Samstag, 15. August 2020

Wanderung zum Ziebernberg und in den Brotschkenwald

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Obwohl ich schon oft in der Gegend um Sterndorf (Hvězda) war, welches auf einem Sandsteinmassiv zwischen Wilhoscht und Ronberg liegt, war mir ein kleiner Berg bisher bisher völlig verborgen geblieben, welcher es aber wirklich in sich hat. Zumeist wandert man auf dem Weg zum Gansberg (Husa) daran vorbei und nimmt nur zwischen den Bäumen den Sockel des Felsquaders wahr. Beim Stöbern auf einer Webseite der Uni Prag, fand ich dann bemerkenswerten Aufnahmen von einem gewissen Stříbrný vrch. Zunächst war ich begeistert, hier Fotos meines ultimativen Lieblingsberges Silberstein zu finden, musste aber schnell feststellen, dass es sich um eine ganz andere Anhöhe handelt, nämlich den Ziebernberg in der Daubaer Schweiz. So ist das eben manchmal mit der Übersetzung.

Schnell ist der Weg von Sterndorf zum Ziebernberg zurückgelegt. Ein Stichweg führt in das Felsmassivs hinein. Am Fuß der Felswand haben sich Bergsteiger eine gemütliche Boofe eingerichtet. Von dort führt ein Pfad in einen sich verengenden Felskanal. Durch den muss man hindurch, will man auf das gegliederte Plateau des Ziebernberges hinauf gelangen. Der Aufstieg lohnt sich ungemein, denn von hier gewinnt man einen schönen Überblick über die gerundeten Sandsteinkolosse und darüber hinaus zu den Bergen der Umgebung, hervorzuheben Ronberg (Ronov), Wilschtberg (Vlhošť) und die Kosel (Kozel). Man plane für den Besuch des Ziebernberges etwas Zeit ein, es lohnt sich.

Unser nächstes Ziel ist das kleine Bauerndorf Wobrok (Obrok). Der Weg dahin führt durch die Kühgründe. Es handelt sich dabei um ein verästeltes Felsental, welches zwischen Wobrok und Wilschtberg verläuft. Man ist hier gut beraten, sich nicht am markierten Wanderweg zu orientieren, sondern einen der zu Tal gehenden Nebenwege zu wählen, der später in der Talsohle den Hauptweg erreicht. Das kleine Dorf Wobrok in idyllischer Waldlage besticht durch herrlich sanierte Fachwerkhäuser und Bauernhöfe. Früher existierte hier ein Waldstein‘sches Jagdschloss. Ein ähnliches Ambiente kann das kleine benachbarte Domaschitz (Domašice) für sich beanspruchen, obwohl hier noch ein gutes Stück Arbeit an den alten Höfen zu leisten ist. Nicht gerechnet haben wir damit, dass in der Ortsmitte ein Hostinec zu finden ist, welches über die Mittagszeit sogar geöffnet hat. Äußerlich hinterlässt es einen etwas verwegenen Eindruck, innen ist es auf das Beste renoviert.
Ich hatte die Mitstreiter gebeten, sich mit der lobenden Kritik an der heutigen Wegführung noch etwas zurückzuhalten. Denn siehe da, nun geht es hinauf in Richtung Skalken (Skalka) und wieder einmal durch Dick und Dünn, Hirschlausfliegen (Lipoptena cervi) umsurren uns, krabbeln über die Haut und lösen lästigen Juckreiz aus (bemerkenswert: in diesem Jahr wurden noch keine Zecken festgestellt). Das letzte Stück hinauf nach Skalken führt dann aber wieder versöhnlich durch ein schönes Wiesental. Schnell noch ein Bier in der angenehmen örtlichen Pizzeria und schon nehmen wir das letzte Wegstück in Angriff, auf dem wir uns die Felsen im Brotschkenwald (Bročky) näher besehen wollen. Der gewählte Zugang ist gewissermaßen etwas gewöhnungsbedürftig, verläuft er doch steil durch Gestrüpp in einer ausgespülten Rinne abwärts. Höre ich leisen Unmut? Der legt sich aber sogleich wieder, als die Wanderfreunde die bizarren Felsen in dem urwaldartigen Tal bestaunen, die auf so phantasievolle Namen wie Marmolata oder Eldorado hören. Unten angekommen, öffnet sich der Wald, zunächst zeigt sich erhaben der Ronberg und bald der monströse Wilschtberg. Ein schöner Schlussakkord auf unserer heutigen Tour.

Bleibt noch der Weg durch den Borngrund hinauf nach Sterndorf. Im oberen Teil verengt sich die Schlucht und wird beidseitig durch Felsen gesäumt.

Der Wanderer, der sich von Littnitz dem Dorfe zuwendet, wird mit Verwunderung u. Staunen die mehr als turmhoch aufragenden Sandsteinfelsen betrachten, die den Hauptzugang, den sog. Borngrund einfassen u. sich oft in kühn vorspringenden Bildungen (Elephant, Quargelstein, Preußenstein, Kröte, Raubschlössel) wie trotzige Warttürme über ihm erheben. Der Grund hat den Namen von einem l. am Eingange befindlichen, mit Sandsteinquadern überwölbten, ergiebigen Brunnen, aus welchem die Bewohner aus Sterndorf (meist Landwirte, die bes. feinen Hopfen bauen) ihren Wasserbedarf deckten, da der im Dorfe selbst befindliche, 117 Ellen, also etwa 70 m tiefe Felsenbrunnen ungenügend war. An einer Bildule vorüber führt der steile u. enge Pfad ins Dorf hinauf, dessen Häuser zum Teil wie Schwalbennester an den Felsen angebaut sind.“ (Dr. Hantschel)
Etwa in Höhe der Bildsäule befinden sich oberhalb zahlreiche in den Felsen gehauene Behausungen (Skalní byty). Über die Lebensqualität in diesen Wohnungen mag man sich heute lieber keine Vorstellungen machen.




Die GPS-Daten zu unserer heutigen Tour findet man hier.




In Sterndorf





Auf dem Ziebernberg













Im Brotschkenwald




In Wobrok













Gehöft in Domaschitz


Auf dem Weg nach Skalken









Schöne Ausblicke von Skalken zu Ronberg und Geltsch




Schon wieder im Brotschkenwald











Felsbehausungen bei Sterndorf







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