Obwohl ich schon oft in der Gegend um Sterndorf (Hvězda)
war, welches auf einem Sandsteinmassiv zwischen Wilhoscht und
Ronberg liegt, war mir ein kleiner Berg bisher bisher völlig
verborgen geblieben, welcher es aber wirklich in sich hat. Zumeist
wandert man auf dem Weg zum Gansberg (Husa)
daran vorbei und nimmt nur zwischen den Bäumen den Sockel des
Felsquaders wahr. Beim Stöbern auf einer Webseite der Uni Prag,
fand ich dann bemerkenswerten Aufnahmen von einem gewissen Stříbrný
vrch. Zunächst war ich begeistert, hier Fotos meines
ultimativen Lieblingsberges Silberstein zu finden, musste aber
schnell feststellen, dass es sich um eine ganz andere Anhöhe
handelt, nämlich den Ziebernberg in der Daubaer Schweiz. So ist
das eben manchmal mit der Übersetzung.
Schnell ist der Weg von Sterndorf zum Ziebernberg zurückgelegt.
Ein Stichweg führt in das Felsmassivs hinein. Am Fuß der Felswand
haben sich Bergsteiger eine gemütliche Boofe eingerichtet. Von
dort führt ein Pfad in einen sich verengenden Felskanal. Durch den
muss man hindurch, will man auf das gegliederte Plateau des
Ziebernberges hinauf gelangen. Der Aufstieg lohnt sich ungemein,
denn von hier gewinnt man einen schönen Überblick über die
gerundeten Sandsteinkolosse und darüber hinaus zu den Bergen der
Umgebung, hervorzuheben Ronberg (Ronov),
Wilschtberg (Vlhošť) und die Kosel (Kozel).
Man plane für den Besuch des Ziebernberges etwas Zeit ein, es
lohnt sich.
Unser nächstes Ziel ist das kleine Bauerndorf Wobrok (Obrok). Der
Weg dahin führt durch die Kühgründe. Es handelt sich dabei um ein
verästeltes Felsental, welches zwischen Wobrok und Wilschtberg
verläuft. Man ist hier gut beraten, sich nicht am markierten
Wanderweg zu orientieren, sondern einen der zu Tal gehenden
Nebenwege zu wählen, der später in der Talsohle den Hauptweg
erreicht. Das kleine Dorf Wobrok in idyllischer Waldlage besticht
durch herrlich sanierte Fachwerkhäuser und Bauernhöfe. Früher
existierte hier ein Waldstein‘sches Jagdschloss. Ein ähnliches
Ambiente kann das kleine benachbarte Domaschitz (Domašice)
für sich beanspruchen, obwohl hier noch ein gutes Stück Arbeit an
den alten Höfen zu leisten ist. Nicht gerechnet haben wir damit,
dass in der Ortsmitte ein Hostinec zu finden ist, welches über die
Mittagszeit sogar geöffnet hat. Äußerlich hinterlässt es einen
etwas verwegenen Eindruck, innen ist es auf das Beste renoviert.
Ich hatte die Mitstreiter gebeten, sich mit der lobenden Kritik
an der heutigen Wegführung noch etwas zurückzuhalten. Denn siehe
da, nun geht es hinauf in Richtung Skalken (Skalka)
und wieder einmal durch Dick und Dünn, Hirschlausfliegen (Lipoptena cervi)
umsurren uns, krabbeln über die Haut und lösen lästigen Juckreiz
aus (bemerkenswert: in diesem Jahr wurden noch keine Zecken
festgestellt). Das letzte Stück hinauf nach Skalken führt dann
aber wieder versöhnlich durch ein schönes Wiesental. Schnell noch
ein Bier in der angenehmen örtlichen Pizzeria und schon nehmen wir
das letzte Wegstück in Angriff, auf dem wir uns die Felsen im
Brotschkenwald (Bročky)
näher besehen wollen. Der gewählte Zugang ist gewissermaßen etwas
gewöhnungsbedürftig, verläuft er doch steil durch Gestrüpp in
einer ausgespülten Rinne abwärts. Höre ich leisen Unmut? Der legt
sich aber sogleich wieder, als die Wanderfreunde die bizarren
Felsen in dem urwaldartigen Tal bestaunen, die auf so
phantasievolle Namen wie Marmolata oder Eldorado hören. Unten
angekommen, öffnet sich der Wald, zunächst zeigt sich erhaben der
Ronberg und bald der monströse Wilschtberg. Ein schöner
Schlussakkord auf unserer heutigen Tour.
Bleibt noch der Weg durch den Borngrund hinauf nach Sterndorf. Im
oberen Teil verengt sich die Schlucht und wird beidseitig durch
Felsen gesäumt.
„Der Wanderer, der sich von Littnitz dem Dorfe
zuwendet, wird mit Verwunderung u. Staunen die mehr als turmhoch
aufragenden Sandsteinfelsen betrachten, die den Hauptzugang, den
sog. Borngrund einfassen u. sich oft in kühn vorspringenden
Bildungen (Elephant, Quargelstein, Preußenstein, Kröte,
Raubschlössel) wie trotzige Warttürme über ihm erheben. Der
Grund hat den Namen von einem l. am Eingange
befindlichen, mit Sandsteinquadern überwölbten, ergiebigen
Brunnen, aus welchem die Bewohner aus Sterndorf (meist
Landwirte, die bes. feinen Hopfen bauen) ihren Wasserbedarf
deckten, da der im Dorfe selbst befindliche, 117 Ellen, also
etwa 70 m tiefe Felsenbrunnen ungenügend
war. An einer Bildsäule
vorüber führt der steile u.
enge Pfad ins Dorf hinauf, dessen Häuser
zum Teil wie Schwalbennester an den
Felsen angebaut sind.“ (Dr. Hantschel)
Etwa in Höhe der Bildsäule befinden sich oberhalb zahlreiche in
den Felsen gehauene Behausungen (Skalní byty). Über die
Lebensqualität in diesen Wohnungen mag man sich heute lieber keine
Vorstellungen machen.
In Sterndorf
Auf dem Ziebernberg
Im Brotschkenwald
In Wobrok
Gehöft in Domaschitz
Auf dem Weg nach Skalken
Schöne Ausblicke von Skalken zu Ronberg und Geltsch
Schon wieder im Brotschkenwald
Felsbehausungen bei Sterndorf
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