Sonntag, 6. September 2020

Wanderung von Sandau zur Anhöhe Im Hohen Busch

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Olbersdorf

Eigentlich war eine Wanderung nach Klein Bocken (Mala Bukovina) geplant, welches den meisten Wanderfreunden noch unbekannt ist. Nach Klein Bocken und Umgebung sollte man gehen, wenn der Planet nicht unbarmherzig auf den Nischel sticht, weil man lange Strecken über baumloses Wiesengelände zurückzulegen hat, wofür man allerdings mit traumhaft schönen Aussichten belohnt wird. Das Wetter könnte passen, da eine kleine Störung der gegenwärtigen Hitzeperiode eine kurze Verschnaufpause verschafft. Ausgangsort unserer Tour soll Sandau sein (Zandov).

Wir sammeln uns in Großschönau, als es zu regnen beginnt. Die Anfrage an eine Wetter-App lässt uns jedoch hoffen. Je näher wir dem Schöber-Pass (Stožecké sedlo) kommen, um so mehr artet der Regen in einengewaltigen Wolkenbruch aus, der nicht aufhören will. Von Steinschönau aus sieht man, dass das Böhmische Mittelgebirge im Nebel liegt. Für Kehrtwendungen bin ich nicht zu haben und so fahren wir weiter nach Sandau. Der Regen ist hier zumindest nicht so stark. Also beschließen wir, die Zeit zu nutzen und nach Oberpolitz (Horní Police) zu fahren, um nach dem Fortgang der Arbeiten an der Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung zu schauen. Im Jahr 2018 konnten wir zwar die Kirche noch betreten, aber das Inventar wurde gerade abgebaut und man teilte uns mit, wir sollten 2020 wiederkommen. Die Kirche, die zwischenzeitlich zu den Stationen der Via Sacra gehört, sollte restauriert werden. Nun ist man ja von solchen Großprojekten im Heimatland einiges gewöhnt, aber nicht so in Tschechien. Jetzt, im Jahre 2020 sind die Arbeiten an der Kirche planmäßig abgeschlossen, nur der Kreuzgang um die Kirche herum soll später restauriert werden. 

Zurück in Sandau hat es aufgehört zu regnen, nur Dunst liegt noch über der Landschaft. Der schöne Abschnitt unserer Tour beginnt in Karlsthal (Karlovka). So wandern wir zunächst vorbei am Hofberg (Dvorsky kopec) und dem Großen Teich (Velký rybnik) zur Ortslage Karlsthal. Hier beginnt das weitläufige Wiesengelände um den Lerchenberg (Skřivánčí vrch), welches durch kleine Baumgruppen und einige Senken gegliedert ist. Es ist höchst ungewiss, ob wir hier wirklich durchkommen, denn das Gelände eignet sich ideal als Weideland. Einen Plan B gibt es nicht und so gehen wir einfach darauf los und kein Hindernis hält uns auf. Alte Obstbäume an den Rainen lassen darauf schließen, dass in dieser malerischen Landschaft einmal eine Ansiedlung bestand und richtig, ein Blick auf die Karte verrät uns, dass sich hier einmal der Weiler Lerchenthal (Skřivánčí) befand. Die eine oder andere überwucherte Ruine soll wohl noch vorhanden sein. Leicht ansteigend wandern wir dem Freudenberg (Veselka) entgegen. An seinem Fuß haben sich die Häuser des ehemaligen Freudenheim (Veselíčko) erhalten. Von hier führt ein aus Markersdorf (Markvartice) kommender Lehrpfad hinauf auf den von Klein Bocken heran ziehenden Kamm. Das Wäldchen trägt die alte Bezeichnung Im Hohen Busch (Vysoky les).

Auf unserer Etappentour Rautenweg sahen wir 2015, wie gerade Zimmerleute dabei waren, hier einen Aussichtspunkt einzurichten. Das Ergebnis ist ein herrlicher Rastplatz mit einem besteigbaren symbolischen trigonometrischen Punkt - Triangel genannt – von dem man eine hervorragende Aussicht zum Rosenberg und die umliegende Böhmische Schweiz geboten bekommt. Eine zweite, östlich gelegene Aussicht ist auf das Lausitzer Gebirge ausgerichtet, insbesondere die schöne Bergkette um den Kaltenberg (Studenec). Die Aufnahmen eines Drohnenfluges vermitteln einen Eindruck vom Panorama der nördlichen Hemisphäre.

Die nächsten Kilometer wandern wir vom Hohen Wald auf einem Höhenrücken nach Klein Bocken. Plötzlich ist es hochsommerlich warm geworden. Der Dunst über dem Land hat sich aufgelöst und so genießen wir wunderbare Ausblicke über das Mittelgebirge, zum Lausitzer Gebirge und zu den etwas ferneren Gefilden der Daubaer Schweiz. Zwischen Tal und Kamm liegt malerisch der Lerchenberg, den wir heute unterhalb schon einmal passiert haben. Ein kleiner Abstecher zur schönen Kirche des Heiligen Wenzel in Klein Bocken empfiehlt sich immer, vor allem für jene, welche das Gotteshaus noch nicht kennen. Bemerkenswert sind auch die schön restaurierten Grabstellen auf dem Friedhof.

Wir setzen unsere Wanderung um den Bockenberg (Bukovinsky vrch) herum fort, auch hier tolle Aussichten auf das Mittelgebirge, im Tal liegt Bensen (Benešov nad Ploučnicí). Ein weiterer Anstieg macht sich erforderlich hinauf auf die Höhen um den Fuchsberg (Kotel). Sandau und Oberpolitz erblicken wir im Tal, in nördlicher Richtung dramatisch schön der Rosenberg. Aus Richtung Elbtal steigen plötzlich wieder dunkle Wolken auf und man hört ein leichtes Grummeln. „Na...“, sag ich noch. Besser man sieht zu, ins Tal zu kommen, wo der Polzen (Ploučnice) fließt. Steil ist der Weg hinab nach Schokau (Starý Šachov) und schmierig von den letzten Regenfällen. Nun glauben wir, dass wir es geschafft haben (denn es sind nur noch 2,5 km zurück nach Sandau), als wir plötzlich von einem heftig anhaltenden Gewitterguss erfasst werden. Egal ob Schirm, Regenjacke oder Poncho – wir sind durch bis auf die Knochen. In Sandau auf dem Markt scheint dann wieder die Sonne. Musste das also sein? Letzter Trost ist ein Scheidebecher, den wir in der urigen Kneipe „Hospoda U Kostela“ einnehmen. 


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Restaurierte Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Oberpolitz







Im Umfeld des Lerchenberg








Rastplatz Im Hohen Busch



Auf dem Weg nach Klein Bocken











Parkplatzproblem gelöst




Der Friedhof in Klein Bocken hat erfreulich gepflegte Grabstellen vorzuweisen











Unterwegs zwischen Bockenberg und Fuchsberg











Der Polzen




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