Donnerstag, 3. Juni 2021

Neuauflage einer Wanderung zu Pfaffenstein, Rabenstein, Oberwegsteine, Paß

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Auf der heutigen Route sind wir schon einmal unterwegs gewesen, dieses mal in neuer Besetzung der Wandergruppe. Die Beschreibung der Tour findet man hier. Wir wollen uns also nur auf ein paar neue „alte“ Informationen aus Fundstellen der Jahrbücher des Deutschen Gebirgsvereines für das Iser- und Jeschkengebirge konzentrieren. Wir schlagen zunächst den Weg von Hartau zum Lindenberg (Lipový vrch) ein, ein vorgeschobener Gipfel des Spitzbergs (Sedlecký Špičák). Die ehemaligen Steinbrüche unterhalb des Gipfels stimmen uns auf die zahlreichen Felsbegegnungen am heutigen Tag ein. 








Das hinter der Einsenkung von Paß beginnende Lausitzer-Gebirge besitzt auf engem Raume eine ziemliche Anzahl prächtiger Sandstein-Felsengruppen, die zu den schönsten Punkten des ganzen Gebirges gehören. In erster Reihe sind zu nennen die malerischen Pfaffensteine bei Lückendorf, (569 m), eine ruinenartig zerklüftete Felsgruppe, auf deren Gipfel in jüngster Zeit eine Schutzhütte errichtet wurde. Von ihr aus entrollt sich ein herrliches Landschaftsbild, gebildet von zerklüfteten Felsgruppen, bewaldeten Höhen und freundlichen Ortschaften. Die Pfaffensteine sollen ihren Namen nicht, wie man vermuten könnte, vom Worte »Pfaffe« haben, sondern von einem Wahrsager oder Unheilverkünder, einem alten Männlein, das seit Jahrhunderten in diesem Felsgeklüfte hauste und durch Pfeifen unheilvolle Zeitereignisse anzukündigen pflegte. Das letzte Mal ließ es im Jahre 1858 und 1866 seinen gellenden Pfiff ertönen. Im Volksmunde hieß es dann, »das Männlein pfafft« = pfeift, und davon sollen die Felsen ihren Namen erhalten haben. Ganz in der Nähe der Pfaffensteine ist der merkwürdige Zirkus der Pferdelöcher, auch Felsenstadt und Hufeisenberg genannt. Die Pferdelöcher bestehen aus senkrecht abstürzenden zerklüfteten Sandsteinfelsen, die einen großen Halbkreis bilden und wie Versetzstücke eines Theaterraumes neben- und hintereinander gestellt sind. Ihren Namen Pferdelöcher sollen sie davon haben, dass in den früheren Kriegszeiten aus den benachbarten Ortschaften in diesen großen von Felsen eingeschlossenen Raum Pferde und auch andere Haustiere in Sicherheit gebracht wurden. Da auf der Höhe in einen dazu gehörigen Sandsteinblock ein Hufeisen eingemeißelt ist, wird das Ganze auch Hufeisenberg oder Hufeisenstein genannt. Unweit davon, und zwar in südlicher Richtung, in der Nähe des Kaisergrundes, erheben sich die Rabensteine, eine prächtige 18-20 m hohe Sandstein-Felsengruppe, von welcher das Jahrbuch 1903 eine sehr gute Abbildung brachte. Sie gehören gleichfalls zu den Sehenswürdigkeiten des Lausitzer Gebirges-. Eine sehr steil abfallende Felswand der Rabensteine heißt die ,Fellerwand, weil sie im Jahre 1884 von dem nachher in den Alpen verunglückten Zittauer Professor Feller in Gesellschaft mehrerer „Reichenberger“ zum erstenmale erstiegen wurde. Der Name Rabensteine dürfte davon herrühren, daß in den Klüften und Löchern der Sandsteinfelsen gerne ,Dohlen nisten. Hier können auch noch die Uhusteine und die Nackten Männer erwähnt werden, malerische Sandsteinfelsen, die sich in dem benachbarten Weißbachtale unweit von Lückendorf erheben. (Jahrbuch des Deutschen Gebirgsvereines für das Iser- und Jeschkengebirge (*), Ausgabe 1907)“

Die Besucher des Pfaffensteins (Popova skála) werden sich bereits gewundert haben, dass an der in luftiger Höhe befindlichen Aussichtsplattform irgendwann einmal bauliche Eingriffe vorgenommen wurden. Näheres dazu erfahren wir erneut aus o,g. Jahrbuch

