Freitag, 5. Oktober 2018

Wanderung von Schlag-Lhota in die Felsgärten von Prachau

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Vor Jahren erlebte ich einen wundervollen Herbsttag in den Prachauer Wänden (Prachovské skály). Die Farben des Laubwaldes verliehen der Felsenwelt eine prachtvolle Kulisse. Der Wunsch, dieses Schauspiel noch einmal zu erleben, ging bisher mangels äußerer Bedingungen nicht in Erfüllung. Man soll diese Erlebnisse einfach in Erinnerung behalten, man kann eine Wiederholung sowieso nicht erzwingen. Also fahren wir dieses mal an einem schönen Sommertag. Die geplante Route durch die Felsen ist moderat, denn bei der zu erwartenden Kraxelei kommt man nicht wirklich rasch voran. 

Als Ausgangsort haben wir das idyllische Feriendorf Schlag-Lhota (Pařezská Lhota) gewählt. Bereits auf den letzten Kilometern der Anreise fahren wir durch eine Märchenlandschaft, die Silhouette der Ruine Trosky nimmt einen, wie immer, gefangen. Wir merken uns einen Fototermin für die Rückreise vor.

An einem idyllisch gelegenen Teich beginnen wir unsere Tour durch eine Landschaft, der man eine gewisse Einmaligkeit nicht absprechen kann. Auf sehr engem Raum drängt sich hier eine Felsenstadt zusammen, in der zahlreiche Aussichten einen guten Überblick über die bizarren Sandsteinwände und -nadeln sowie über die weitere Umgebung gewähren, z.B. zum Jeschken und zum Ḱosakow. Die Wege dahin führen über enge Stiegen und Treppen sowie durch Klüfte in den Felsen. Es ist eine aufregende, aber ungefährliche Unternehmung, bei der auch abenteuerlustige Kinder auf ihre Kosten kommen. Die Absperrungen und Geländer sind dabei natürlich zu beachten.

Dass dieser Parcours eine Attraktion ist, war uns klar, dass dies in der Ferienzeit mit einer Besucher-Invasion verbunden ist, damit haben wir jedoch nicht gerechnet. An vielen Passagen mussten wir anstehen oder den Gegenverkehr durchlassen, bzw. an den Aussichtspunkten abwarten, bis die Plattformen frei gemacht wurden. Das überwältigende Naturschauspiel der Felsenwelt lässt dies aber verschmerzen.

Das Böhmische Paradies war schon recht früh in den Blick des Fremdenverkehrs geraten, der sich hier insbesondere um Bad Wartenberg etablierte. Ein gewisser E.B. verfasste bereits im Jahre 1871 einen recht ausführlichen Reiseführer mit dem Titel ‚Bad Wartenberg auf Groß-Skal und seine Umgebung‘. Darin bleibt auch die Region der Prachauer Felsen nicht unerwähnt:

Im Nordosten von Jičín zwischen den beiden nach Jungbunzlau und Turnau führenden Straßen beginnt mit dem Berge Brada ein Höhenzug, welcher über Prachov in ein ausgedehntes Felsenlabyrinth von Quadersandstein übergeht und den Namen Prachover Felsen führt. Den berühmten Adersbacher Felsen stehen wohl die Prachover an Größe etwas nach, aber sie übertreffen jene durch die Schönheit ihrer Waldbekleidung und durch den Vorzug, daß sie nicht unzugänglich sind, sondern bestiegen werden können. Von einem der dort angebrachten Ruhesitze hat man einerseits die Aussicht auf das Libunkathal mit Trosky und Groß-Skal, andererseits auf die vielbesuchte Táborer Wallfahrtskirche. Von einem andern Ruheplatz, dem sogenannten „Kanapee“ aus übersieht man das ganze romantische Felsenlabyrinth mit seinen mannigfachen Gestaltungen, von denen bis jetzt nur einige, wie der „Mönch“, der „Žižka“, der „Pferdekopf“ u.s.w. benannt worden sind. Man gelangt in diese Felsenregion von oben durch den sogenannten Kaisergang, eine stark abwärts führende Schlucht, so benannt nach Kaiser Franz I., welcher während seines Aufenthaltes in Jičín die Prachover Felsen besuchte. … Von unten nehmen sich dann die Felsgiganten durch das Blättergrün wie die Zinnen einer riesigen Burg aus. Wild romantisch ziehen sich diese Felspartien, welche noch immer viel zu wenig gewürdigt werden, gegen Lhota Pařezská, wo eine isolirte Felsenkuppe, in welcher mehrere unterirdische Räume ausgehauen sind, die Ueberreste einer Burg trägt, welche gewöhnlich 'die Räuberhöhle' genannt werden, eigentlich aber die Trümmer der Veste Pařez sind. Mit den Prachover Felsen, die an vielen Punkten die schönsten Fernsichten gewähren, findet der große Felsenzug, welchem auch die Gruppen bei Groß-Skal angehören, nach Osten seinen Abschluß.

An der Veste Pařez sind wir natürlich auch gewesen. Ihre Reste findet man direkt oberhalb des kleinen Teiches, an dem wir unsere Tour beginnen und am Ende hier abschließen. Und noch eines: von einer schönen Aussicht im östlichen Teil unserer Wanderung fiel unser Blick auf einen Höhenzug nördlich des Böhmischen Paradieses. Dort ist der Berg Tabor, der schon lange unsere Aufmerksamkeit erregt hat. Nun ist es abgemachte Sache. In Bälde werden wir ihm einen Besuch abstatten.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Felsbehausung der ehemaligen Burg Paretz


Impressionen aus der Felsenstadt der Prachauer Wände







Blata am westlichen Rand der Prachauer Felsen














Ruine Trosky, dahinter der Jeschken


Blick hinüber zum Berg Tabor











Die Prachauer Felsen waren  schon vor mehr als 100 Jahren einer Besuchermagnet




Zeit für ein paar Schnappschüsse auf die Ruinen der Burg Trosky



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