Donnerstag, 19. September 2019

Eine Wanderung in der Auschaer Region (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Das Städtchen Auscha (Ustek) liegt recht beschaulich in einem Becken, umrahmt vom Böhmischem Mittelgebirge und der Daubaer Schweiz. Westlich überragt der hohe Geltsch (Sedlo) die Landschaft, östlich erhebt sich der vergleichsweise zierliche Neuländer Kapellenberg, bestimmt aber mit seinen weithin sichtbaren Türmen die Kulisse. Der Kapellenberg ist eines der beiden heutigen Tagesziele. 

Wir durchwandern zunächst ein Stück der sehenswerten Auschaer Altstadt. 

Die Stadt Auscha liegt auf einem schmalen und felsigen Höhenrücken, dessen Längsseiten steil abfallen und daher gegen feindliche Angriffe leicht zu schützen waren... Von der deutschen Vorstadt zieht sich zur böhmischen den Haberbach entlang Häusergruppe auf Häusergruppe, und es ist wunderlich, wie man hier dem steilen Abhange des Bergrückens, der die Oberstadt trägt, den Grund zu Gebäuden und beschränkten Gartenanlagen mühsam abgerungen hat.“ (Paudler, „Ein deutsches Buch aus Böhmen“, Bd. 3)

Es ist durchaus lohnend, den Bummel durch Auscha auf die ganze Stadt auszudehnen, wir steigen jedoch, den Tourverlauf im Blick, hinunter in das Tal des o.g. Haberbaches und mit kurzem Anlauf hinauf nach Olhotta (Lhota). Von der Hochfläche öffnet sich ein schöner Blick wiederum auf Geltsch, die Hundorfer Beile (Phorský vrch) und den kegeligen Ronberg (Ronov). 

Die liebliche Gegend südlich von Auscha ist geprägt von einem Sandsteinplateau, welches von zahlreichen Seitentälern durchzogen ist. Die Hochfläche ist landwirtschaftlich genutzt. Es wird vermutet, dass in alter Zeit hier, begünstigt durch die nach Süden ausgerichtete Lage, sogar Weinbau betrieben wurde, was insofern plausibel ist, als dass die Höhe, von der wir nach Tetschendorf (Tetčiněves) einlaufen, auf alten Karten als „Auf‘n Weinberg“ bezeichnet wird. Weiter geht es hinauf über die Sandhöhe (Písková Výšina) in das alte Dorf Raschowitz (Rašovice). Das Denkmaldorf hinterlässt derzeit einen ziemlich unbelebten Eindruck. Von Raschowitz ist die imposante Helfenburg (Helfenburk), errichtet auf einer Bergzunge, nicht mehr fern. 

Eine solche Bergzunge nun, des linken Seitentales, das in diesem Teile auch Hradeker Grund heißt, trägt die malerischen Reste der Helfenburg, deren Bergfried über die niedrige, bebuschte n. Lehne herabgrüßt. Nach 3 Seiten fällt die Bergnase mit steilgeböschten Wänden gegen den Grund ab u. nur die S.-Seite hängt mit der Hochfläche zusammen. An der N.-Seite führt der alte Fahrweg aus dem Tale zur Ruine hinan. Man kommt oben vor derselben auf einem kleinen Platz, wo, an einem Felsblock angelehnt, seit 1872 ein zur Herrsch. Liebeschitz geh. Hegerhaus (mit Gastwirtschaft) erb. ist. Die Ruine ist umfangreich u. nimmt unter den nach Hunderten zählenden malerischen Burgtrümmern Böhmens eine der ersten Stellen ein; ihre imposanten Felsenpartien entzücken den Naturfreund u. Landschaftsmaler in eben dem Maße, als die fast unversehrten Befestigungswerke das Interesse des Archäologen u. Architekten fesseln.“ (Dr. Hantschel)

Die Restauration gehört natürlich der Vergangenheit an, wer sollte sie auch betreiben? Aber der restliche Burgkörper ist imposant, scheinbar unverwüstlich und will gesehen werden. Eine Turmbesteigung ist wahrscheinlich nur an Wochenenden möglich. Man sieht aber von selbigem nicht wirklich viel, da der Talkessel an den Rändern die Burg überragt.

Bleibt uns als letztes Ziel noch der Neuländer (Ostre) Kapellenberg. Diese Örtlichkeit sollte jeden Schwärmer zum Träumen bringen. 

Am Dorfteich in Neuland könnten ängstliche Gemüter das Gruseln lernen: Stark ausgehöhlte Kopfweiden beugen sich weit über die geheimnisvolle schwarze Wasserfläche. Furchtsame Personen würden nachts auch auf dem Kapellenberge erschauern, wenn sie ihn bisher noch nicht kannten und sich beim Hinanschreiten mit einem Male Gestalten gegenüber sehen würden . . . Es sind Heiligenstatuen. Der Neuländer Kapellenberg trägt nicht wie nach den weit hin sichtbaren Türmen von Fremden allgemein angenommen wird, zwei Kapellen, sondern drei: Kreuzerfindung Kreuzerhöhung und hl. Grab. Am Kreuzerfindungsfeste (3. Mai) wird der Berg alljährlich von vielen Wallfahrern besucht. Im 18 Jahrhundert noch hatten hier die sogenannten Flagellanten (Geißelbrüder) ihren Versammlungsort. 

Im weiten Becken von Auscha tanzen die Lichter der Stadt. Die Nacht ist dort schon völlig hereingebrochen Am Himmel aber schimmert noch eine unwirkliche Helle, so daß sich die Heiligenstatuen und der lange Rücken des Geltsch scharf wie Scherenschnitte abheben. Der Landschaftscharakter, unsere ganze Umgebung, die Wärme und der zauberhafte Mondschein erwecken in uns die Vorstellung, daß wir uns in Italien befinden!“ („Vom Jeschken zum Donnersberg“, Jahrbuch des Deutschen Gebirgsvereines für das Iser- und Jeschkengebirge, 1938)

Den Dorfteich habe ich beim besten Willen nicht mehr gefunden, aber ansonsten stimmt das Ambiente, abgesehen davon, dass die Kalvarie etwas besser gepflegt sein könnte. Auch das Fehlen einiger Statuen, die wahrscheinlich der Zerstörungswut von Vandalen zum Opfer fielen – mutmaßlich in der Zeit der kommunistischen Regentschaft - ist beklagenswert. Aber die Aussicht über das Auschaer Becken bis hin zu den westelbischen Kegelbergen und dem Kamm des Erzgebirges ist faszinierend. Gut, dass wir noch Rotweinreserven und Knabbereien im Rucksack haben. Sie bereichern die lauschige Rast an diesem romantischen Ort. Auf dem Weg zurück nach Auscha blicken wir noch oft zurück zu den Türmen der Andachtsstätte.

Unsere Heimfahrt nutzen wir für einen kurzen Besuch in Konoged (Konojedy), um uns über den Fortschritt der Sanierungsmaßnahmen an Schloss und Kirche zu informieren. Außer an den Außenanlagen scheint die Sanierung abgeschlossen zu sein, jedoch die weitere Nutzung des Schlosses ist offenbar nach wie vor ungewiss.

Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.





In Auscha





In Tetschendorf


In Raschowitz











Ausblicke auf Ronberg und Geltsch



Die Helfenburg









Der Kapellenberg








Schlosskomplex Knoged






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