Ein dreifach „Hoch!“ auf die Bürokratie möchte man ausrufen. Ich meine das ernstlich. Hat sie doch der Stadt Zittau eine unglaubliche Personalie erspart oder, man könnte in Anspielung auf Herrn Wood auch sagen, diese vor dem „Holz“weg bewahrt. Als die SZ am 02.02.2019 von dessen Wahl zum zweiten Bürgermeister berichtete, war ich zunächst etwas sprachlos. Abgesehen davon, dass man sich fragt, inwiefern eine kleine Stadt wie Zittau einen zweiten Bürgermeister benötigt, von dessen Gehalt man vielleicht 2 oder 3 städtische Bedienstete beschäftigen könnte (im Stadtgartenamt, in KITA‘s o.ä.), deren Wirken im Sinne des Erscheinungsbildes der Stadt auch sichtbar wird, ergeben sich weitere spannende Fragen:
1. Allein das Porträt, welches die SZ von Herrn Wood zeichnet, würde jeder Personalabteilung die Haare zu Berge stehen lassen, wenn sie über die Bewerbung dieses Kandidaten entscheiden müsste. Da ist nichts, was ihn für ein Amt wie dieses (so stellt man sich ein solches als Bürger jedenfalls vor) qualifizieren würde. Dafür mangelt es ihm aber nicht an Selbstbewusstsein: „Herr Zenker, Sie sind zwar mein Dienstherr, aber ich bin nicht Ihr Diener“. Aber wen wundert es, das Ego ist ja in diesen Zeiten wichtiger als Fachkompetenz und persönliches Engagement.
2. Wenn sich die Stadträte, die dem Kandidaten ihre Stimme gaben, sich vorher einmal im Internet über Herrn Wood schlau gemacht hätten, hätten Sie sich fragen lassen müssen, woraus sie auf die Eignung des Bewerbers geschlossen haben. Sehr anschaulich präsentiert Herr Wood seinen Horizont zum Beispiel in einem Vortrag seiner authentic.consult zum Thema "Human Being. Being Human". Haben Sie schon einmal erlebt, liebe Stadträte, dass ein Unternehmen durch solch Geschwurbel vor dem Untergang bewahrt wurde? Wer so tief in dieser Materie steckt wie Herr Wood, kann natürlich nicht wissen, dass so banale Vorschriften wie der Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft die Voraussetzung für die Bestellung zu einem Wahlbeamten sind. Das ist zu weit weg.
3. Machen Sie sich die Mühe, liebe Stadträte und suchen Sie den o.g. Beitrag im Netz und dann beantworten Sie sich die Frage selbst, ob Sie einen zweiten Bürgermeister dieses Profils an Ihre Seite gestellt haben möchten. Es erweckt in mir so den Anschein, als hätte man bereits vergessen, wie vor 30 Jahren qualifizierte Manager der 3. Garnitur in schwarzen Mänteln, Designerbrillen und mit dreisten Sprüchen den Osten überschwemmten und den Siegeszug der Marktwirtschaft hier einleiteten. Ich dachte, diese Zeiten wären vorüber.
4. Auswahlverfahren hin oder her: absolut befremdlich ist für mich die Besetzung einer Führungsposition in einem bedeutenden kommunalen Amt mit einer Person, die keinen anderen Bezug zur der Region hat, außer der Freundschaft mit einer Zittauerin. Haben Sie, liebe Stadträte, nicht so viel Selbstachtung, als dass Sie sich bemühten, hier ein „Eigengewächs“ zu protegieren, welches mit dem Umfeld vertraut ist und die Probleme vor Ort kennt? Ist es wirklich schon ein solches Desaster, dass sich keine regionale Persönlichkeit für das Amt eines zweiten Bürgermeisters mehr finden lässt? Dann sollte man sich vielleicht lieber einer umliegenden Verwaltungsgemeinschaft anschließen. Als gebürtiger Zittauer hoffe ich jedoch, dass es nicht so weit kommt und wünsche den Stadträten beim nächsten Wahlgang eine glücklichere Hand.
Dieser Beitrag liegt der Sächsischen Zeitung als Leserbriefzuschrift vor.
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