Freitag, 12. März 2021

Wanderung auf dem Körtingweg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Olbersdorf







Die triste Winterzeit kann man gut dafür nutzen, ein paar ausgewählte Ziele in der näheren Umgebung zu besuchen und dabei ein paar erinnerungswürdige Besonderheiten in Augenschein nehmen. Dabei spielt bei der heutigen Wanderung der Körtingweg eine Rolle, der sich sehr angenehm, weil bequem von Lückendorf um den Brandberg herum zum Scharfenstein windet. Der Weg wurde nach Max Körting benannt. Bereits mein Vater erzählte mir anlässlich einer Wanderung die Geschichte dieses Weges. Max Körting war demnach einer der ersten Unternehmer in Deutschland, der ein Ferienheim errichten ließ, welches kostenlos von den Mitarbeitern seiner Firma genutzt werden konnte. Das war eine erstaunliche Form von Kapitalismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts, also fast so ähnlich wie heute. Eine Gedenktafel am Wege erinnert mit folgenden Worten an Max Körting:

Max Körting, 1862 - 1948, Gründer der Elektrofirma Körting & Mathiesen 1889 in Leipzig. Ein gutes Betriebsklima war ihm Grundprinzip, 1895 Stiftung eines Betriebswohlfahrtsfonds mit Verwaltung in Verantwortung der Mitarbeiter. 1911 Errichtung eines Betriebsferienheimes in Lückendorf mit 42 Betten u. kostenfreier Nutzung. 1929 kauft es die Gemeinde, es wird „Kurhaus“. Max Körting unterstützte den Anschluss Lückendorfs an die Elektroenergieversorgung. Mit finanzieller Hilfe Körtings erfolgte 1924 durch den Gebirgsverein „Globus“ der Ausbau des Pfades am Brandberg als bequemer Wanderweg. Zu Ehren Max Körtings wurde der Weg zum „Körtingweg“. Nach 1950 Umbenennung in „Brandbergweg“, der alte Name blieb jedoch in Erinnerung. 2005 Wiederbenennung in „Körtingweg“ und Aufstellung einer „Körtingbank“, unterstützt durch die Enkelin des Namensgebers. Das ehemalige Ferienheim / Kurhaus am neuen Wanderparkplatz verfällt leider zusehends“.

Am 26.05.2020 berichtet die Sächsische Zeitung, dass Interessenten für das Kurhaus gefunden seien, die Mio 3,5 € in das Objekt zu investieren gedenken. Bis jetzt ist noch nichts davon zu sehen. Erschreckend dürfte für die Investoren jedoch sein, dass die Betreibung des aparten, nahe gelegenen „Neuen Kurhauses“ ebenfalls im Jahre 2020 aufgegeben wurde. Lückendorf war von je her als beliebter Luftkurort bekannt. Das alles spielt im 21. Jahrhundert keine Rolle mehr. Die Leute wollen wo anders hin.NObendrein das naheliegende Tschechien neuerdings wieder als Feindstaat behandelt und die Grenzen wurden dicht gemacht. Krieg dem Virus! Kein gutes Omen.

An dieser Stelle sei noch eine persönliche Anmerkung angebracht. Ebenfalls in der SZ erschien vor wenigen Tagen ein Beitrag über die Bewachung der Grenze durch die Polizei. Es sind also wieder Grenzer unterwegs.

Grenzschutz im Zittauer Gebirge. Der neue Aussichtsturm auf der Lausche dient zugleich als B-Turm Bild Sächsische Zeitung;

  

 Beim Umgang mit Waffen ist das Tragen einer Maske untersagt. Das schränkt die Zielgenauigkeit ein  

Was erwartet uns noch? Ein verlorenes Jahr in meinem Leben war die Ableistung der Wehrpflicht in den 70-er Jahren. Ich stand an der grünen Grenze in Mengersgereuth-Hämmern in Thüringen. Man erinnert sich noch an den sogenannten Schießbefehl. Wahr ist aber auch, dass wir uns abgesprochen hatten, keinesfalls die Waffe anzuwenden und auf wehrlose Menschen zu schießen. Das war sozusagen eine Verabredung zur Befehlsverweigerung. Die Entscheidung, wie weit er in einer solchen Situation geht, muss jeder für sich selbst treffen und verantworten. Maßgeblich dafür sind die eigenen moralischen Ansprüche und, ganz wichtig: man stehe auf der richtigen Seite!

Das gilt, nebenbei gesagt, auch für die Anwendung von körperlicher Gewalt, Reizgas und Wasserwerfern.

Wir wandern vom Bahnhof Nieder Oybin die Leipaer Straße ein Stück aufwärts, weiter über den Höllenweg und den schönen Zschaukensteinweg hinauf zum Oybiner Ortsteil Hain. Bei Einsetzen der Schneeschmelze lohnt ein kurzer Abstieg in den Eschengrund, wo unter günstigen Bedingungen die Eisfälle zu besichtigen sind. Kurzer Abstecher bei nunmehr einsetzendem Nebel über den Hochwald (Achtung: verschärftes Grenzgebiet!), entlang der Grenze weiter nach Lückendorf, wo wir auf den Körting-Weg treffen. Den Töpfer lassen wir aufgrund der winterlichen Wegeverhältnisse heute einmal aus und wählen den Weg am Fuß des Berges um diesen herum. So schließt sich die Runde wieder in Nieder-Oybin.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.

 


Unterwegs auf dem winterlichen Zschaukensteinweg




Ein Abstieg zu den Eisvorhängen im Eschengrund empfiehlt sich an Wintertagen






Der Aufstieg zum Hochwald lohnt eigentlich bei jedem Wetter





Auf dem Körtingweg, der leidige Holzeinschlag eröffnet neue Sichtachsen

















Etwas Heißes zur Mittagszeit ergötzt den Wandersmann im Winter

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