In der vorjährigen Hauptversammlung wurde berichtet, daß der Gipfelfelsen des Pfaffensteines bei Grottau durch die Witterung Schaden gelitten hatte. Die mit den Ortsgruppen Spittelgrund und Grottau durchgeführten Untersuchungen ergaben, daß tatsächlich eine unmittelbare Gefahr für die Besucher dieses Aussichtspunktes vorlag, so daß zunächst die Sperrung des Aufstieges verfügt wurde. Da der Pfaffenstein jedoch ein viel besuchtes Ausflugsziel ist, von dessen Gipfel sich eine prächtige Rundsicht über einen schönen Teil unserer Heimat erschließt, und da er außerdem als ein besonderes Naturdenkmal, das in seiner Eigenart der ganzen Landschaft das Gepräge gibt, die unbedingte Erhaltung verdient, beschlossen wir, die erforderlichen Sicherungsarbeiten sofort durchführen zu lassen. Unsere beiden Ortsgruppen Spittelgrund und Grottau hatten sich tatkräftig in den Dienst dieser Aufgabe gestellt und an den Durchführungsarbeiten werktätigsten Anteil genommen. Es wurde vor allem der oberste Felskopf durch entsprechende Betonuntermauerungen gestützt und die vorhandenen Risse und Sprünge mit Beton ausgegossen. Dadurch ist die drohende Einsturzgefahr des obersten Felsausbaues auf Jahre hinaus wieder gesichert. Der eiserne Stiegenaufgang und das Schutzgeländer wurden hiebei ebenfalls ausgebessert und mit einem neuen Anstrich versehen. Die Anlage auf dem Pfaffenstein war bekanntlich seinerzeit eine Widmung des verewigten Heimatfreundes, des Privaten Hugo Lubisch aus Lückensdorf, der auch die nahe „Hugo-Hütte“ als Schutzhütte für Wanderer aus eigenen Mitteln erbaut hatte. Die Kosten für die durchgeführten Sicherungs- und Wiederherstellungsarbeiten, welche die Firma Hans Neumann in Grottau in bester Weise durchgeführt hat, betrugen Kč 3172,45. Hievon trug der Stammverein Kč 2500-‚ den Rest von Kč 672,45 übernahm die Ortsgruppe Grottau aus eigenen Mitteln. Die Ortsgruppe Grottau hat auch die Durchführung der Arbeiten durch eine teilweise Stundung der Kostensumme für das Jahr 1934 ermöglicht. Außerdem hat auch die Ortsgruppe Spittelgrund die Beförderung sämtlicher Baustoffe und des benötigten Wassers auf den Pfaffenstein sowie den Anstrich der Stiege und des Schutzgeländers aus eigenem getragen. Wir sind den beiden genannten Ortsgruppen für ihre Unterstützung bei der Durchführung der Arbeiten und für ihre geldliche Anteilnahme zu großem Danke verpflichtet.“ ((*)Aus dem Bericht der 50. Hauptversammlung, 1934)



Anderenorts erfahren wir mehr über die ehemalige Schutzhütte, von der keine Reste mehr auffindbar sind. Der Bau der Schutzhütte erfolgte 1906 auf Initiative der Eheleute Lubisch aus Lückendorf, welche auch das Geld dafür bereitstellten. Außerdem stifteten sie 500 Mark für die Anbringung einer eisernen Stiege und die Schutzgeländer auf der Aussichtplattform, die uns für unsere heutige Rundschau sehr dienlich sind. Unser Weg setzt sich fort zu den Rabensteinen. Kurz vor dem Hufeisenberg nehmen wir den beliebten Pascherweg (Pašerácká stezka), der uns zunächst in den Kaisergrund (Císařský důl) bringt, von da hinauf weiter zu den Rabensteinen (Vraní skály).










Auf dem Pascherweg hinunter in den Kaisergrund umrahmt von dem frischen Grün der Heidelbeersträucher

Bemerkenswert sind hier die Schachttürme (Šachtové věže) und die Fellerwand (Fellerova věž). Zwischen den beiden Gebilden klafft ein breiter Spalt. Die ebene, aber aber rissige Fellerwand nährt den Verdacht, dass der Sandstein hier ursprünglich durch heißes, aufsteigendes Magma ausgehärtet wurde. So ist es auch. Vom Schwarzen Berg (Černý vrch) über den Rolleberg zogen sich zwei parallele Basaltgänge bis zu den Rabensteinen. Das Eruptivgestein ist unterdessen verwittert bzw. durch Erzgewinnung in der Vergangenheit abgetragen worden, so dass nur noch die ausgehärteten Sandsteinwände stehen.

Der Basaltgang, an dessen Stelle hier nur noch eine viele Meter breite Kluft zu sehen ist, trennt die Fellerwand vom Rabensteine. Wie wir auf dem Rolleberge sahen, daß die dem Basalte zugekehrte Innenseite der Sandsteinwand eine mehr oder wenig ebene senkrechte Fläche darstellt, die freistehende Außenseite aber reich gegliedert erscheint, so ist es auch bei der Fellerwand: Ihre Innenseite ist eben und sieht aus, als wäre sie aus eckigen Quadern aufgetürmt, weil sie von einem Spaltennetz durchschwärmt wird. In ihre Außenseite aber haben Wind und Wetter so kräftig ihre Spuren eingegraben, daß nicht nur die schöne Strandschichtung des Sandsteines scharf herausgearbeitet ist, sondern auch an weicheren Stellen Löcher die ganze Wand durchbohrt haben. Demgegenüber war ja auch die Innenseite durch eine dicke und sehr widerstandfähige Eisenerzschale geschützt, von welcher noch heute Reste zu sehen sind.“ (*)(1931)











Ausgiebige Rast und kurze Besichtigung der Rabensteine, dann geht es weiter zu den Kletterfelsen der Oberwegsteine (Horní skály), nach Pass (Horní Sedlo) und hinunter nach Spittelgrund (Dolní Sedlo). Es ist jetzt ein richtig schöner Nachmittag geworden, so dass wir auf den herrlichen Wiesen oberhalb von Grottau (Hrádek nad Nisou) noch eine geruhsame Rast mit Blick auf das Panorama einlegen, bevor wir nach Hartau zurückkehren. 













An den Oberwegsteinen





Über Pass und Spittelgrund zurück nach Hartau











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