mit der Sanierung der Wallfahrtskirche in Oberpolitz beginnt. Die sei wohl eine Nummer zu groß für ihn und seine Kräfte lassen langsam nach. Vielleicht würde es helfen, die Kirche von Oberpolitz (Horní Police) in den Reigen der Stationen der Via Sacra aufzunehmen, die Bedeutung und das kulturhistorische Format dafür hätte sie sicherlich.
Dann erzählt er noch eine kleine Episode über die Sanierung des Friedhofs. Der Steinmetz, der mit der Restauration der Grabplatten beauftragt ist, spricht leider kein Deutsch und versteht somit den Inhalt der Grabtexte nicht. So kam es schon vor, dass in der Endfassung einer nicht 'zur letzten Ruhe gebettet' wurde, sondern zur 'letzten Kuhe´. Also, alles nochmal von vorn …
Es geht hinunter nach Markersdorf (Markvartice). Am Gegenhang sieht man oben im Wald ein paar Häuser, genau dort werden wir später vorbei kommen. Die Lage des Weilers Parlosa (Brložec) ist einmalig und wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Das Tal von Markersdorf liegt unter uns und dahinter spannt sich die Bergkette des Lausitzer Gebirges in einem nie gesehenen Format. Dieser Anblick ist der überraschende Höhepunkt dieser Wanderung.
Auf dem Rückweg werfen wir dann doch noch in Bensen einen Blick auf die Saalhausenschlösser. Das Ensemble aus Renaissancebauten verleiht der Innenstadt in Verbindung mit der Stadtkirche und dem Rathaus ein überraschendes Ambiente. Es ist einen separaten Besuch in Bensen wert.
Rathaus von Bensen
Schön restaurierter Komplex der Saalhausenschlösser
Stadtkirche von Bensen
Weite Aussichten, hier mit Rosenberg
… hier mit Roll
Kirche Klein Bocken
Friedhof Klein Bocken
Schon wieder weite Aussichten
Grandios der Blick von Parlosa nach zum Lausitzer Gebirge
Fruchtstand des Aronstabes
Kirche
und Schlösser in Bensen
Aus der Ferne erkennt man erst, wie schön unsere Heimat gewesen ist.Reich an Sehenswürdigkeiten und landschaftlicher Schönheit.Meinen Enkeln habe ich Versucht ihnen diese Schönheiten zu zeigen und ihnen darzulegen, was wir durch den faschistischen Krieg als Heimat verloren haben. Oftmals war ich mit meiner Frau in Bensen, als mein Freund Rudi Feistner noch lebte. Heute denke ich nur noch mit großem Schmerz an das Zurück, was unsere Eltern in mühevoller Arbeit einst geschaffen haben. Für mich war diese Zeit meiner Jugend das schönste Erlebnis bisher. Nein, ich Denke nicht mit Hass zurück. Ich liebe diese Stadt und freute mich jedesmal wenn ich den weiteren Fortschritt erkannte. Doch diese Zeit ist nun vorbei und sehe mir die weitere Entwicklung nur im Internet an.
AntwortenLöschenIch sehe die Kommentare nicht zwangsläufig und bin zufällig auf Ihre Eintragung gestossen.Ich freue mich, wenn ich mit diesem Beitrag eine der angenehmeren Erinnerung in Ihnen wachrufen konnte. Es wäre eben schön, wenn die schmerzhaften Erfahrungen der Vergangenheit wenigstens hinreichend Lehre für die Zukunft wären. Allein, ich habe meine Zweifel, wenn ich mich so in der Gegenwart umsehe.
LöschenMit freundlichen Grüßen
Björn Ehrlich